Öffentlicher Dienst
Jetzt streikt auch Forchheim
Die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst sind auch in Forchheim unzufrieden. Bei steigender Inflation fordern sie entsprechend höhere Gehälter.
Die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst sind auch in Forchheim unzufrieden. Bei steigender Inflation fordern sie entsprechend höhere Gehälter.
Swen Pförtner/dpa
Matthias Litzlfelder von Matthias Litzlfelder Fränkischer Tag
Forchheim – Der Arbeitskampf der Gewerkschaft Verdi erreicht am Donnerstag Stadt, Landratsamt und Klinikum. Auf welche Auswirkungen sich Bürger einstellen müssen.

Jetzt also auch Forchheim. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi im Bezirk Oberfranken-West erhöht im Tarifstreit mit den Arbeitgebern des Öffentlichen Dienstes den Druck und weitet ihre Warnstreiks räumlich aus. Waren am 16. Februar Bamberg und am vergangenen Dienstag Lichtenfels betroffen, so findet am Donnerstag nun der erste Warnstreik in Forchheim statt.

Aufgerufen zum ganztägigen Streik sind die Beschäftigten der Stadt Forchheim, des Landratsamtes Forchheim sowie des Klinikums Forchheim. Zwischen 9 und 10 Uhr findet dazu auf dem Marktplatz eine Kundgebung statt, zu der sich Redner von DGB, katholischer Betriebsseelsorge sowie Repräsentanten aus den jeweiligen Verwaltungen angekündigt haben.

„Meilenweit von unserer Forderung weg“

Die Forderung der Gewerkschaft: 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens 500 Euro steht weiter im Raum. „Bisher gab es zwei ernüchternde Verhandlungsrunden“, berichtet Dirk Schneider, der stellvertretende Geschäftsführer im Verdi-Bezirk Oberfranken-West. In der vergangenen Woche hätten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, „das meilenweit von unserer Forderung weg ist und die Inflation nicht einmal zur Hälfte ausgleicht“.

In zwei Stufen einmal ein Plus von zwei und einmal von drei Prozent beim Gehalt bei einer Laufzeit von 27 Monaten: Das sei inakzeptabel. Da helfe auch nicht die angebotene Inflationsprämie in Höhe von 2500 Euro. „Solche Inflationsprämien sind zwar auf den ersten Blick attraktiv, weil steuer- und sozialversicherungsfrei, aber nicht nachhaltig, da sie nicht in die Tabelle eingehen und verpuffen“, erklärt Schneider.

„Wesentlich mehr Streikende“

Schneider sieht bei den Rückmeldungen zur Arbeitsniederlegung eine Dynamik. Bei der Stadt sei man, was Warnstreiks angehe, sehr erprobt. „Und beim Landratsamt werden wir wesentlich mehr Teilnehmer als bei bisherigen Streiks haben“, freut er sich.

Das bestätigt auch Klaus Ponner, Verdi-Vertrauensmann und Personalrat am Landratsamt. „Der komplette gewerbliche Bereich wird sich beteiligen: Mitarbeiter der Müllabfuhr, der Mülldeponie Gosberg sowie von Hoch- und Tiefbau des Kreisbauhofes. Insgesamt sind das rund 80 Personen." Auch die Straßenwärter gehörten dazu. „Wir haben aber eine Notvereinbarung, falls am Donnerstag Winterdienst notwendig werden sollte.“ Daneben hätten auch zehn bis zwanzig Verwaltungsmitarbeitende, etwa der EDV, ihre Bereitschaft bekundet, am Warnstreik teilzunehmen.

Der Müll bleibt stehen

Spürbar wird dies für die Bevölkerung vor allem beim Müll. Das Entsorgungszentrum Deponie Gosberg bleibt am Donnerstag den ganzen Tag geschlossen. Und die Rest- und Biomülltonnen, die an diesem Tag eigentlich zur Abholung bereitstehen, bleiben ungeleert stehen – ebenso der Sperrmüll. Wer hier einen Termin vereinbart hat, wird von der Abfallwirtschaft wegen eines neuen Sperrmüllabholzeitpunkts kontaktiert.

Wer für den Donnerstag seine Bio- oder auch Restmülltonne zur Leerung auf die Straße schiebt, findet sie am Abend ungeleert vor.
Wer für den Donnerstag seine Bio- oder auch Restmülltonne zur Leerung auf die Straße schiebt, findet sie am Abend ungeleert vor.
Barbara Herbst

Die Leerung der Rest- und Biomülltonnen sollte ursprünglich ersatzlos entfallen und eine Abfuhr erst wieder zu den regulären Terminen eine oder zwei Wochen später stattfinden. Am Mittwochnachmittag kam dann doch noch die Meldung aus dem Landratsamt, man werde eine Ersatzlösung bekanntgeben.

Im Amt vorher anrufen

„Es ist kein Wunder bei den bisherigen Angeboten der Arbeitgeberseite, dass die Leute sagen: Wir wollen nicht mehr“, schimpft Ponner. „So ein Angebot ist eine bodenlose Frechheit.“

Jessica Braun, Personalratsvorsitzende der Stadt, rechnet am Donnerstag mit 50 bis 70 Streikteilnehmern aus dem Personalkreis. „Man weiß das bei einem Streik nie ganz genau“, gibt sie zu bedenken. Heißt, es können weniger, aber auch mehr werden. Schließlich gebe es keine Anmeldelisten und alles sei freiwillig. „Wir werden aber wohl keine ganzen Ämter schließen.“

Laut Stadt-Pressesprecherin Britta Kurth empfiehlt die Stadt den Bürgern aber, bei Anliegen zunächst die zuständige Person telefonisch zu kontaktieren, bevor man im Amt vorstellig werde.

Kindergarten schließt

Richtig zu spüren ist der Warnstreiktag für viele Eltern von städtischen Kindergarten- und Krippenkindern. Gibt es im Kersbacher Kindergarten, im Gerhardinger Kinderhaus und in der Kita Sattlertor zumindest noch eine Notbetreuung oder eingeschränkte Öffnungszeiten, so bleiben die Krippe Kersbach und der Carl-Zeitler-Kindergarten komplett geschlossen. „Wir haben beschlossen, dass wir am Donnerstag alle streiken“, sagte eine Erzieherin auf Anfrage.

Die Eltern sind laut Stadt von den betroffenen Einrichtungen vorab über die Schließung oder Einschränkung informiert worden.

Das Tor bleibt verschlossen: Der Carl-Zeitler-Kindergarten schließt komplett, andere Kitas bieten am Warnstreiktag noch Notgruppen oder verkürzte Öffnungszeiten.
Das Tor bleibt verschlossen: Der Carl-Zeitler-Kindergarten schließt komplett, andere Kitas bieten am Warnstreiktag noch Notgruppen oder verkürzte Öffnungszeiten.
Barbara Herbst

Versorgung am Klinikum sicher

Keine derartigen Probleme dürfte es am Forchheimer Klinikum geben. „Wir haben da keine Notvereinbarung abgeschlossen“, berichtete Verdi-Mann Schneider. „Es wird hier keine Engpässe in der Versorgung geben.“

Auch nicht betroffen vom Forchheimer Arbeitskampf ist der Öffentliche Personennahverkehr – anders als etwa am Freitag in Bamberg oder Nürnberg. „Das hat natürlich etwas mit unseren Ressourcen zu tun“, sagt Schneider. Verdi Bayern bestreike den Verkehrssektor derzeit nur in großen Städten.

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