Lärmbelastung
Nachtflüge? Das entscheidet der Nürnberger Flughafen
Landungen im Sonnenuntergang - vor 22 Uhr - sind für die Anwohner des Airports Nürnberg noch akzeptabel.
Landungen im Sonnenuntergang - vor 22 Uhr - sind für die Anwohner des Airports Nürnberg noch akzeptabel.
Daniel Karmann/dpa
Andrea Beck von Andrea Beck Fränkischer Tag
Herzogenaurach – Mit nächtlichen Starts reizt der Flughafen Nürnberg keine Gesetze aus – denn die gibt es gar nicht. Ein Überblick über die Rechtslage, nachdem Betroffene protestieren.

Viele Köche verderben den Brei der Fluglärminitiativen. Das Sprichwort passt im Fall der Maßnahmen gegen Fluglärm ganz ausgezeichnet, denn allein die Anzahl der involvierten Ministerien, Regierungen, Behörden und Gremien, macht schnelle Veränderungen oder einheitliche Regeln unmöglich.

Die Anwohner Herzogenaurachs müssten das Verkehrs- das Umweltministerium und das Parlament des Freistaats Bayern, die Stadt Nürnberg, den Flughafen Nürnberg, die Fluglärmkommission des Flughafens Nürnberg und die Regierung Mittelfrankens auf ihre Seite ziehen.

Verteilt auf hunderte Schultern

Nach der UN und der EU haben die Bundesregierung, das Verkehrs- und das Umweltministerium, das Luftfahrtbundesamt, das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, die Deutsche Flugsicherung GmbH und das Umweltamt ihre Finger im Spiel.

Wer in diesem Behörden-Dschungel aus Ministerien, Ämtern und Unternehmen dabei welche Aufgabe hat und wie sie finanziert werden, ist für Laien kaum nachzuvollziehen. Auf Länderebene ist noch einmal eine ähnliche Anzahl an Ämtern involviert, wie auf Bundesebene.

Was der Flughafen Nürnberg macht, ist Sache der Stadt

Die Regierung hat 1922 das Luftverkehrsgesetz erlassen und über die Jahre aktualisiert. Es enthält einen Absatz zum Lärmschutz, der – da Lärmschutz Ländersache ist – als freundliche Empfehlung an die Landesministerien gelesen werden kann. Aus ihm sind keine Regeln abzuleiten.

Dass der Flughafen Nürnberg wenige Beschränkungen für nächtliche Flüge festlegt, ist also nicht die Konsequenz strikterer Gesetze, die für jüngere Flughäfen gelten.

Auch ab München könnten nachts mehr Flieger starten

Und dass die Flughäfen Frankfurt und München von 0 bis 5 Uhr keine Flüge außer Rettungsflüge und verspätete Landungen vorsehen, ist keine Vorschrift, sondern ein Entgegenkommen der Airports, die sich bei ihrem jeweiligen Ausbau in den 2000er Jahren einem Sturm an Beschwerden von Politikern und Anwohnern stellen mussten.

Dennoch existieren dort die Fluglärm-Initiativen weiter, da an beiden Flughäfen die Zahl der Nachtflüge trotz Beschränkungen jährlich ansteigt.

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Internationale Seltenheit

Die Beschränkung von Nachtflügen wie in Deutschland ist international absolute Seltenheit. Nur die Flughäfen Warschau, Zürich und Luxemburg haben in Europa ähnliche Auflagen.

Laut den Vertretern der deutschen Flughäfen sind die nächtlichen Verbote ein großer Wettbewerbsnachteil.

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