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Mitten während Corona
Ein Laden auf dem Land: Diese Friseurin hat es gewagt
Einen ungewöhnlichen Namen hat sich Katrin Pitroff für ihr Friseurgeschäft ausgesucht: Katrins Lebenstraum nennt sie ihren Salon in Waldau
Einen ungewöhnlichen Namen hat sich Katrin Pitroff für ihr Friseurgeschäft ausgesucht: Katrins Lebenstraum nennt sie ihren Salon in Waldau // Sonny Adam
Neudrossenfeld – Mitten in der Corona-Hochphase machte sie ihren Friseurladen auf: Katrin Pittroff ist vor fünf Jahren in Waldau in die Selbstständigkeit gestartet. Das sagt sie heute.

Wenn jemand sein Geschäft „Katrins Lebenstraum“ nennt, dann ist eines klar: Diese Katrin muss zu 100 Prozent hinter dem Business stehen und sicherlich gibt es an solch einem Ort nur „positive Vibes“. Genauso ist es bei Katrin Pittroff aus Waldau.

Ungewöhnliche Lage

„Ich wollte immer irgendwann einmal meinen eigenen Friseurladen haben“, sagt sie und strahlt. Inzwischen ist die heute 31-jährige schon fünf Jahre ihre eigene Chefin. Sie hat mitten auf dem flachen Land – in Waldau – einen Friseurladen eröffnet. Eine verrückte Idee, die wohl jedem Businessberater ein Stirnrunzeln entlockt hätte. Denn der Salon ist von der Straße kaum einsehbar. Er liegt fernab jeglicher Hauptverkehrsstraße.

Nicht nur für die Babypause hat sich Katrin Pittroff Unterstützung geholt: Nicole Harreis kam als Kundin und ist gerne als Kollegin geblieben.
Nicht nur für die Babypause hat sich Katrin Pittroff Unterstützung geholt: Nicole Harreis kam als Kundin und ist gerne als Kollegin geblieben. // Sonny Adam

Zufallsbesuche sind nahezu ausgeschlossen. „Das Geschäft ist eine absolute Bereicherung für Waldau und für Neudrossenfeld. Das Geschäft wird gut angenommen“, kommentierte Harald Hübner indes den Mut. Für den Neudrossenfelder Bürgermeister war die Gratulation zum fünfjährigen Bestehen des Friseurladens mehr als ein Pflichtbesuch.

„Denn solche Menschen wie Katrin Pittroff braucht es in Deutschland, nicht nur in Neudrossenfeld: Menschen, die anpacken, die sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, die positiv sind und die für ihren eigenen Traum kämpfen.“ Hübner überreichte Blumen und gratulierte.

Das Jubiläum wird zünftig gefeiert.
Das Jubiläum wird zünftig gefeiert. // Sonny Adam

Katrin Pittroff hat etwas auf die Beine gestellt – und auch heute noch hat sie keine Sekunde davon bereut. Sogar jetzt, wo sie Nachwuchs erwartet, wird ihr das stundenlange Stehen und der Stress kein bisschen zu viel. Im Gegenteil.

Sie strahlt, versprüht gute Laune. Zum fünfjährigen Bestehen hat sie den Grill anheizen lassen, Bratwürste und Getränke für alle.

Die Familie hat beim Umbau geholfen. Alles ist individuell nach Katrin Pittroffs Wünschen gefertigt, auch die rustikalen Ablagen.
Die Familie hat beim Umbau geholfen. Alles ist individuell nach Katrin Pittroffs Wünschen gefertigt, auch die rustikalen Ablagen. // Sonny Adam

Am 17. September 2020 hat sie zum ersten Mal ihren kleinen Friseurladen in Waldau eröffnet. Sie erinnert sich heute noch an das Gefühl, als die erste Kundin vor der Tür stand. Vorausgegangen sind Umbauarbeiten. Die ganze Familie hat mitgeholfen. Monatelang wurde gewerkelt.

