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Exponat des Monats
Neustadt: Süße Sünde im Spielzeugmuseum
Niedlich dargestellt, aber eine Sünde. „Emma“ zeigt die Völlerei.
Niedlich dargestellt, aber eine Sünde. „Emma“ zeigt die Völlerei. // C. Dötschel
Neustadt bei Coburg – Die Künstlerin Christa Mann hat vor allem Papiermaché verwendet, um „Emma“ herzustellen. Ihre Perücke ist echt und hat eine tiefgründige Bedeutung.

Das Exponat des Monats Mai heißt „Emma“ und sitzt mitten im Eingangsbereich des Neustadter Spielzeugmuseums. „Alle unsere Besucher kennen sie. Offiziell ist das Objekt unter dem Namen ,Die Lust am Süßen’ gelistet“, sagt Museumspädagogin Alexandra Taschner. Mit einer Größe von 1,29 Meter gehört „Emma“ zu den größten Objekten des Museums. Als Materialien hat die Künstlerin Christa Mann Maschendraht, Papp- und Papiermaché verwendet.

Eine echte Perücke

„Emma“ wurde für die Künstlerpuppen-Ausstellung „Tugendhaft und Lästerlich“, die 2009 im Neustadter Spielzeugmuseum gezeigt wurde, hergestellt. „Die Künstler werden von uns regelmäßig eingeladen, zu bestimmten Titeln Werke anzufertigen. Die Ausstellungen werden immer zum Puppenfestival eröffnet. Dafür ist unser Museum auch bekannt“, sagt Alexandra Taschner. Noch bis Ende Juli ist die 35. Künstlerpuppen-Ausstellung mit dem Titel „Schrankenlos“ im Neustadter Spielzeugmuseum zu sehen.

Museumspädagogin Alexandra Taschner.
Museumspädagogin Alexandra Taschner. // Spielzeugmuseum

Die Figur von Christa Mann verkörpert die Völlerei, eine der sieben Todsünden. „Die Sünde wird auf eine charmante Art und Weise dargestellt.“ Zum Exponat gehört auch die Torte, die „Emma“ isst. Neben der Handtasche aus Leder und den Damenschuhen in Größe 32 trägt die Figur eine echte Perücke. Die Perücke hat eine tiefere Bedeutung: Die Künstlerin war an Krebs erkrankt und hat sich die Perücke für die Zeit machen lassen, in der sie keine Haare hatte. „Die Perücke ist der persönliche Touch der Künstlerin, den die Puppe trägt. Für Christa Mann war es eine Art Befreiung, die Perücke in einem persönlichen Objekt zu verarbeiten und dabei loszulassen.“

In der Region verwurzelt

Christa Mann ist 1938 geboren und kommt ursprünglich aus Sonneberg. Ihren Weg in die Spielzeugindustrie fand sie Ende der 1960er Jahre. Damals stellte sie zahlreiche Puppen, Figuren, Filzobjekte und Skulpturen industriell her. Nach einem Besuch blieb die Puppengestalterin 1988 im Westen. Dort gelang ihr der Einstieg in die Künstlerpuppen-Szene.

Auszeichnungen

Für ihre „Webergassenkinder“ wurde sie 1997 zum ersten Mal mit dem Max-Oscar-Arnold-Kunstpreis in der Kategorie „Beste Kinderdarstellung“ ausgezeichnet. Der renommierte Preis wird jedes Jahr im Rahmen des Puppenfestivals verliehen. Sie hatte drei Puppen gestaltet, mit denen sie das Typische der Nachkriegszeit darstellen wollte. Im Jahr 2000 erhielt sie dann auch noch den „Goldenen Oscar“ für ihr Lebenswerk. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2019 lebte Christa Mann in Coburg.

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