Horst Kießling ist 85 Jahre, seine Frau Bärbel ist fünf Jahre jünger. Beide waren früher als Lehrer tätig. Horst Kießling, Schulamtsdirektor im Ruhestand, war für die Lehrerausbildung im Bereich Kunsterziehung zuständig. Seine Frau hat sich an der Faber-Castell-Akademie weitergebildet.
Rückblick im fortgeschrittenen Alter
Als Künstler entwickelten sich beide eigenständig. Sie schufen Bilder und Installationen und machten sich über die Region hinaus einen Namen. Doch bei Kunstprojekten im öffentlichen Raum arbeiteten Bärbel und Horst Kießling immer zusammen.
Jetzt, im fortgeschrittenen Alter, wagen die beiden Marktredwitzer einen Rückblick. Das Ehepaar hat seine Arbeiten, die überall in Europa zu finden sind, fotografiert. Derzeit sind die Kunstwerke im Neudrossenfelder Eishaus zu sehen.
Sie experimentieren seit 50 Jahren
„Unsere Kunst im öffentlichen Raum ist überall sichtbar. Es macht uns auch heute noch stolz, dass wir Bewerbungen für uns entscheiden konnten. Teilweise gab es mehr als 300 Künstler, die sich für ein Projekt beworben haben“, erzählt Horst Kießling.
Bei der Auswahl der Materialien und bei der Kunstform lassen sich Horst und Bärbel Kießling nicht festlegen. Sie haben in den vergangenen fünf Jahrzehnten gerne experimentiert und tun es noch immer.
Von „Poldi“ bis zum „Chor der Spatzen“
Ein sehr präsentes Kunstwerk ist der „Poldi“, der vor der Luitpoldschule in Bayreuth mit seiner Farbenpracht für Aufmerksamkeit sorgt: eine bunte Figur, die auf den Händen steht und einen Kontrapunkt zum altehrwürdigen Gebäude ist.
Eines der neuesten Kunstwerke ist der „Chor der Spaten“. Diese Installation ist im Auenpark in Marktredwitz zu sehen und soll eine Hommage an all diejenigen sein, die den Park pflegen. „Es war gar nicht so einfach, die Spaten aufzutreiben“, lacht Bärbel Kießling.
Gefängnis in Würzburg – Krankenhaus in Brixen
Besonders stolz ist das Künstlerehepaar auf ein abstraktes Werk vor dem Krankenhaus in Brixen: Dort stehen rote Stelen aus Metall. „Colloquium“ nannten die beiden dieses Werk, weil es doch an die Besprechung der Ärzte und an den Austausch der Patienten erinnert.
Bärbel Kießling zeigt noch auf die Stühle vor der Justizvollzugsanstalt in Würzburg. „Wir haben die Gefangenen miteinbezogen. Sie konnten sagen, welche Gegenstände ihnen wichtig sind. Und diese Gegenstände liegen auf den Stühlen“, erzählt sie.
„Wer wird dieses Kunstwerk anschauen müssen?“
Bei der Vernissage erklärte Horst Kießling, wie das Künstlerehepaar zu seinen Konzeptionen kommt. „Kosten spielen erst einmal keine Rolle. Wir schauen uns die Umgebung an, den Baustil, wir sprechen mit den Menschen, die dort wohnen. Es ist immer eine Frage wichtig: Wer wird dieses Kunstwerk anschauen müssen?“
Auch der Vorsitzende von Focus Europa, Stephan Jöris, freute sich über die Retrospektive und würdigte die Vielfalt der Materialien. „Kunst im öffentlichen Raum ist sichtbar und greifbar, sie ist auffällig und man stolpert darüber“, charakterisierte er die Arbeiten.
Weil Kunst niemals eintönig ist
Der Neudrossenfelder Bürgermeister Harald Hübner freute sich, dass das Marktredwitzer Künstlerehepaar das Eishaus als Ort ihrer Retrospektive ausgesucht hatte. „Man sieht, dass die Kunst niemals eintönig ist. Wir hoffen, dass noch viele Werke nachkommen“, so Hübner.
Beeindruckt zeigte sich auch stellvertretender Landrat Dieter Schaar. „Es sind der besondere Elan, die Power, die Vielfalt und die enorme Schaffenskraft, die beeindrucken“, erklärte Schaar.
Für die musikalische Ausgestaltung der Vernissage sorgten Barbara Kießling (Piano) und Daniel Wiget (Oboe).
Die Öffnungszeiten
Die Ausstellung ist bis zum 4. Juni geöffnet und kann jeweils samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Auch ein Buch, das die Werke erläutert, ist im Neudrossenfelder Eishaus erhältlich.