Coburg in der NS-Zeit So konnten die Nazis an die Macht kommen Präsentation der Forschungsergebnisse zur NS-Zeit in Coburg (von links): Prof. Dr. Dr. h.c. Gert Melville, Dr. Eva Karl und Oberbürgermeister Dominik Sauerteig. // Foto: Oliver Schmidt von Oliver Schmidt TEILEN  13.05.2024 Coburg – Coburg gilt als erste nationalsozialistische Stadt, die es in Deutschland gab. Wie es dazu kommen konnte, hat eine Historikerkommission erforscht. Das Ergebnis soll auch Lehre für die Zukunft sein. Die Frage, wie es zu etwas derart Schrecklichem kommen konnte, hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg überall in Deutschland gestellt. Speziell auch in Coburg wären Aufklärung und Aufarbeitung eigentlich dringend notwendig gewesen. Schließlich hatten die Nationalsozialisten ausgerechnet im beschaulichen Coburg besonders schnell Fuß fassen können. Bereits 1929 konnte die NSDAP eine Mehrheit im Stadtrat des ehemaligen Herzogtums erreichen. Max Brose als Auslöser Fast einhundert Jahre später liegt jetzt eine umfassende Aufarbeitung vor. In Auftrag gegeben hatte sie 2015 der Coburger Stadtrat. Auslöser waren damals Diskussionen um Max Brose und dessen Rolle in der NS-Zeit. Als damals ein weiterer (und letztlich auch erfolgreicher) Anlauf unternommen wurde, eine Straße nach dem Unternehmer zu benennen, wurde der Wunsch geäußert, die Rolle der gesamten Stadt näher unter die Lupe zu nehmen. Es ging schlicht und weg darum, endlich Licht in das wohl dunkelste Kapitel der Coburger Geschichte zu bringen – verbunden immer wieder mit der Frage: Wie konnte es dazu kommen? Gert Melville leitete Historikerkommission Mit der Aufgabe betraut wurde damals eine Historikerkommission unter Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Gert Melville. Die Umsetzung der Forschung übernahm Dr. Eva Karl. In den vergangenen Jahren hatte Eva Karl auch schon Zwischenberichte gegeben. Doch jetzt, am frühen Montagabend, konnte sie zusammen mit Gert Melville das fertige Ergebnis ihrer Arbeit vorstellen. Die Präsentation erfolgte im großen Saal im Coburger Rathaus. Gebannt lauschten die anwesenden Mitglieder des Stadtrats sowie auch zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer den Ausführungen. Buch soll im November erscheinen Das Werk von Eva Karl, das es voraussichtlich ab November als Buch zu kaufen geben wird, trägt den Titel „Coburg voran! – Herrschen und Leben in der ersten nationalsozialistischen Stadt Deutschlands“. Einen ausführlichen Bericht zur Präsentation im Rathaus lesen Sie hier: Coburg in der NS-Zeit Diese Aufarbeitung der Geschichte schmerzt Wie konnte es dazu kommen, dass Coburg die erste nationalsozialistische Stadt Deutschlands wurde? Sieben Jahre lang hat eine Historikerin dazu geforscht – die Ergebnisse sind bedrückend. Wie Michael Stoschek, der Enkel von Max Brose, die Aufarbeitung bewertet, lesen Sie hier: Forschung Coburg in der NS-Zeit: Stoschek dankt für Aufarbeitung Diskussionen um den Unternehmer Max Brose hatten die Aufarbeitung erst ausgelöst. Dessen Enkel äußert sich jetzt zu der Forschungsarbeit und gewährt Einblicke in die Gefühlswelt seiner Familie. Lesen Sie auch: Coburg in der NS-Zeit Dieses Buch soll sich jeder leisten können Warum wurde Coburg zur ersten nationalsozialistischen Stadt Deutschlands? Für die Antwort wird es ein Buch mit mehr als 700 Seiten brauchen. Die Veröffentlichung ist für November 2024 geplant. Vortrag in Coburg Radikale Parteien verbieten? Professor hat besseren Rat Gert Melville sagt: „Wir sollten von den Abgründen der Autokratie und Diktatur derart schockiert sein, dass wir den jetzt sich erneut auftuenden Bedrohungen mit allen Mitteln entgegentreten sollten.“ Arbeitsmarkt Erfolgreiche Integration von Geflüchteten 1299 Menschen mit Asylhintergrund haben in den vergangenen vier Jahren ihren Wohnsitz in Coburg angemeldet. Mehr als 400 davon sind Kinder. Eine AfD-Politikerin wollte jetzt wissen, woher alle diese Menschen kommen, ob sie arbeiten und welches Geschlecht sie haben. Lichtermeer in Coburg Hier strahlt Hoffnung Fast 3000 Menschen setzten am Sonntagabend ein beeindruckendes Zeichen gegen Rechtsextremismus. Die Veranstalter ziehen eine rundum positive Bilanz. Coburger Stadtrat Deutliche Antworten auf AfD-Anfrage Viele Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, haben in Coburg nicht nur eine sichere Bleibe gefunden. Viele von ihnen sind inzwischen sogar berufstätig. In einer persönlichen Anmerkung zeigte sich Bürgermeister Can Aydin (SPD) verärgert und enttäuscht über eine Anfrage der AfD.