„Mit 75 aktiven Obst- und Gartenbauvereinen ist unsere Verbandsstruktur so ausgeprägt, dass diese Arbeit in vielen Dörfern und Städten im öffentlichen und privaten Raum sichtbar ist und ihre Vereine das soziale Leben prägen. Gerade wir als Gartenbauvereine können mit unseren Anliegen vielen Menschen Orientierung und Hilfestellung geben.“
Dies betonte Landrat und Kreisverbandsvorsitzender Wilhelm Schneider bei der Jahresversammlung des Kreisverbandes Gartenbau und Landespflege in der Aula des Friedrich-Rückert-Gymnasiums in Ebern.
Obst- und Gartenbauvereine waren durch Corona stark eingeschränkt
Landrat Schneider erinnerte daran, dass man in der Zeit der Pandemie viele Einschränkungen habe hinnehmen müssen. „Für das Vereinsleben unserer Gartenbauvereine bedeutete die Pandemie eine kleine Katastrophe.“
Mit fünf Zukunftsworkshops und dem Vorstände-Seminar habe man versucht, die aktuelle Lage in den Vereinen zu sondieren und die Vorstände zu motivieren. Die Themen Umwelt- und Naturschutz sowie Gartenkultur seien nämlich aktueller denn je.
Hohes Mitgliedsalter in den Vereinen fordert Anstrengung zur Verjüngung
„Was uns in der Verbandsleitung sehr zu schaffen macht, ist das hohe Mitgliedsalter in unseren 75 Gartenbauvereinen. Wir müssen uns dringend verjüngen, um die Zukunft jedes einzelnen Vereins zu sichern. Die Kinder- und Jugendarbeit in unserem Verband ist zudem ein wichtiger Baustein in unserer Gesellschaft, etwas in die Naturerziehung unserer Kinder zu investieren.“
Die Gartenbauvereine stünden für die Freude am Gärtnern, für die Selbstversorgung aus dem Garten und für gärtnerische Fähigkeiten wie das Veredeln von Obstbäumen.
Die beiden Kreisfachberater Guntram Ulsamer und Johannes Bayer gingen in diesem Zusammenhang auf den Wert des Streuobstes ein und das mittlerweile etablierte gelbe Band, das zeige, dass es sich um Obstbäume handle, die geerntet werden könnten.
Gartennetzwerk in den Haßbergen federführend
Als weiteres wichtiges Angebot nannte er das Gartennetzwerk Gartenparadiese Haßberge und nördlicher Steigerwald, dessen Besonderheit inzwischen auch in anderen Regionen bekannt sei. „Wir können voller Stolz sagen, dass unser seit dem Jahr 2019 bestehendes Gartennetzwerk hier in Nordbayern federführend ist.“
Doch es gebe auch die negative Entwicklung, dass ein Teil der engagierten Gartenbesitzer der ersten Stunde altersbedingt oder durch Wegzug nicht mehr zur Verfügung stünden.
Anschließend wurden Wettbewerbe und Aktionen des Kreisverbandes aus dem Jahr 2022 ausgezeichnet. Beim „Klimaprojekt“ erhielt der Obst- und Gartenbauverein (OGV) Unterschwappach eine besondere Anerkennung mit einem Geldpreis von 1000 Euro für die Neugestaltung des Spielplatzes mit schattenspendenden Bäumen und einer Heckenbepflanzung.
Neun OGV mit einfallsreicher Kinder- und Jugendarbeit geehrt
In der Kinder- und Jugendarbeit hatten sich neun Gartenbauvereine für den Wettbewerb „Zauberkasten Natur“ interessiert und bauten bei ihren vielfältigen Aktionen Insektenhotels, gossen Kerzen, produzierten „Tolles aus der Knolle“ oder waren in der Kräuter- und Obstverarbeitung tätig.
Preisträger waren hier die Obst- und Gartenbauvereine aus Ebern, Eichelsdorf, Ermershausen, Haßfurt, Hofheim, Jesserndorf, Neubrunn, Sand und Unterpreppach.
Erstmals Gartenpflegerinnen und Gartenpfleger ausgebildet
Sieben Personen aus vier Gartenbauvereinen hatten sich an der Ausbildung zum „Gartenpfleger“ beteiligt und können künftig Gartenbauvereine mit ihrem Wissen unterstützen. Landrat Schneider überreichte ihnen den offiziellen Gartenpflegeausweis, der berechtigt, weitere Fortbildungsveranstaltungen auf Bezirks- und Landesebene zu besuchen.
Diesen Ausweis erhielten: Kerstin Ebert, (OGV Eichelberg), Marco Schüler, Rahel Kiss und Kathrin Kiss (OGV Ermershausen), Irene Hüttner (OGV Neubrunn) sowie Karin Graf und Ewald Reis (OGV Obertheres).
Obst- und Gartenbauverein Unterpreppach ist „Verein des Jahres“
Ein besonderes Dankeschön mit einem Geldpräsent wurde dem OGV Unterpreppach mit dem Titel „Vereins des Jahres“ ausgesprochen. Der 118 Jahre alter Gartenbauverein wurde bei der Laudatio von Kreisfachberater Guntram Ulsamer unter der Leitung von Maria Florschütz als „Institution im Eberner Stadtteil Unterpreppach“ gesehen, der positiv in die Zukunft blicke.
„Mit 132 Mitgliedern macht er sich stark für ein attraktives Erscheinungsbildung und die Ortspflege. Die fleißigen Bienen sind zwischenzeitlich ein wichtiges Markenzeichen des Vereins. Fester Bestandteil ist das Binden von Kräuterbüscheln und der Aufbau der Dorfkrippe zu Weihnachten.“
Und dann wurde es recht ernst. Christian Guschker vom Sachgebiet Wasserwirtschaft bei der Regierung von Unterfranken sprach über das Thema „Klimawandel in Unterfranken – was heißt das für unsere Gärten?“
Im Landkreis Haßberge seien zehn Prozent weniger Regen im Frühjahr und 16 Prozent weniger im Sommer mit Zunahme der Starkniederschläge festgestellt worden. „Damit fehlt das Wasser im Boden, und auch wir bekommen das in unseren Gärten zu spüren“, sagte Guschker.
Es wird weniger Grundwasser gebildet, Waldbäume sterben ab
Und weiter: „Seit 20 Jahren hatten wir kein Nass-Jahr mehr und von 2016 bis 2020 hat die Grundwasserbildung um 24 Prozent abgenommen. “ Die Auswirkungen sehe man in der Forstwirtschaft deutlich durch abgestorbene Fichten, Kiefern und jetzt auch bei der Buche. Dazu kämen ausgetrocknete Bäche und versiegte Quellen.
Obst- und Gartenbauvereine könnten Vorbilder sein
Und auch beim Menschen komme es infolge erhöhter Sonnenstrahlen zu mehr Hautkrebs. „Wir müssen uns also anpassen!“ forderte Christian Guschker. Was die Gärten betreffe, müsse man mehr mulchen, Tropfbewässerungssysteme installieren und den Boden auflockern: „Dreimal hacken spart dreimal gießen.“
Ebenso sei eine Anpassung nötig bei der Auswahl der Pflanzen, Stauden und Bäume. Obst- und Gartenbauvereine hätten die Chance, Vorbild zu sein.
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