„Historisches Wissen ist ein fließender Prozess“, das wurde den zahlreichen Besuchern der Vernissage zur Stadtmauerausstellung am vergangenen Samstag im Zeiler Hexenturm klar. Stadtführer Martin Schlegelmilch berichtete, wie er bis vor kurzem noch bei jedem Stadtrundgang stolz von den 21 Stadtmauertürmen von Zeil erzählt hat. Und fast jeder Zeiler Bürger kennt ja das Holzmodell der „Stadt Zeyl“, das im Hexenturm ausgestellt ist. Nun, nachdem sich Schlegelmilch seit Anfang des Jahres intensiv mittels historischer Akten, Pläne, Bauzeichnungen und Katastereinträgen mit der Zeiler Stadtmauer beschäftigt hat, muss er seinen Text neu aufsetzen. Die einstmals 1050 Meter lange Stadtmauer, deren Grundstein 1398 gelegt wurde, kann korrekt besehen, maximal neun Türme gehabt haben. Nach dem Baubeginn an der Ostmauer und am Unteren Turm war das Monument 40 Jahre später fertig gestellt. Nur durch diese Mauer war es möglich, dass Zeil im Bamberger Hofstift den Titel „Stadt“ tragen durfte.
Drei Akteure stellten die Ausstellung auf die Beine
Zusammen mit dem ehemaligen Bürgermeister Christoph Winkler hat Schlegelmilch viel Wissenswertes über dieses markante Bauwerk der Stadt zusammengetragen und anschaulich aufbereitet. Christine Schroll, Mitarbeiterin im Zeiler Hexenturm hat daraus eine sehenswerte Ausstellung gemacht. Bürgermeister Stadelmann bedankte sich bei den drei Akteuren mit einem Präsent und brachte seine Freude zum Ausdruck, dass auch Stefan Barth zur Ausstellung gekommen ist. Als Steinmetz hat er Stein für Stein die Stadtmauer mit Mörtel, der nach historischem Rezept gemischt werden musste, instandgesetzt und für die Nachwelt konserviert. Ihm und den anderen Gästen des voll besetzten Dokumentationszentrums leuchtete ein, warum die Stadtmauer eine eigene Ausstellung verdient. Denn, so Referent Martin Schlegelmilch: „Nur was man kennt, wird einem vertraut und mit dem Vertrauen kommt die Wertschätzung.“
Weitere Veranstaltungen und Programmpunkte
Die Ausstellung über die Stadtmauer können sich Interessierte auch am internationalen Museumstag am Sonntag, 15. Mai, anschauen. An diesem Tag ist noch mehr geplant im Dokumentationszentrum „Zeiler Hexenturm“:
Weltweit stehen am 15. Mai die Museumstüren offen. Zeil wartet gleich mit drei Angeboten auf.
Kinderprogramm Für Kinder im Grundschulalter wird um 10 Uhr das Programm „Hexe oder Zauberer – Spaß oder Drama?“ angeboten. Dabei lernen die Kinder eine Unterscheidung zu treffen zwischen der Märchenhexe, der Brauchtumshexe und den Opfern der Hexenverfolgung in der frühen Neuzeit. Monika Schraut wird einfühlsam und kurzweilig durch dieses inhaltsschwere Programm führen. Die Teilnahme ist kostenfrei, allerdings ist eine Anmeldung bei der Stadt Zeil unter Telefon 09524/9490 notwendig.
Heimatstube Karl-Heinz Schübert, der Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, steht den Besuchern Rede und Antwort. Er führt ganztägig durch die Ausstellung der Heimatstube. Sie zeigt Originalexponate von der Reisetruhe über die Trachten bis hin zu historisch aufgearbeiteten Karten und Akten der Vertreibung.
Stadtmauer-Ausstellung Das dritte Angebot ist die neue Wechselausstellung im Obergeschoss. Martin Schlegelmilch, Christoph Winkler und Christine Schroll präsentieren Neues zu den alt vertrauten Steinen. Bis zum 31. Oktober ist die Ausstellung von Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr zu sehen.
Eintritt Der Eintritt zum Dokumentationszentrum ist den ganzen 15. Mai frei. Geöffnet ist von 11 bis 17 Uhr.