Auto
Zum Siebzigsten ging’s nach Wolfsburg
Der VW Käfer von Julius Hochrein aus Aidhausen  mit Originalschildern vor dem VW-Werk in Wolfsburg
Der VW Käfer von Julius Hochrein aus Aidhausen mit Originalschildern vor dem VW-Werk in Wolfsburg
Julius Hochrein
Der Käfer von innen mit Anlasserknopf und Ganghebel mit Zwischengas
Der Käfer von innen mit Anlasserknopf und Ganghebel mit Zwischengas
Martin Schweiger
Julius Hochrein und sein Käfer
Julius Hochrein und sein Käfer
Martin Schweiger
Julius Hochrein präsentiert seinen Käfer, Baujahr 1951.
Julius Hochrein präsentiert seinen Käfer, Baujahr 1951.
Martin Schweiger
Der Käfer aus Aidhausen  vor dem  VW-Museum in Wolfsburg
Der Käfer aus Aidhausen vor dem VW-Museum in Wolfsburg
Julius Hochrein
F-Signet von Martin Schweiger Fränkischer Tag
Aidhausen – Der Aidhausener Julius Hochrein ist ein „Käferflüsterer“. Mit seinem VW, Baujahr 1951, fuhr er an die „Geburtsstätte“ der legendären Fahrzeuge.

Im Film „Der Pferdeflüsterer“ gewinnt Schauspieler Robert Redford das Vertrauen eines traumatisierten Pferdes und versteht es, das Tier wieder ins Leben zurückzuführen. Julius Hochrein aus Aidhausen kennt sich hingegen eher mit Pferdestärken aus. In Fachkreisen gilt der 56-jährige Kfz-Mechaniker als ausgewiesener Experte für VW-Käfer-Modelle und ist so etwas wie ein „Käferflüsterer“.

Schon an seiner ersten Arbeitsstelle im Autohaus Gelder in Haßfurt war er der erste Ansprechpartner, wenn es galt, einen Käfer zu reparieren. „Bei den alten Modellen höre ich meist schon am Motor- oder Fahrgeräusch, was dem Auto fehlt“, sagt Hochrein. „Wenn man ein altes Auto verstehen und genießen will, darf man auf keinen Fall die neue Technik mit der alten vergleichen. Du musst dich auf das Fahrzeug einlassen können und dich auch in die Lage der Menschen von damals versetzen können, wie zum Beispiel den Aufstieg vom Fußgänger oder Motorradfahrer zum Autofahrer“, ist er überzeugt.

In den 1950er Jahren ist man schon deshalb mit so einem Auto aufgefallen, weil es sich die wenigsten haben leisten können, den Kaufpreis von 5150 DM bei einem Stundenlohn von ein bis zwei Mark aufzubringen. Seit dem Jahr 1989 ist Hochrein selbst stolzer Besitzer eines alten Käfers, Baujahr 1951.

Seine Geschichte, wie er zu dem Fahrzeug kam, erinnert an die biblische Erzählung vom Vater, der seinen verlorenen Sohn wiederfindet. Im Jahr 1989 hörte Hochrein in einem Käferclub-Stammtisch in Schweinfurt, dass in Urspringen in der Rhön noch ein alter Käfer irgendwo in einem Garten im Dornröschenschlaf schlummert. Hochrein machte sich auf in die Rhön. Er suchte den ganzen Ort ab, spähte in jedem Garten nach dem Auto. Er wollte bereits aufgeben und heimfahren, als er in der letzten Straße unter Büschen zugewuchert das Gesuchte fand.

Er verhandelte mehrere Wochen mit dem Besitzer, der den VW Käfer eigentlich nicht verkaufen wollte. Aber der Aidhausener bekam ihn doch. Der Käfer stand in dem Garten 15 Jahre im Freien und war im Boden eingesunken.

Hochrein investierte in zwei Jahren 1500 Arbeitsstunden, um den Wagen herzurichten. Motor und Getriebe waren noch in Ordnung. Die Karosserie war vom Rost zerfressen und auch der Innenraum war weitgehend im schlechten Zustand. Die Rückscheibe ist noch geteilt, woher der Käfer einst den Namen „Brezelkäfer“ erhalten hatte. Der Grund dafür war banal: Damals war es noch sehr teuer und aufwendig, Glas zu biegen, weiß Hochrein. Für die Wiederherstellung verwendete er nur Originalteile, weshalb der Hochrein-Käfer auch schon als schönster Käfer in Wolfsburg prämiert wurde.

Der Käfer wurde in den 1950er Jahren noch nicht so genannt. Offiziell wurde er am 17. Juli 1951 als „11 C Exportlimousine“ ausgeliefert. Erst später verwendeten die US-Amerikaner in der Werbung den Namen „Beetle“, zu deutsch Käfer, der sich dann Ende der 1960er Jahre in Deutschland durchsetzte.

Vor kurzem konnte das Auto einen runden Geburtstag, nämlich den 70., feiern, zu dem Hochrein seinem Schmuckstück eine Reise an seinen Geburtsort spendierte. Er wählte eine Route, wie sie es auch in den 1950er Jahren schon gab – fernab der Autobahn quer durch den Harz. Pünktlich am Geburtstag fuhr Hochrein vor dem VW-Museum in Wolfsburg vor und wurde herzlich empfangen. Es wurden Fotos gemacht und Hochrein erhielt freien Eintritt ins Museum.

Die rund 400 Kilometer nach Wolfsburg absolvierte er in knapp sieben Stunden. Dabei verbrauchte der 25 PS starke Volkswagen 6,8 Liter Benzin im Schnitt. „Er läuft und läuft und läuft“, wiederholt er einen bekannten Werbeslogan.

Das älteste Modell ist der 51er VW allerdings nicht. Er trägt die Fahrgestellnummer 1-0267823, das heißt, er ist der 267 823. Käfer, den VW gebaut hat. Mit insgesamt 21 561 000 hergestellten Exemplaren von 1938 bis 2003 ist der VW Käfer das meistgebaute Auto der Welt. Der letzte Käfer aus dem Jahr 2003 war im Grunde das gleiche Modell wie aus dem Jahr 1938: Er hatte die gleiche Form, den gleichen Hinterradantrieb, den gleichen luftgekühlten Motor, die gleiche Federung und das gleiche Zentralrohrchassis.

Hochrein hat übrigens noch andere Autos – freilich alles VW. Er sagt: „Ich fahr nix anderes.“

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