Schock in Bad Rodach Rund 700 Jobs fallen weg: Personeller Kahlschlag bei Haba Die Haba-Familygroup mit Sitz in bad Rodach war bislang der größte Arbeitgeber im Landkreis Coburg. // Jochen Berger von Oliver Schmidt TEILEN  04.10.2023 Bad Rodach – Der ums wirtschaftliche Überleben kämpfende Spielwarenhersteller hat am Mittwoch ein Sanierungskonzept vorgelegt. Die Rede ist von „überaus schmerzhaften Einschnitten“. Seit Wochen wird darüber spekuliert, wieviele Menschen ihren Arbeitsplatz bei der Haba-Familygroup verlieren werden: 300? 500? 600? Jetzt liegen die Zahlen auf dem Tisch – und sie sind noch schlimmer als befürchtet. Wie das Familienunternehmen am Mittwoch bekanntgab, werde man künftig nur noch rund 1.000 Beschäftigte haben. Gegenwärtig seien es 1.677 Beschäftigte. Nicht berücksichtigt bei dieser aktuellen Zahl ist, dass seit Bekanntwerden der Krise im Juli bereits einige Menschen das Unternehmen verlassen haben; zudem wurden etliche – mit Hilfe der Haba-Geschäftsführung – an andere Firmen in der Region vermittelt. Mit rund 1.800 Beschäftigten galt Haba lange Zeit als der mit Abstand größte Arbeitgeber im Landkreis Coburg. +++ Bleiben Sie mit dem Coburger Tageblatt auf dem Laufenden und holen Sie sich jetzt unsere kostenlosen Newsletter. +++ Martin Mucha wird in einer Pressemitteilung mit den Worten zitiert, dass es sich um „überaus schmerzhafte Einschnitte“ handele. Doch diese seien nötig, um das Familienunternehmen „zukunftsfähig aufzustellen“ und „erfolgreich zu transformieren“. Nachdem die Haba-Familygroup Mitte September einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung gestellt hatte, war vom Insolvenzgericht der Sanierungsexperte Martin Mucha zum Generalbevollmächtigten bestellt worden. UPDATE Insolvenzverfahren Haba-Familygroup: Chronologie einer Krise Haba ist immer noch in Schwierigkeiten. Wieder müssen Stellen abgebaut werden, nachdem die Traditionsfirma schon einmal in Schieflage geraten war. Hier gibt’s viele Hintergründe zum neuesten Stand. Zusammen mit der bestehenden Haba-Geschäftsführung hat Much a ein Sanierungskonzept erstellt, dem der Name „Zukunftspakt 2030“ gegeben wurde und das am Mittwoch dem Betriebsrat und den Beschäftigten vorgestellt wurde. Ziel des Zukunftspakts sei es, wie es in der Pressemitteilung heißt, das Familienunternehmen „zukunftsfähig für kommende Generationen aufzustellen“. Martin Mucha wird mit den Worten zitiert: „Zu den zentralen Elementen der erfolgreichen Sanierung gehören eine klare Positionierung der Marken, tragfähige Kostenstrukturen und eine nachhaltige Aufstellung des Unternehmens nach innen wie außen.“ Man sei „überzeugt, so Mucha, dass die Haba-Familygroup „mittelfristig“ wieder wettbewerbsfähig ausgerichtet werden könne. Die Haba-Familygroup mit Sitz in bad Rodach war bislang der größte Arbeitgeber im Landkreis Coburg. // Vogl/dpa Außer einem massiven Stellenabbau sieht das Sanierungskonzept eine „Sortimentsfokussierung“ vor. So wolle man sich unter dem Markennamen „Haba“ auf hochwertige Spielwaren und Spiele zur Entwicklungsförderung von Kindern konzentrieren. Unter dem Markennamen „Haba Pro“ (ehemals Wehrfritz) soll die Marktführerschaft bei Möbeln für Kindertagesstätten und Ganztagseinrichtungen weiter ausgebaut werden. Die Marke „Jako-o“ hingegen wird, wie bereits im August beschlossen und verkündet, eingestellt; dies sei sogar ein „elementarer Bestandteil des Sanierungskonzepts“, wie jetzt noch einmal betont wird. Und: In der Pressemitteilung vom Mittwoch wird noch ein weiteres „Aus“ mitgeteilt: Der Produktionsstandort der Haba-Familygroup in Eisleben habe aus eigener Kraft keine Zukunft mehr. Martin Mucha spricht in der Pressemitteilung davon, dass sich die Haba-Familygroup mit dem vorgestellten Zukunftspakt„agil, kosteneffizient und klar strukturiert“ ausrichten wolle. Bereits in der kommenden Woche sollen „umfassende Gespräche“ zwischen dem Gesamtbetriebsrat und der Geschäftsführung beginnen. Um den Zukunftspakt auch tatsächlich umsetzen zu können, sei bis Ende November 2023 eine Zustimmung des Gesamtbetriebsrats erforderlich, so die Auskunft von Haba. Lesen Sie auch: Krise in bad Rodach Haba in Not: So soll jetzt die Rettung klappen Der Spielwarenhersteller hat sich für ein Insolvenzfahren „in Eigenverwaltung“ entschieden. Was bedeutet das? Und wer sind die beiden Experten, die der Geschäftsführung zur Seite gestellt werden? Krise in Bad Rodach Ein letztes Aufbäumen von Jako-o Zur Zukunft der Haba-Familygroup gibt es weiterhin nur wenige konkrete Informationen. Die neue Kollektion „Skandinavien“ dürfte aber wohl die letzte in der Geschichte von Jako-o sein. Krise in Bad Rodach Emotionale Betriebsversammlung bei Jako-o Gesellschafter und Geschäftsführung beteuern ihren „unbedingten Willen“, das Familienunternehmen weiterzuführen. Dafür sei jedoch „ein harter Einschnitt“ erforderlich.