Die Geschäftsführung der Willi Schillig Polstermöbelwerke GmbH & Co. KG hat am vergangenen Freitag einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Coburg gestellt. Dementsprechend wurde am 15. Mai die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet und Rechtsanwalt Joachim Exner zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Der Geschäftsbetrieb wird ohne Unterbrechung fortgeführt, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
Erik Stammberger, Enkel des Firmengründers Willi Schillig und CEO, sagt dazu: „Die Entscheidung, mit der Firma in die Eigenverwaltung zu gehen, war für uns sowohl geschäftlich als auch persönlich eine äußerst schwierige, aber leider notwendige Maßnahme. Wir sind von der Qualität unserer Produkte überzeugt und kämpfen um die Zukunft des Unternehmens. Die wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich leider massiv verändert. Eine kostendeckende Fertigung ist auf der jetzigen Basis dauerhaft nicht mehr möglich.“
Bereits seit Beginn der Corona-Pandemie steckte der Möbelmarkt in starken Turbulenzen. W. Schillig hatte mit zwei Lockdowns, signifikant steigenden Energiepreisen und exorbitant in die Höhe schnellenden Rohstoffpreisen zu kämpfen. Ganz aktuell macht laut Mitteilung die extreme Kaufzurückhaltung schwer zu schaffen. In den letzten Wochen war die Nachfrage nach Polstermöbeln nochmals extrem eingebrochen.
„Sommerloch“ bei den Polsterern
Erschwerend komme die Saisonkurve dazu, denn in den warmen Monaten würden nochmals weniger Möbel gekauft, das sogenannte „Sommerloch“ stehe also noch bevor. Die immer noch ungeklärten Fragen im Hinblick auf sichere Energieversorgung sowie die geopolitischen Unsicherheiten drückten die Stimmung zusätzlich.
„Wenn ein im Markt so bekanntes Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät, dann ist das ein Zeichen dafür, dass es der gesamten Branche nicht gut geht. Der Kostendruck aus verschiedenen Richtungen, unter anderem auf die heimischen Polstermöbelhersteller, ist derzeit einfach zu groß. Dennoch habe ich die Hoffnung, dass sich für W. Schillig in der Zusammenarbeit mit erfahrenen Restrukturierungsexperten ein Weg finden lässt, um das Unternehmen in die Zukunft führen“, sagte Landrat Sebastian Straubel in einem Statement.
Eigenverwaltung als Chance
Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von Unternehmen. Der Unternehmer führt unter Aufsicht eines Sachwalters und unterstützt durch erfahrene Restrukturierungsexperten ‒ die Gesellschaft selbst durch das Verfahren. Mit der Anordnung der vorläufigen Eigenverwaltung sind Ole Brauer und Alexander Reus von der Kanzlei Anchor Rechtsanwälte als Sanierungsgeschäftsführer in die Geschäftsleitung eingetreten. Unterstützt werden sie durch die Restrukturierungsberater von operations+ sowie Wayes. Als Sachwalter bestellte das Gericht Joachim Exner von der Kanzlei Dr. Beck & Partner. In den kommenden Wochen wird in Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen an einem umfassenden Sanierungskonzept gearbeitet.
Das operative Geschäft der Willi Schillig Polstermöbelwerke wird daher der Mitteilung zufolge auch während des Verfahrens nahtlos weiterlaufen. Die aktuell 230 Mitarbeiter am Standort Frohnlach wurden bereits über die aktuelle Situation informiert. Löhne und Gehälter der Mitarbeiter werden bis Ende Juli durch das Insolvenzgeld ersetzt. Das Unternehmen wird weiter produzieren und seine Lieferverpflichtungen gegenüber den Kunden erfüllen. Die Kunden können ihre Bestellungen aufgeben und erhalten ihre Ware wie gewohnt. Ziel ist es, das Unternehmen bis zum Spätherbst über einen Insolvenzplan bilanziell zu sanieren und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Erik Stammberger unterstreicht: „Meine ganze Familie war in drei Generationen immer mit Leidenschaft dabei, denn unser Herz schlägt für Sofas. Dies wollen wir mit allem Engagement auch weiterhin tun.“