Anlass für den „Tag der Kläranlage“ war der offizielle Auftakt zu der bis 2027 dauernden Sanierung und Modernisierung mit einer Investitionssumme von 17 Millionen Euro.
Während der Vormittag den geladenen Fachbesuchern wie Betreibern von Kläranlagen, Fachbüros und Bürgermeistern aus ganz Unterfranken vorbehalten war, strömten ab Mittag viele Menschen auf das Gelände des Wertstoffhofs.
Starkes Interesse
„Wir sind überrascht“, freute sich Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) bei seiner Begrüßung über das unerwartet starke Interesse der Einwohner, „denn die Arbeit der Kläranlage ist ein Job, den normalerweise kaum jemand beachtet, der aber für alle selbstverständlich ist“.
Im lockeren Wechsel mit Bauamtsleiterin Christine Schwind und Referatsleiter Thomas Hornung gab er einen Überblick über die Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahme. „Unsere Kläranlage ist mit ihrer Technik von 1978 in die Jahre gekommen.“ Um sie für die Zukunft und die kommende Generation fit zu machen, muss sie nicht nur technisch und baulich, sondern als einer der größten Energieverbraucher der Stadt auch umweltschonend energetisch saniert werden.
Klärwerk wird Energiewerk
„Wir wollen unser Klärwerk zum Energiewerk machen“, nannte Referatsleiter Hornung die Zielsetzung. Nach Abschluss der Maßnahme soll die Kläranlage CO2-neutral und durch Nutzung regenerativer Energien wie Biogas, Solarenergie und Wärme aus dem Abwasser weitgehend unabhängig vom Stromnetz, klimagerecht und kostengünstiger arbeiten.
„Wir wollen die Energie nutzen, die direkt vor Ort in der Kläranlage entsteht.“ Entsprechend werden die dafür notwendige Wärmepumpe, eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher für 2000 Kilowattstunden sowie ein Biogasspeicher mit Volumen für eine dreitägige Verbrauchsmenge montiert. „Der Biogasspeicher ist schon bestellt, kann aber erst 2027 eingebaut werden“, wies Hornung auf die lange Lieferzeit von zwei Jahren hin.
Einsparung von 250.000 Euro pro Jahr
Nach Fertigstellung wird im Vergleich zum heutigen Stand der Kohlendioxidausstoß pro Jahr um 1000 Tonnen und der Energiebedarf um 1400 Megawattstunden gesenkt. Hornung: „Das entspricht einer Einsparung von 250.000 Euro pro Jahr.“
Erste vorbereitende Arbeiten für die Baumaßnahme liefen bereits seit August. Jetzt folgen die Bodenplatte für den Gasspeicher, das Fundament für die Wärmepumpe und auf einer Freifläche die Montage der Photovoltaikanlage. Ab Januar 2026 werden Wärmepumpe und Wärmespeicher montiert, ab März das veraltete Rechengebäude abgebrochen, eine neue Halle und Anlagentechnik gebaut sowie Trafo und Batteriespeicher montiert. Ab März 2027 folgt dann die Montage des Biogasspeichers, sodass schließlich ab Oktober 2027 der alte Erdgasspeicher zurückgebaut werden kann.
Investition von 17 Millionen Euro
Insgesamt wird mit einer Investitionssumme von 17 Millionen Euro gerechnet. Üblicherweise wird eine solche städtische Pflichtaufgabe vom Staat nicht gefördert, betonte Oberbürgermeister Vogel. Doch hatte sich die Stadt mit ihrem Konzept der „Dekarbonisierung der Kläranlage“, worunter der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien sowie energieeffizientere und wirtschaftlichere Technologien verstanden wird, an einem Wettbewerb um Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE 2021 bis 2027) beteiligt.
„178 Kommunen haben sich beworben“, verkündete Bauamtsleiterin Schwind. „Nur vier Projekte haben den Zuschlag bekommen, eines davon ist unsere Kläranlage.“ Eine Fördersumme von 5,2 Millionen Euro wurde bereits garantiert, maximal könnte sie vielleicht noch auf neun Millionen steigen.
Vorträge von Experten
Weitere Informationen für die Besucher gab es über den Nachmittag verteilt in mehreren Impulsvorträgen von Fachleuten der Stadt und Stadtwerke, der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt und der Firma Siemens sowie in einer begleitenden Poster-Ausstellung.
Ein überaus großes Interesse fand das laufende Angebot an Führungen durch die Rechenhalle und über das Gelände, bei denen Mitarbeiter der Kläranlage deren Funktionsweise mit aufeinander folgenden Reinigungsstufen erläuterten. „Bei uns kommt alles an – vom Gebiss über Brillen bis zu Eheringen“, erzählte Jürgen Loose, ergänzte aber gleich: „Zurückgeben können wir es den Eigentümern leider nicht“.


















