Den beiden Vorständen der VR-Bank Oberfranken Mitte müssen die Ohren geklungen haben, so stark und emotional war der Sturm der Entrüstung im Neuenmarkter Gemeinderat zur angekündigten Schließung der Geschäftsstelle der Bank in Hegnabrunn. Dabei stand das Thema eigentlich gar nicht auf der Tagesordnung, aber Bürgermeister Alexander Wunderlich (CSU) nahm am Ende der Sitzung die Gelegenheit wahr, das Gremium über Gespräche mit der Spitze der VR Oberfranken Mitte zu informieren.
Kann die Filiale in Hegnabrunn gerettet werden?
Den Gemeinderäten wurde auch das Schreiben der NG-Fraktion zur Kenntnis gegeben, das am Montagmorgen im Briefkasten am Rathaus lag. Darin forderten Siegfried Decker, Horst Schirmer und Sonja Promeuschel, dass Bürgermeister Wunderlich vom Gemeinderat ermächtigt wird, nochmals mit dem Vorstand der VR-Bank Verhandlungen zu führen, um die Schließung zu verhindern. Dem stimmte der Gemeinderat auch uneingeschränkt zu.
Protestmarsch durch Neuenmarkt geplant
Bürgermeister Alexander Wunderlich gab bekannt, dass sich eine Bürgerinitiative formieren will, um mit einem Protestmarsch den Unmut über die geplante Schließung zum Ausdruck zu bringen. Kein Hehl machte das Gemeindeoberhaupt daraus, dass das Aus der Geschäftsstelle Hegnabrunn „uns alle wahnsinnig beschäftigt“, zumal die Gemeinde Neuenmarkt bereits die Schließung der Sparkasse in Hegnabrunn hinnehmen musste.
Wunderlich: "Habe meinen Unmut kundgetan"
Immerhin habe Sparkassen-Chef Harry Weiß die Gründe zur Schließung der Geschäftsstelle in einer Sitzung des Gemeinderates darlegt. Wunderlich: „Die jetzige Schließung der VR Bank in Hegnabrunn ist leider anders gelaufen, weil wir erst im Dezember telefonisch davon unterrichtet wurden. Ich habe natürlich im Gespräch mit Herrn Kaiser meinen Unmut kundgetan und ihm klar zu verstehen gegeben, dass ich das auf keinen Fall für gut und richtig erachte.“
Umbaukosten auch in Untersteinach und Himmelkron zu hoch?
Die Bilanzzahlen in den Geschäftsstellen der VR-Bank seien, wie Bürgermeister Wunderlich vermerkte, nur zweitrangig, entscheidend seien die Investitionsmaßnahmen, die in den Geschäftsstelle getätigt werden müssen, um die Bank zukunftsfähig zu machen. Die Geschäftsstelle in Trebgast habe den Vorteil, dass eine energetische Sanierung mit einer neuen Heizung bereits vor wenigen Jahren vorgenommen wurde. Bürgermeister Wunderlich: „Die Umbaubaukosten für eine der anderen Geschäftsstellen wären für die VR-Bank viel zu hoch gewesen, und deshalb werden in unserem Umkreis neben Hegnabrunn auch Untersteinach und Himmelkron geschlossen.“
Wunderlich bedauert Entscheidung
Was Wunderlich bedauerte: „Man hat zwar Verständnis, dass der Bürgermeister wie meine Kollegen in den anderen Gemeinden um die Geschäftsstelle kämpft, aber die Entscheidung steht. In der Begründung dafür wird das geänderte Kundenverhalten mit dem Online-Banking angeführt und mittlerweile viele Kunden auch ihr Geld im Supermarkt abholen können.“
VR-Bank Oberfranken Mitte blockt ab
Auch ein nochmaliger Versuch von Bürgermeister Wunderlich in der vergangenen Woche, den Vorstand der VR-Bank zu einem Besuch der Sitzung am Montagabend zu bewegen, scheiterte, weil die Entscheidung bereits gefallen sei. Was dem Bürgermeister aber zugesagt wurde, ist, dass die VR-Bank prüfen werde, einen Geldautomaten mit einem Drucker in Neuenmarkt zu belassen.
Kintzel: "Geschäftsgebaren der VR-Bank ist inakzeptabel"
In den Statements der Fraktionen wurde laut und deutlich Kritik an der Schließung geäußert. Für die CSU-Fraktion stellte Gernot Kintzel fest: „Das Geschäftsgebaren der VR-Bank ist absolut inakzeptabel und unbegreiflich. Sie wollen sich gar keine neuen Argumente anhören, sondern sie haben es entschieden und was andere dazu meinen, ist ihnen vollkommen egal.“
"Sie sehen nur Zahlen, nicht die Menschen"
Für Dieter Mühlbauer (SPD/Offene Liste) findet das Ganze für eine regionale Genossenschaftsbank beschämend: „Zig Bürger haben zigtausende von Euros an Genossenschaftsanteilen in diese Bank investiert und die werden jetzt mit dem Fuß getreten.“ Fraktionskollege und Dritter Bürgermeister Alfred Faßold bezeichnete das Vorgehen der Vorstände als „hochnäsig“ und „arrogant“. Horst Schirmer (NG) sieht nicht ein, warum die Supermärkte die Aufgabe der Banken übernehmen sollen. Und Roland Fischer (FW) nannte das Vorgehen „menschenverachtend und unwürdig“: „Sie sehen nur die Zahlen und nicht die Menschen, die dahinterstehen.“
Gemeinde Neuenmarkt ist selbst VR-Bank-Kunde
Altbürgermeister Siegfried Decker (NG) ist der Meinung, dass man der VR Bank auch unmissverständlich sagen müsse, dass die Gemeinde Neuenmarkt auch Genosse und Kunde ist: „Wir sind schließlich nicht der kleinste Kunde und da kann durchaus noch ein Bumerang kommen. Wir haben ja eine gemeindliche Entwicklungsplanung, das heißt, wir wollen Wohn- und Gewerbegebiete ausweisen, teilweise auch zwischen Neuenmarkt und Wirsberg, und da ergibt sich für uns Kreditbedarf und da wird dann schon einmal die Frage sein, bei wem wir nachfragen und Angebote einholen.“
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