Schülertheater
Das Brett vorm Kopf tragen alle mit sich herum
Der Fremde (Naomi Petsch, rechts) steht in Brettonien vor Gericht und verteidigt sich gegenüber dem Richter (Barbara Würstlein, links) und dem Zeugen (Sebastian Neubauer, Mitte).
Der Fremde (Naomi Petsch, rechts) steht in Brettonien vor Gericht und verteidigt sich gegenüber dem Richter (Barbara Würstlein, links) und dem Zeugen (Sebastian Neubauer, Mitte).
H. Georgi
F-Signet von Redaktion Fränkischer Tag
Ebern – Erlebnisse auf Brettonien bringen einen Mann ins Irrenhaus. Der tiefere Sinn eines Theaterstücks zielt auf aktuelle politische Verhältnisse.

Vorhang auf hieß es für die Theatergruppe der Oberstufe des Friedrich-Rückert-Gymnasiums in Ebern (FRG). Zahlreiche Zuschauer wollten „Brett oder nicht Brett, das ist hier die Frage“ von Franz H. Jakubaß sehen. Aber auch die hell ausgeleuchtete Aula, denn erstmalig durfte die Öffentlichkeit ins neue Schulgebäude.

Ein Werk vieler Klassen und Jahrgänge

Die Ankündigungsplakate hatte Leonie Tischer (Q11) entworfen. Die Elftklässler Robert Herold, Elias Küchler, Hannah Lenard und Paul Schneider (Technikkurs) sorgten für Licht und Ton.

Hochmotiviert waren die Schauspieler des Theaterkurses der Q11 (Tonia Berninger, Hedi Herbst, Christian Kühnel, Barbara Müller, Naomi Petsch, Eva Seemann, Barbara Würstlein) und der Q12 (Rose Baroness von Stackelberg, Michael Haag, Sebastian Neubauer, Niki Ritter) – alle unter Leitung von Gisela Dautel. Die Requisiten hatten die Klassen 10a, 6a und 6b unter der Leitung von Peter Davey gestaltet.

Das Stück beginnt surreal: Ein Schiffbrüchiger wird an den Strand einer Insel angespült und findet sich einem Mann gegenüber, der ein Brett vor der Stirn trägt. Darauf angesprochen, beschimpft der Brettonier den Gestrandeten als „Kainling“ und als Spion, der das Brett als Zeichen Abels (also des Guten) und somit den „Abelismus“ verunglimpft.

Hier herrscht eine strenge Diktatur, erkennt der Gestrandete und mit ihm der Zuschauer. Bretto I. befahl, allen Inselbewohnern, ein Brett an die Stirn zu binden. Brettos Nachfahren erklärten es zur Weltanschauung Abelismus und als Parteiabzeichen. Es dürfen nur die Abkömmlinge Abels tragen, alle anderen sind böse.

Der Fremde wird verprügelt und landet vor Gericht. Das verurteilt ihn zum Tode, begnadigt ihn aber dank eines Predigers, sodass er von der Insel geschafft und in einem Schiff ohne Segel und Ruder ausgesetzt wird.

Bewusstes Wegschauen

Wider Erwarten gelangt der Gestrandete ans demokratische Festland, wo er von seinem schockierenden Erlebnis erzählt. Doch für das Festland ist Brettonien das wichtigste Exportland für Holz. Man stellt ihn erneut wegen Verleumdung vor Gericht. Weil der Schiffbrüchige beharrlich an der Wahrheit festhält, wird er am Ende in die Psychiatrie eingewiesen.

Das Stück wirkte nach. Es gab nicht nur Parallelen zum Nationalsozialismus (die Aufführung fand am 90. Jahrestag des Beschlusses des Reichstags über das Ermächtigungsgesetz statt), sondern Anknüpfungspunkte zu heute. In wie weit ist die Demokratie in ihrer Abhängigkeit von Lobbyisten und Regimen durch bewusstes Wegschauen gefährdet? Mit ihrem Impuls, bestehende Verhältnisse kritisch zu hinterfragen und für ihre Darbietung erhielten die Akteure viel Applaus. Hannah Georgi

Inhalt teilen

Oder kopieren Sie den Link: