Azubi dringend gesucht – so lauten derzeit die Meldungen aus der Metropolregion. Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) hat sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt noch einmal verschärft. „Noch nie ist es für Betriebe schwieriger gewesen, geeignete Azubis zu finden“, betonte Knut Harmsen, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Erlangen, bei einer Pressekonferenz im Herzogenauracher Interims-Rathaus.
Dorthin hatten Landrat Alexander Tritthart und Bürgermeister German Hacker zur Pressekonferenz eingeladen, um die 20. landkreisweite Ausbildungsbörse am 13. Mai in die Herzogenauracher Innenstadt vorzustellen. Ausbildungsnotstand und Fachkräftemangel in Deutschland und insbesondere auch in der Metropolregion – und das schon seit Jahren, berichteten auch Simon Deichsel, Leiter der Berufsberatung der Agentur für Arbeit aus Fürth und Wolfgang Mevenkamp, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf sowie Claus Gumbmann, Studiendirektor des staatlichen Berufsschulzentrums Herzogenaurach-Höchstadt.
99 Aussteller bedeuten Rekord
So werden sich bei der Ausbildungsbörse am 13. Mai von 9 Uhr bis 14 Uhr die Rekordzahl von 99 Ausstellern präsentieren. Jugendliche und junge Erwachsene erhalten dabei einen Überblick über verschiedenste Ausbildungsberufe und können Kontakte zu ausbildenden Betrieben, Institutionen und Berufsfachschulen knüpfen.
Außerdem stehen Jugendliche, die noch in der Ausbildung sind oder bereits eine abgeschlossene Ausbildung haben, als Gesprächspartner zur Verfügung. „Zudem gibt es hier auch für das Ausbildungsjahr 2023 wieder einige der begehrten Last-Minute-Ausbildungsplätze“, betont der Landrat.
Ein Mangel auf Rekordniveau
Der Fachkräftemangel in Deutschland hat laut einer Studie 2022 trotz der Belastungen der Wirtschaft durch den Ukrainekrieg und die hohe Inflation ein neues Rekordniveau erreicht. In zahlreichen Berufssparten fehlen Auszubildende. Ausbildungsbetriebe suchen händeringend nach Nachwuchs für ihr Unternehmen, doch passende Bewerber sind Mangelware.
Immer mehr junge Menschen zieht es ins Studium
Noch dazu sinke die Zahl der Auszubildenden, während immer mehr junge Menschen studieren möchten. Durch die Coronakrise wurde diese dramatische Entwicklung weiter verschärft, jedoch zeigt sich die Tendenz zur Akademisierung schon lange. Zahlreiche Berufe verschiedener Branchen suchen händeringend nach Auszubildenden für ihre Betriebe.
Wie Simon Deichsel berichtet, gibt es im Bezirk des Landkreises und der Stadt Erlangen bei der Agentur für Arbeit rund 1400 gemeldete Ausbildungsplätze und bis jetzt konnten nur 350 Stellen besetzt werden. Nach Aussage von Knut Harmsen wird wohl jede fünfte Stelle unbesetzt bleiben. So gebe es zwar einen gewissen Zuwachs, aber Corona wirke sich immer noch aus.
Duale Ausbildung als Alternative
Deshalb werben Landrat Tritthart und Bürgermeister Hacker sowie Studiendirektor Gumbmann für eine duale Ausbildung als Alternative, denn die deutsche Berufsausbildung genieße international einen hervorragenden Ruf und sei ein Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaft.
Noch nie sind in den jüngsten Jahren so viele Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. In zahlreichen Berufssparten fehlen Auszubildende, während immer mehr junge Menschen studieren und sich für Studiengänge entscheiden, denen es nicht an Absolventen mangelt. Wieso studieren immer mehr junge Menschen, anstatt einen Ausbildungsberuf zu ergreifen?
Starker Trend zur Akademisierung
Schon seit einigen Jahren ist der Trend hin zur Akademisierung festzustellen. Immer mehr Kinder werden auf Gymnasien geschickt, immer mehr junge Erwachsene machen Abitur und gehen anschließend studieren. Zeitgleich wächst die Auswahl des Studienangebots. Jährlich kommen neue Studiengänge und Angebote hinzu, während die Zahl der Ausbildungsberufe sinkt.
Besonders betroffen von der drastischen Entwicklung der letzten Jahre sind vor allem kleine Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten. Meist bewerben sich die wenigen vorhandenen Anwärter bei größeren, bekannten Unternehmen. Die kleinen Betriebe gehen dann leer aus. „Wir haben insbesondere einen flächendeckenden Mangel bei Handwerksberufen“, erklärt Mevenkamp und verweist bundesweit auf über 60.000 fehlende Fachkräfte.
Klimaschutzgesetze erfordern noch mehr Leute im Handwerk
Durch die Klimaschutzgesetze werde sich die Situation im Bereich Energie und Wohnungsbau noch einmal dramatisch verschärfen“, befürchtet der Geschäftsführer der Kreishandwerkergesellschaft. Die zahlenmäßig starken Jahrgänge der Babyboom-Generation gehen langsam in Rente. Sie wurden Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren geboren.
Damit gehe jetzt viel Wissen und Erfahrung verloren. Außerdem seien viele junge Leute noch nicht fertig oder bereit für eine Ausbildung. Auch hier liege eine der Ursachen bei Corona, denn es konnten während der Pandemie keine Praktikumsplätze angeboten werden.
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