Fischerei Karpfensaison: Gute Ernte trotz niedrigem Wasserspiegel? Bedingt durch Biber und Bisamschäden liegt der Wasserspiegel an einem der Teiche von Edwin Hartmann bei 40 Zentimetern unter normal. // Stephan Herbert Fuchs von Stephan Herbert Fuchs TEILEN  vor 8 Stunden Waldau – Die Karpfensaison hat begonnen. Wie die Ernte ausfallen wird? Wir haben uns bei Teichwirt Edwin Hartmann im Neudrossenfelder Ortsteil Waldau umgeschaut, der nicht nur über niedrigen Wasserpegel klagt. Mit dem September startet nicht nur der Herbst, sondern für Fischgenießer die schönste Zeit des Jahres: die Karpfensaison. Ob halbiert und gebacken oder blau oder filetiert – Karpfen ist in Bayern weit mehr als ein saisonales Gericht: Er ist gelebte Kultur. Von einer guten Karpfenernte geht Edwin Hartmann aus. Der 69-Jährige bewirtschaftet vier Teiche im Neudrossenfelder Ortsteil Waldau mit einer Gesamtwasserfläche von einem Hektar, die jeder Autofahrer kennt, der auf der A 70 kurz nach der Auffahrt Kulmbach/Neudrossenfeld in Richtung Bayreuth unterwegs ist. Edwin Hartmann rechnet mit zehn Zentner Fisch Das Abfischen steht bei ihm erst Anfang Oktober an. Obwohl es klimabedingt und vor allem aufgrund von Fischotter, Biber, Kormoran, Silber- und Graureiher erhebliche Verluste gegeben habe, rechne er mit einem guten Ergebnis. Dies sei der Tatsache geschuldet, dass er im zurückliegenden Jahr nicht abgefischt habe. Da habe es wenig Satzfische gegeben. Nun aber gehe er davon aus, acht bis zehn Zentner Fisch aus den Teichen zu holen. Das müssten so um die 250 Schlachtkarpfen sein, rechnet Edwin Hartmann vor, wobei er von einem Durchschnittsgewicht von 1,3 Kilogramm ausgeht. Wasserstand ist zu niedrig Hauptproblem für den Teichwirt ist der niedrigere Wasserspiegel, der auch an seinen Teichen mittlerweile deutlich messbar ist. An einem seiner Teiche musste er sogar einen Wasserstand von 40 Zentimetern unter normal feststellen. Neben klimabedingtem Wassermangel macht er dafür hauptsächlich den Biber und den Bisam verantwortlich, die durch ihre Grabungstätigkeiten den Wasserspiegel senken. „Es gibt einfach zu viel von diesen Schädlingen“, sagt er. Notabfischungen wegen des Wassermangels, wie andernorts teilweise bereits durchgeführt, seien bei ihm zwar noch nicht notwendig gewesen, doch die Situation sei durchaus kritisch. Durch Abschuss und Fallenfang habe man bereits mehrere Biber und Bisams entnehmen können, doch es rückten immer mehr Tiere nach. “Es gibt einfach zu viel von diesen Schädlingen.” Edwin Hartmann Teichwirt Dazu kommt, dass auch die Grau- und Silberreiherpopulationen immer stärker zunähmen. Edwin Hartmann rechnet mit noch stärkeren Schäden, da der Silberreiher absolut geschützt sei. Ganz im Gegensatz zum Kormoran, der zwar bejagt wird, aber noch immer in großer Anzahl zu beobachten sei. „An den Teichanlagen waren teilweise Kormoran-Schwärme von bis zu 30 Tieren zu beobachten“, so Edwin Hartmann. Verlustquote von bis zu 90 Prozent Nicht zuletzt sei auch die Situation beim Fischotter nach wie vor unbefriedigend. Der Otter gilt als größter Fischräuber überhaupt. Einmal habe er bereits eine Entschädigung in Höhe von 70 Prozent des Schadens bekommen, doch damit sei es bei weitem nicht getan. Aus dem Teichgebiet rund um das oberpfälzische Tirschenreuth sei von Verlustquoten von bis zu 90 Prozent berichtet worden. Der Biber darf bejagt werden Mit Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde darf der Biber laut Edwin Hartmann von 1. September bis zum 15. März bejagt werden. Graureiher seien vom 16. September bis zum 31. Oktober zum Abschuss freigegeben. Kormorane dürften in der Nähe von Teichanlagen vom 16. August bis zum 14. März erlegt werden. „Von der Jägerschaft würde ich mir wünschen, dass in der kurzen Zeit, in der die Bejagung von Fischräubern und Teichschädlingen erlaubt ist, auch konzentriert dagegen vorgegangen wird“, so Edwin Hartmann. +++ Bleiben Sie mit der Bayerischen Rundschau auf dem Laufenden und holen Sie sich jetzt unsere kostenlosen Newsletter. +++ Die Karpfenteichwirtschaft hat in Bayern eine viele Jahrhunderte andauernde Tradition. Viele Familienbetriebe pflegten ihre Teiche seit vielen Generationen hinweg. Deshalb wurde die traditionelle Karpfenteichwirtschaft 2021 in das Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Lesen Sie auch 50 Jahre Freizeitareal Gab es vor 51 Jahren noch nicht: So kam Trebgast zum Badesee Ein halbes Jahrhundert ist es her, da verwandelte sich ein mooriges Gebiet in Trebgast in ein besonderes Freizeitareal: den Badesee. Das ist seine Geschichte. Bedrohten Arten helfen Kulmbach schützt Fledermäuse – ein Kampf um Lebensräume Die Plassenburg ist ein Refugium für fliegende Nachtschwärmer. Ein Einblick in das Leben der Fledermäuse und ihre schwindenden Reviere. So kann geholfen werden.