Thurnauer Erklärung
Nordbayern soll Industriekulturregion werden
Zur Industriekultur in Nordbayern gehören auch die Brauereien. Für die angestrebte Industriekulturregion sollen sich auch die Museen – hier ein Blick ins Kulmbacher Brauereimuseum – besser vernetzen.
Zur Industriekultur in Nordbayern gehören auch die Brauereien. Für die angestrebte Industriekulturregion sollen sich auch die Museen – hier ein Blick ins Kulmbacher Brauereimuseum – besser vernetzen.
Archiv/Kulmbacher Brauerei
Sie unterstützen die Initiative  unterzeichneten die „Thurnauer Erklärung“ (von links) Prof. Joseph Hoppe, Adrian Roßner, Landrat Oliver Bär, MdL Gudrun Brendel-Fischer, OB Thomas Ebersberger, Landrat Klaus Peter Söllner, Landrat Florian Wiedemann...
Sie unterstützen die Initiative unterzeichneten die „Thurnauer Erklärung“ (von links) Prof. Joseph Hoppe, Adrian Roßner, Landrat Oliver Bär, MdL Gudrun Brendel-Fischer, OB Thomas Ebersberger, Landrat Klaus Peter Söllner, Landrat Florian Wiedemann, Bürgermeister Martin Bernreuther, Prof. Martin Ott und Marcus Mühlnickl.
Werner Reißaus
F-Signet von Redaktion Fränkischer Tag
Thurnau – Auf Schloss Thurnau wurde vorgestellt, wie sich Franken mit einem speziellen geschichtlichen Erbe überregional profilieren kann.

Die „Thurnauer Erklärung“ soll zur Etablierung einer Industriekulturregion Nordbayern beitragen. Im Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bayreuth und Bamberg auf Schloss Thurnau wurde sie nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dabei waren auch die Landräte aus Bayreuth, Hof und Kulmbach sowie die CSU-Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Digital zugeschaltet waren Staatsministerin für Europaangelegenheiten, Melanie Huml, und Julia Lehner, Zweite Bürgermeisterin von Nürnberg, die beide die „Thurnauer Erklärung“ ausdrücklich unterstützen.

Fest steht, dass Nordbayern und die Metropolregion Nürnberg auf eine lange, reiche und besonders diversifizierte und global relevante industrielle Vergangenheit zurückblicken können. Mühlen, Metallverarbeitung und Maschinenbau, elektrotechnische und chemische Industrie, Textil, Porzellan und Glasindustrie, Bergbau, Stahlverhüttung, Brauereiwesen, Spielzeug und Schuhindustrie prägten und prägen neben weiteren Branchen die Region und die in ihr arbeitenden und lebenden Menschen.

Ein Strukturwandel und seine Chancen

Dabei spielte die geographische Lage immer eine besondere Rolle – ausgehend von bereits in der Vormoderne etablierten europäischen Verkehrswegen über das im 19. Jahrhundert ausgebaute Eisenbahnnetz bis hin zur Grenzsituation am „Eisernen Vorhang“ nach dem Zweiten Weltkrieg sowie deren Ende. Die in den letzten Jahrzehnten einsetzende, vielfältig bedingte Strukturwandel führte zur Transformation aller Industriezweige. Dieser Wandel stellt die Region vor große Herausforderungen, öffnet aber auch Chancen für eine wirtschaftliche Neuausrichtung.

Diese Entwicklungen wie auch das industriekulturelle Erbe selbst sind bislang nur punktuell in einer regionalen oder lokalen Erinnerungskultur verankert und aus wissenschaftlicher Sicht nicht adäquat erforscht. Nicht zuletzt deshalb markierte das Thema Industriekultur im Rahmen der Bewerbung Nürnbergs um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 die zentrale Themenklammer für Nürnberg und die Metropolregion. Während der Bewerbungsphase bestand hierzu ein interdisziplinäres Netzwerk, das mit Projekten und Veranstaltungen weiterhin aktiv ist.

Das Erbe erforschen und sichtbar machen

Die am Projekt beteiligten Institutionen setzen sich nun zum Ziel, die Industrieregion Nordbayern als Industriekulturregion zu etablieren. Das Credo der Initiatoren und Unterstützer steht fest: Das reiche industriegeschichtliche Erbe der Metropolregion soll erforscht, sichtbar gemacht sowie vermittelt und dadurch der aktuell laufende Strukturwandel mitgestaltet werden. Und genau dies unterstreichen Kommunen, Verbände und museale Einrichtungen mit der „Thurnauer Erklärung“.

Die Initiatoren der „Thurnauer Erklärung“ sind das Institut für Fränkische Landesgeschichte, das Museum Industriekultur Nürnberg, das Industriemuseum Lauf und das Porzellanikon Staatliches Museum für Porzellan in Selb. Die beteiligten Institutionen setzten in den zurückliegenden Jahren für die Vorarbeiten zur Etablierung einer Industriekulturregion Nordbayern Expertise und Ressourcen ein. Um die Akteure der Region zu vernetzen und die vielfältigen Ziele des Projekts zu erreichen, sollen nun in einem nächsten Schritt stabile Strukturen eingerichtet und die hierfür notwendigen Ressourcen.

Prof. Dr. Martin Ott, Direktor und Lehrstuhlinhaber des Instituts für Fränkische Landesgeschichte, nach seiner Einführung zur Thematik: „Wir wollen uns gar nicht nur auf unsere eigenen Ideen verlassen. Wir wollen auch lernen, wie es geht, wie man Industriekultur in einem Raum etabliert, der sich lange Zeit anderen Themen zugewandt hat, wie man die Bevölkerung vor Ort und auswärtige Gäste gleichermaßen für das Thema faszinieren kann.“

 

Das sind die konkreten Pläne

In einer Industriekulturregion Nordbayern sollen

- bereits bestehende Angebote im Bereich Industriekultur miteinander vernetzt und sichtbar gemacht werden,

- neue innovative Bildungsformate etabliert und sowohl im Bereich Schule als auch in der Erwachsenenbildung vermittelt werden, auch vor dem Hintergrund der Fachkräftegewinnung,

- neue touristische Anreize in der Region geschaffen werden,

- die Geschichte der Industrieregion Nordbayern erforscht und die Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden,

- Netzwerke und Begegnungsräume für die Beteiligten aus den Bereichen Forschung, Museum, Tourismus und Wirtschaft geschaffen werden,

- der Anschluss der Industriekulturregion Nordbayern an größere Verbünde wie die European Route of Industrial Heritage hergestellt und das industriegeschichtliche Erbe Nordbayerns weit über die Region hinaus bekannt gemacht werden.

Lesen Sie auch

Lesen Sie mehr zu folgenden Themen:
Inhalt teilen

Oder kopieren Sie den Link: