Nachruf
Er hat Lichtenfels’ kulturelles Leben mitgeprägt
Gerhard Schmidt
Gerhard Schmidt
Alfred Thieret
F-Signet von Alfred Thieret Fränkischer Tag
Lichtenfels – Am 16. Februar ist im Alter von 87 Jahren Gerhard Schmidt gestorben. Ein Nachruf auf den vielfach engagierten und angesehenen Lichtenfelser.

Seine berufliche Karriere am Meranier-Gymnasium Lichtenfels begann er 1966, wo er die Fächer Englisch, Geschichte und Sport unterrichtete und später stellvertretender Schulleiter wurde, ehe er in den 1980er Jahren zum Oberstudiendirektor und Leiter des Gymnasiums Casimirianum Coburg ernannt wurde.

Kommunalpolitisch engagiert

Über eine lange Zeit engagierte er sich in der Kommunalpolitik. 36 Jahre lang, vom 1. Mai 1972 bis 30. April 2008, war er für die CSU im Stadtrat und fungierte zusätzlich vom 1. Mai 1978 bis 30. April 1990 zwei Perioden lang als Zweiter Bürgermeister. Aufgrund seiner großen Verdienste wurde ihm am 17. Dezember 1990 die Ehrenmedaille der Stadt Lichtenfels verliehen. Besonders aber hat Gerhard Schmidt das kulturelle Leben der Stadt geprägt, vor allem während seiner Zeit als langjähriger Leiter der Bezirksgruppe Lichtenfels des fränkischen Geschichtsvereins Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW), der mit 270 Mitgliedern größten der 19 Bezirksgruppen des CHW, und als Autor von lustigen Dialektgeschichten.

Während seiner 18-jährigen Tätigkeit als Bezirksgruppenleiter von 2000 bis 2018 hat er etwa 150 Vortragsabende organisiert und durchgeführt. Als ehemaliger Geschichtslehrer hatte er nicht nur interessante Themen, sondern auch renommierte Referenten ausgesucht, die er jeweils gebührend vorstellte, wobei am Schluss der Vorträge meist eine lebhafte Diskussion zustande kam.

Er trat aber auch selbst ans Rednerpult und sprach beispielsweise mit seinen Kindheitserinnerungen aus der Kriegszeit ein ernstes Thema an, das aber aus der Sichtweise eines vier- bis zehnjährigen Jungen neben der Schilderung kriegsbedingter Ereignisse viele Begebenheiten zum Schmunzeln beinhaltete.

CHW-Ehrenmitglied

Gerhard Schmidt war seit 1971 CHW-Mitglied, von 2009 bis 2019 Stellvertreter des CHW-Vorsitzenden Günter Dippold und seit 2015 Ehrenmitglied. Er veröffentlichte beim CHW auch ein Lebensbild des Landrats und Landtagsabgeordneten Max Jüngling und übersetzte die Jugenderinnerungen des 1920 in Lichtenfels geborenen Klaus Bamberger ins Deutsche.

Besonders die kulturelle und sprachliche Identität lag Gerhard Schmidt am Herzen, was in seinen veröffentlichten „Schmunzlgschichdla“ zum Ausdruck kam, zu denen seine Tochter Doris Illustrationen beisteuerte und in denen er mit viel Witz und Charme die Geschichten in der Mundart der Menschen am Obermain erzählt.

Der Oberstudiendirektor a. D. verstand es dabei, heitere Begebenheiten, lustige Episoden und komische Ereignisse durch die Verwendung des heimischen Dialekts besonders humorvoll darzustellen. Dabei handelte es sich oft um alltägliche Vorfälle, deren Inhalt er entsprechend ausschmückte, um dann den humoristischen Kern prägnant aufzuzeigen und zur gelungenen Pointe zu führen. Man merkte Gerhard Schmidt seine besondere Liebe zum heimischen Dialekt an. Es machte ihm sichtlich Spaß, dessen sprachliche Nuancen aufzuspüren und dabei darzulegen, dass die mundartliche Ausdrucksweise häufig viel lebendiger und treffsicherer ist als die nüchterne hochdeutsche Sprache.

„Schmunzlgschichdla“

Ein besonderes Merkmal war es deshalb auch, dass die meisten Geschichten auf einen prägnanten Dialektsatz hinausliefen, der die humoristische Wirkung erst richtig hervorrief. In vielen Veranstaltungen konnte er mit seinen „Schmunzlgschichdla“ die Zuhörer begeistern. Die Stadt Lichtenfels würdigte sein Engagement mit der Verleihung der Kulturmedaille am 17. Mai 2021. Eine herzliche Anteilnahme gilt seiner Familie.            

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