Zum Zeiler Altstadt-Weinfest sollte das Konzert der Auftakt sein, doch drohendes Gewitter verhinderte die pünktliche Umsetzung. Nun bildete es den gelungenen Nachklang, und viele Besucher genossen die „Lieder für eine Sommernacht“. Und Gewitterdonner bildete nur am Ende die dramatische Kulisse für den Heimweg.
Außerordentliches Ambiente
„Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.“ So lautet das Fazit des Gesangvereins „Liederkranz“ nach diesem schönen Abend bei milden Temperaturen und frischem Wind.
Corona-Pandemie, Dirigentenwechsel, Krankheitsausfälle hatten dem Verein Herausforderungen beschert, die zu überwinden waren. Auch zum Gesangsabend selbst, waren die Akteure um sechs Stimmen reduziert wegen Krankheit. Doch der gemischte Chor gestaltete diesem Liederabend wunderbar, der durch Harald Gogger mit Lichtinstallationen in Szene gesetzte historische Hof bot einen außerordentlichen Rahmen, und so stellten sich zufriedene Gesichter bei Gästen wie Musikern ein. Ein beschwingt mitsingendes Publikum war eine große Freude für die Veranstalter, und das Wetter hielt genau bis zum Schlussakkord.
Für einen Chor gebe es bei aller Kreativität „letztlich nichts Schöneres, als ein Ziel zu haben und auf der Bühne zu stehen“, betonte die Vorsitzende Birgit Pottler-Calabria. „Wir wollten den Zeilern und uns nach langer Pause diesen Abend ermöglichen.“
„Ein weinfröhlicher Abend mit Liedern zum Wiedersingen“ war das Motto für dieses mit leichter Hand gestaltete Konzert: drei Teile mit Liedern aus unterschiedlichen Epochen und mit verschiedenen Themenschwerpunkten, ergänzt durch einen erfolgreichen Erstlingsauftritt des eigens zu diesem Zweck formierten Mandolinen- und Gitarrenquartetts „Zeiler Saiten“. Die nahezu 200 begeisterten Besucher rief immer wieder die Türmertrompete auf ihre Plätze und verkündete den Beginn der Darbietungen. Und dazu bot sich genügend Raum für Unterhaltung.
Turmbläser rufen aus der Pause
Akteure für den musikalischen „Startschuss“ waren die beiden Turmbläser Günter Bier und Wilhelm Schorr. Sie stimmten zur Historie des Probstenhofes passende Stücke an.
Dem romantischen Ambiente wurde der gemischte Chor eingangs mit Madrigalen aus dem 16. bis zum beginnenden 18. Jahrhundert gerecht. Dirigent Martin Willun hatte krankheitsbedingt wenige Stunden vor Beginn absagen müssen; für ihn sprang aus dem Sopran Petra Herlein in erfrischender und fröhlicher Art in die Bresche und bewältigte die Aufgabe bravourös.
Birgit Pottler-Calabria dankte vor allem den Familien Berchtold und Hoffmann für die Möglichkeit, an die Stätte der ersten Weinfestserenaden zurückzukehren. Sie stimmte mit launigen Worten auf den Abend ein. Getreu des Gedankens „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten“ zähle auch die Gemeinschaft des Vereins aus aktiven und passiven Mitgliedern und all das, was ein Abend wie dieser an Emotionen ermögliche.
Das Publikum forderte sie ausdrücklich zum Mitsingen auf – und an Stellen, wo das geschah, flutete eine ganz besonders emotionale Stimmung durch die Örtlichkeit.
Der zweite Liederreigen entführte in die lauen italienischen Sommernächte am blauen Meer bei Wein und lieber Gesellschaft.
Begleitet von der gebürtigen Zeilerin Monika Appel am Klavier sprang der Funke rasch über. Von „Bella bella Donna“ über die „Caprifischer“ bis „Marina“ erklangen vertraute Lieder. Zeiler Weinabende müssen den Vergleich mit Bella Italia wirklich nicht scheuen!
Akustische Abwechslung brachte die Premiere des Zupfquartetts „Zeiler Saiten“ mit Christa Fest, Bernhard Schurig, Gertrud Wiederer und Harald Gogger. Virtuos brachten sie spanische und südamerikanische Stücke für Mandoline, Mandola und Gitarre zu Gehör, die guten Anklang beim Publikum fanden.
Ein Potpourri aus Weinliedern, Schlagern und Filmmelodien schloss das Programm ab. Ob „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“, Udo Jürgens’ Evergreen „Griechischer Wein“ oder das „Chianti-Lied“, alle rissen die Besucher mit und sorgten für weinfröhliche Stimmung. Im Schlusslied besangen Chor und Publikum die Weinstadt Zeil – nach einem Text von Birgit Herrnleben zur Melodie von den „Schöppli in Franken“.
Und erst mit den letzten Klängen fielen die ersten Tropfen.
Die Fortsetzung des gemütlichen Teils erfuhr einen Dämpfer, zu viele hatten Angst vor dem aufkommenden Gewitter. Aber das blieb letztlich aus und der „Liederkranz“ ließ die Sommernacht im illuminierten Hof ausklingen.