Im Lockdown war Schluss

Auch Pittroff hat mit angepackt, hat Wände verputzt, hatte die Idee, als Ablagen rustikale Holzbalken zu nehmen. „Alles wurde so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Am Anfang hatte ich nur einen einzigen Raum“, erzählt sie.

Die Neuigkeit, dass Waldau jetzt einen eigenen Friseurladen hat, sprach sich schnell herum. Die Menschen aus Waldau kamen, aus Neudrossenfeld auch. Sie genossen es, sich auch auf dem Land frisieren lassen zu können.

Haare zu färben, zu schneiden, zu frisieren – das war Katrin Pittroffs Traum. Und jetzt ist ihr Salon genauso wie sie ihn sich immer gewünscht hat.
Haare zu färben, zu schneiden, zu frisieren – das war Katrin Pittroffs Traum. Und jetzt ist ihr Salon genauso wie sie ihn sich immer gewünscht hat. // Sonny Adam

„Ich war total glücklich, alles lief gut an. Doch schon nach drei Monaten war Schluss: totaler Lockdown“, sagt die Chefin. „Ich war dann erst einmal daheim“, schildert sie die Lage. Sie hatte die Investitionen zu stemmen.

Natürlich hatten sich diese noch nicht amortisiert. Und Coronahilfe bekam Katrin Pittroff nicht. Denn sie hatte das Geschäft gerade erst eröffnet. „Gut war damals nur, dass mich mein Mann, mein Bruder, meine ganze Familie sehr unterstützt haben. Und nach Corona sind die Leute wiedergekommen“, sagt sie.


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Inzwischen strömen die Kundinnen und Kunden aus der ganzen Region. „Katrins Lebenstraum“ ist ein Geheimtipp. Sogar aus Coburg und München kommen inzwischen einige Fans. Denn der kleine Salon hat seinen besonderen Charme.

Allerdings war mit der Einrichtung des einen Raumes der Traum noch nicht zu Ende geträumt. Pittroff erweiterte schon nach kurzer Zeit. Ein zweiter Frisierraum, eine kleine Küchenzeile und eine Kundentoilette kamen hinzu. „Jetzt ist alles so, wie ich es mir immer vorgestellt habe“, sagt die Chefin. Und jetzt?

Mitarbeiterin eingestellt

Katrin Pittroff ist hochschwanger. Doch der Laden bleibt. „Ich mache weiter. Das ist doch klar“, sagt sie. Aus diesem Grund hat sie die nächste Hürde genommen und eine Mitarbeiterin eingestellt: Nicole Harreis. „Sie ist seit März hier. Sie stemmt das Geschäft, auch wenn ich mal nicht da bin. Sie ist ein echter Glücksgriff“, sagt Katrin Pittroff.

Nicole Harreis kam eigentlich als Kundin in den Salon. Obwohl sie selbst Friseurin ist, hat sie als Lageristin gearbeitet. „Ich wusste zuerst nicht, ob ich mir das wieder zutraue“, sagt Nicole Harreis bescheiden. Doch im vergangenen halben Jahr hat sie neue Lust auf ihren erlernten Beruf bekommen. Inzwischen hält sie in „Katrins Lebenstraum“ von Dienstag bis Samstag die Stellung.

Bürgermeister Harald Hübner gratulierte zum 5-jährigen Bestehen. Die Friseurmeisterin hat kurz vor dem Corona-Lockdown ihr Geschäft eröffnet – und trotzdem überlebt.
Bürgermeister Harald Hübner gratulierte zum 5-jährigen Bestehen. Die Friseurmeisterin hat kurz vor dem Corona-Lockdown ihr Geschäft eröffnet – und trotzdem überlebt. // Sonny Adam

Eine lange Babypause möchte die Geschäftsfrau und Friseurmeisterin Katrin Pittroff nicht einlegen. „Mein Mann bleibt zu Hause. Er ist Elektriker“, erzählt sie. So kann sie in Teilzeit „ihren Laden“ weiterführen und sich dennoch dem Nachwuchs ausgiebig widmen. Das Wohnhaus ist schließlich direkt eine Etage obendrüber. „So lassen sich Familie und Beruf doch ideal miteinander vereinbaren.“

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