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Theater
Tod und Teufel auf der Trebgaster Naturbühne
Hier gibt’s Kirschgeist: Jochen Böhm als Brandner Kaspar und Jakob Wenz als Boandlkramer
Hier gibt’s Kirschgeist: Jochen Böhm als Brandner Kaspar und Jakob Wenz als Boandlkramer // Stephan Herbert Fuchs
Signet des Fränkischen Tags von Stephan Herbert Fuchs
Trebgast – Die Naturbühne in Trebgast glänzte mit der fränkischen Ausgabe vom Brandner Kasper und dem ewigen Leben.

Es ist eines der bekanntesten Volksstücke: „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“ von Kurt Wilhelm nach Franz von Kobell. Nun spielt das Ensemble der Naturbühne freilich nicht irgendeine beliebige Version der volkstümlichen Komödie, sondern eine in fränkischer Mundart, die sich der Schauspieler und Regisseur Bernd Berleb ausgedacht hat. Der Charakter des Stückes ist dadurch ein anderer geworden. Die Heiterkeit überwiegt, die komischen Elemente kommen stärker zum Tragen als die tiefsinnigen. Und ein wenig Lokalkolorit gehört auch dazu.

Der eigentliche Kern des Volksstückes aber bleibt. Da geht es um zwei Fragen: Wie könnte man den Tod überlisten? Und ist das wirklich erstrebenswert? Das versöhnliche Ende gibt die Antwort, egal ob im traditionellen Bayerisch oder im fränkischen Dialekt.

Auch in Franken kommt der Tod in Gestalt des Boandlkramers, auch hier gibt es Kirschgeist und es wird beim Kartenspiel betrogen, geht es doch immerhin um zusätzliche Lebensjahre. Doch ist es das alles wert? Das Stück kommt zu der eindeutigen Antwort: nein. Ein Blick ins Paradies überzeugt den Brandner Kaspar am Schluss.

Viele wunderbare Einfälle

Für die Trebgaster Produktion – gespickt mit vielen wunderbaren Einfällen, einer schlüssigen Personenführung und einem flotten Spielfluss, der die zweieinhalb Stunden wie im Flug vergehen lässt, – hat Bernd Berleb die Regie übernommen. Er hat schon an vielen Theatern inszeniert und lässt seine Erfahrungen einfließen. Warum er das 1871 veröffentlichte Stück in die Nazizeit verlegt hat, erschließt sich allerdings nicht. Da gibt es einen Gruppenführer, da gibt es Volksgenossen und es wird in Reichsmark bezahlt. Auch vom Führer ist die Rede. Das war es dann aber auch schon.

Wirklich witzig sind dagegen die vielen lokalen Anspielungen, wenn etwa der Brandner nicht im Sommer sterben kann, denn da ist ja Kulmbacher Bierfest und Peestener Lindenkerwa, auch nicht im Herbst, denn da ist Schederndorfer Bockbierfest. Ob der Boandlkramer vielleicht einen anderen Kaspar meint, vielleicht den auf der Luisenburg? Tatsächlich gibt es dort heuer auch eine Fassung des Stückes zu sehen. Urkomisch ist es schließlich auch, wie man sich den Himmel so vorstellt. Da gibt es Bratwürste mit Sauerkraut, es spukt die Weiße Frau und es erklingt der Walkürenritt.

Das beste Bühnenbild ist die Naturbühne

Das Bühnenbild der „Brandner“-Produktion stammt von André Putzmann, wobei das beste Bühnenbild natürlich wie immer in Trebgast die Natur geschaffen hat. So macht er auch nicht den Fehler, die Bühne zuzustellen, vielmehr lässt er die Natur zu.

Zwei Figuren stehen im Zentrum, die beide exzellent verkörpert werden: Jochen Böhm als Brandner Kaspar und Jakob Wenz als Boandlkramer. Böhm überzeugt durch sein glaubhaftes Auftreten, mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt, als die Enkelin Marei ums Leben kommt. „Boandlkramer“ Jakob Wenz spielt gespenstisch perfekt und komisch, witzig sowie schrullig zugleich. Wie man es von den verschiedenen Verfilmungen gewohnt ist, überzeugt auch Jakob Wenz mit aufgesetztem Gehabe und wird am Ende fast zur bemitleidenswerten Gestalt. Von den übrigen Rollen ragt unter anderem Thomas Ziegelhöfer als stets präsenter und überraschend bayerisch sprechender Petrus hervor. Ramona Schmidtgall spielt ihre Rolle als Marei ebenso perfekt.

Aber auch die anderen, durchaus anspruchsvollen Rollen werden professionell und vollends überzeugend verkörpert: Bärbel Schaller-Böhm als Theres und Afra, Gerd Kammerer als naiv verliebter Simmerl, Stefan Kossmann als Michael, Michael Vogler als Bürgermeister Senftl sowie als witziger Aloisius, Moritz Weismann als Florian, Gordian Beck als Berthold.

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