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Ehemaliger FDP-Stadtrat
Er holte Beckenbauer nach Coburg: Trauer um Manfred Jenke
Manfred Jenke ist gestorben. Hier ist er auf einem Foto aus dem Dezember 2019 zu sehen. Damals wurde dem Coburger Altoberbürgermeister Norbert Kastner (links) die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Manfred Jenke ist gestorben. Hier ist er auf einem Foto aus dem Dezember 2019 zu sehen. Damals wurde dem Coburger Altoberbürgermeister Norbert Kastner (links) die Ehrenbürgerwürde verliehen. // Jochen Berger
Coburg – Er engagierte sich unter anderem im Stadtrat, beim VfB Coburg, im Bund der Vertriebenen und bei den Briefmarkenfreunden. Jetzt ist ein erfülltes Leben zu Ende gegangen. Nachruf auf einen Tausendsassa.
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Manfred Jenke ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Der gebürtige Schlesier war in den Wirren des Zweiten Weltkriegs zunächst nach Hohenberg im Fichtelgebirge geflüchtet. 1954 wegen des Bundesgrenzschutzes nach Coburg gekommen. Dort war er zum Schluss als Hundertschaftsführer tätig.

24 Jahre im Coburger Stadtrat

Einer breiten Coburger Öffentlichkeit wurde Manfred Jenke vor allem durch sein ehrenamtliches Engagement bekannt. Da war zum Beispiel sein politisches Wirken: 24 Jahre gehörte er für die FDP dem Coburger Stadtrat an. 1990 kandidierte er auch als OB-Kandidat.

Noch länger war sein Engagement im Bund der Vertriebenen: 32 Jahre stand er an der Spitze des Kreisverbands, organisierte außer dem jährlichen „Tag der Heimat“ auch regelmäßig Busfahrten nach Schlesien.

Er holte Franz Beckenbauer nach Coburg

Franz Beckenbauer (rechts) 1979 in Coburg - mit im Bild, von links: Manfred Jenke (damals AH-Vorsitzender des VfB Coburg), Hubertus Schneider (damals Präsident des VfB Coburg) sowie VfB-Mäzen Dr. Eugen Stocke.
Franz Beckenbauer (rechts) 1979 in Coburg - mit im Bild, von links: Manfred Jenke (damals AH-Vorsitzender des VfB Coburg), Hubertus Schneider (damals Präsident des VfB Coburg) sowie VfB-Mäzen Dr. Eugen Stocke. // Coburger Tageblatt

Manfred Jenke war zudem begeisterter Fußballer. Sein Herz schlug für den 1. FC Nürnberg. In Coburg engagierte er sich beim damaligen VfB. Als Vorsitzender der sogenannten Alten Herren (AH) war er lange Zeit maßgeblich für die „Doktorsau“ verantwortlich. Dabei handelte es sich um einen besonderen Sportlerstammtisch, zu dem jeweils ein prominenter Gast geladen wurde. Manfred Jenke gelang es zum Beispiel, Idole wie Franz Beckenbauer, Sepp Maier oder Uwe Seeler nach Coburg zu holen.

Deutlich leiser ging es bei einem anderen Hobby von Manfred Jenke zu: Er war leidenschaftlicher Briefmarkensammler und brachte sich auch bei den Coburger Briefmarkenfreunden ein.

1958 heiratete Manfred Jenke seine Frau Karin. Die beiden hatten sich bereits als Kinder in Schlesien kennengelernt. Sie bekamen zwei Kinder und wohnten lange Zeit im Thüringer Viertel in Coburg. 

Für seinen vielen Verdienste wurde er unter anderem mit Bundesverdienstkreuz, dem Schlesierkreuz und dem Coburger Ehrenring ausgezeichnet.

Die Beerdigung von Manfred Jenke findet am Dienstag, 2. Dezember, 10 Uhr, auf dem Coburger Friedhof am Glockenberg statt.

Hintergrund: Was war die „Doktorsau“ in Coburg?

Entstanden war diese Veranstaltung wie folgt: Zu seiner Silberhochzeit im Jahr 1951 hatte der große Mäzen des VfB Coburg, Dr. Eugen Stocke, von der AH-Abteilung ein echtes, lebendes Glücksschwein geschenkt bekommen. Stocke freute sich so sehr darüber, dass er genau ein Jahr später die gesamte AH-Abteilung zu einer Schlachtschüssel einlud. Verspeist wurde jeweils eine Sau aus dem Stall des „Doktors“.

Bald entstand die Idee, jeweils noch einen prominenten Gast aus der Welt des Sports einzuladen. Viele Sport-Größen kamen auf diese Weise auch mal nach Coburg. Zum Beispiel FCN-Legende Heiner Stuhlfauth (1957), der spätere Bundestrainer Helmut Schön (1961) oder auch Sepp Maier (1978), Franz Beckenbauer (1979) und Uwe Seeler (1982). Viele Hintergründe zur „Doktorsau“ gibt es zum Nachlesen im Digitalen Stadtgedächtnis von Coburg.

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