Haben Sie in der letzten Zeit mal bei einem Arzt angerufen? Dann haben Sie bestimmt ein bisschen Geduld gebraucht. Erst in der Warteschleife am Telefon, bis Sie in der Praxis jemanden erreicht haben. Und dann auf einen Termin.
Es gibt laut Informationen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) 108 Hausärzte im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Wer zum Facharzt muss, hat die Auswahl aus 11 Augenärzten, 17 Chirurgen und Orthopäden, 16 Frauenärzten, 5 Hautärzten, 6 HNO-Ärzten, 13 Kinder- und Jugendärzten, 5 Urologen sowie 7 Nervenärzten, Neurologen und Psychiatern.
Termine? Erst wieder ab Oktober
Dazu kommen 9 Fachärzte der Kategorien Endokrinologie, Gastroenterologie, Hämatomologie, Onkologie, Kardiologie, Nephrologie, Pneumologie oder Rheumatologie. Und 2 Radiologen. Die Zahl der Psychotherapeuten beträgt 46.
Die Gesamtzahl der Anbieter medizinischer Leistungen klingt auf den ersten Blick gut, doch die Tücke steckt im Detail: Je nach Fachrichtung und Dringlichkeit muss man mehrere Tage, Wochen oder Monate auf einen Termin oder Therapieplatz warten. Wir haben bei mehreren Facharztpraxen angefragt – der „Spitzenreiter“ hatte erst im Oktober wieder einen Termin frei.
Einzelne Fachärzte haben einen Annahmestopp verhängt. Neue Patienten werden dort gar nicht erst angenommen, sondern auf Fachkollegen verwiesen. Was bedeutet, dass man mitunter in einen anderen Landkreis zum dortigen Facharzt fahren muss – vorausgesetzt, der benachbarte Fachkollege ist nicht ebenfalls komplett ausgebucht.
In manchen Gemeinden wie Vestenbergsgreuth und Wachenroth gibt es nicht einmal einen Hausarzt. Auch eine Apotheke sucht man dort vergeblich.
Wege bis zu 10 Kilometer
Davon gibt es im Landkreis Erlangen-Höchstadt nach Angaben der Apothekerkammer immerhin 31 Stück. Aber auch diese sind nicht gleichmäßig verteilt: Die Städte Höchstadt und Herzogenaurach sind mit mehreren Apotheken gut versorgt. In den Dörfern schaut es mitunter schlechter aus, zum Beispiel weil die nächste offene Apotheke je nach Wochentag und Wohnort bis zu 10 Kilometer entfernt liegt.
Verschärft wird die Problematik in der Urlaubszeit. So lautet ein Wunsch eines Teilnehmers des Heimatmonitors: „Ärzte, die im Wechsel immer offen haben und nicht in allen Ferien komplett geschlossen haben.“ Denn was nutzen im Krankheitsfall mehrere Arztpraxen in der Umgebung, wenn alle gleichzeitig Urlaub machen?
Das Angebot an Arztpraxen und Kliniken am Wohnort wird von den Teilnehmern des Heimat-Monitors im Durchschnitt über den gesamten Landkreis mit 5,49 auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet. Das Angebot an weiteren Gesundheitsdienstleistungen wie Reha, Physiotherapie, Pflegediensten und Apotheken landet bei 5,42.
Drei Dörfer ganz am Ende
Da ist also Luft nach oben. Besonders hart gehen die Einwohner von Wachenroth und Vestenbergsgreuth mit ihrer Gesundheitsversorgung ins Gericht: Diese wird in Wachenroth mit 2,96 bewertet und in Vestenbergsgreuth mit 2,83. Schlusslicht ist Oberreichenbach mit einem Wert von nur 1,00.
Lesen Sie auch: