Nicht nur die Nachfrage nach stationären Pflegeplätzen in den beiden Einrichtungen des BRK-Kreisverbands Bayreuth ist unvermindert hoch. Auch wegen einer ambulanter Versorgung rufen viele Menschen an.
Hohe Arbeitsbelastung nach Corona-Ausbruch
Alle Wünsche zu erfüllen, sei aufgrund der äußerst angespannten Personalsituation schwierig, wie der stellvertretende BRK-Kreisgeschäftsführer Richard Knorr berichtet.
In der BRK-Einrichtung „Altstadtpark“ kämpfe die Belegschaft gerade mit einem Corona-Ausbruch, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Arbeitsbelastung für das Personal sei enorm gestiegen. Trotzdem gelinge es, die Versorgung der Bewohner aufrechtzuerhalten.
Zusammenspiel stößt an Grenzen
Das reibungslose Zusammenspiel der verschiedenen Sektoren im Gesundheitswesen sei in Summe an die Grenzen gestoßen, der Kollaps drohe. Im Juni musste der BRK-Kreisverband Bayreuth die Sozialstation in Pegnitz aufgrund von fehlendem Personal schließen.
„Ohne ein umgehendes Eingreifen der politisch Verantwortlichen droht im Raum Bayreuth der Gesundheits- und Pflegenotstand“, mahnte damals schon Kreisgeschäftsführer Markus Ruckdeschel.
Kliniken oft nicht aufnahmebereit
Doch nicht nur die Situation in der Pflege bereitet Ruckdeschel Sorge. Auch die Lage in der Notfallrettung spitze sich zu, es werde zunehmend schwierig, für Notfallpatienten geeignete und aufnahmebereite Zielkliniken zu finden.
Der Leiter der Integrierten Leitstelle Bayreuth/Kulmbach, Christopher Häfner, berichtet, dass die Suche längst nicht mehr nur auf die Region beschränkt ist. So habe man Patienten mit einem Herzinfarkt bereits in Hunderte Kilometer entfernte Kliniken bringen müssen. Der für diesen überörtlichen Einsatz abgeordnete Rettungstransportwagen und der Notarzt fehlten für mehrere Stunden.
Die Übersicht der Betten- und Versorgungskapazitäten in der Bayreuther Leitstelle zeigten nahezu täglich rote Ampeln als Zeichen für fehlende klinische Ressourcen. Grund sei auch hier meist das fehlende Pflegepersonal.
Immer mehr Bagatelleinsätze
Hinzu kommt laut Ruckdeschel ein kontinuierlicher Anstieg des Einsatzaufkommens im Rettungsdienst. Oftmals werde man zu sogenannten Bagatelleinsätzen gerufen.
Zum Arbeitskräftemangel kommt aktuell ein erhöhter Krankenstand hinzu. So verzeichnete der Leiter des BRK-Rettungsdienstes in Bayreuth, Dietmar Kasel, für das vierte Adventswochenende einen Krankenstand von 17 Prozent.
Keine Besserung in Sicht
Eine Besserung der angespannten Lage ist nicht in Sicht. Zum Jahreswechsel stellt ein weiterer ambulanter Pflegedienst im Stadtgebiet Bayreuth seine Leistungen ein. Dadurch steigt der Druck der verbleibenden Kräfte weiter.
Gleichzeitig fehlt es Rettern und Pflegern an Nachwuchs. Die Kontingentierung der Ausbildungsplätze für Notfallsanitäter und die neue generalistische Pflegeausbildung werden in Fachkreisen kritisch gesehen.
Aktuell beobachtet man eine deutlich höhere Abbruchquote während der dreijährigen Ausbildung. Dies mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass die jungen Menschen in ein überhitztes und gleichzeitig sehr bürokratisches System geraten, aus dem viele während der Pandemie in Anbetracht der enormen Belastung ausgestiegen sind.
Beherzte „Vollbremsung“ gefordert
Eine beherzte „Vollbremsung“ der Politik, so Markus Ruckdeschel, mit einem abgestimmten und praxisnahen Bündel an Maßnahmen könnte zur Abkühlung beitragen. Vorschläge aus der Praxis würden jedoch oft nicht gehört, so zum Beispiel der Bayreuther Vorschlag, eine „Taskforce Pflegemigration“ einzurichten. Dies wäre mit Blick auf die demografische Entwicklung dringend notwendig.
Aufgrund der äußerst kritischen Situation fordert Ruckdeschel die politisch Verantwortlichen eindringlich zum Handeln auf. Die angesprochene Taskforce sei nur ein erster, aber sehr wichtiger Schritt. „Das Bayreuther BRK hilft, wo es nur kann, aber auch unsere Ressourcen sind irgendwann einmal zu Ende!“, so der Geschäftsführer.