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Naturschutzprojekt in Coburg
Glender Wiesen: Die ersten Hochlandrinder sind da!
Die ersten elf Hochlandrinder auf den Glender Wiesen im Westen des Projektgebiets.
Die ersten elf Hochlandrinder auf den Glender Wiesen im Westen des Projektgebiets. // Foto: ÖBO
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Coburg – Ungewöhnlicher Anblick am Goldbergsee: Plötzlich weiden dort Hochlandrinder! Und Wasserbüffel kommen bald auch noch. Was ist der Hintergrund dieser Ansiedlung?
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Der Startschuss für ein außergewöhnliches Naturschutzprojekt ist gefallen: Auf den Flächen der „Vogelfreistätte Glender Wiesen mit Goldbergsee bei Coburg“ sind nun die ersten Hochlandrinder eingetroffen. Damit beginnt offiziell die geplante Ganzjahresbeweidung – eine naturnahe Pflegeform, die Lebensräume für seltene Arten sichern soll.

Hochlandrinder in den Glender Wiesen
Hochlandrinder in den Glender Wiesen // Foto: ÖBO

„Der Weg bis hierher war arbeitsintensiv“, wie es in einer Pressemitteilung des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) heißt. In den vergangenen Monaten seien knapp acht Kilometer Zaun errichtet, eine Büffelsperre zwischen den beiden Teilen des Goldbergsees angefertigt und ein Korral mit Fangstand gebaut worden, um die Tiere sicher versorgen und im Bedarfsfall tierärztlich behandeln zu können.

Projekt von ÖBO und LBV

Das neue Beweidungs-Projekt wird getragen von der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken (ÖBO) und der Kreisgruppe Coburg des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV). Es läuft von 2025 bis Ende 2027 und erhält Fördermittel vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der GlücksSpirale, von der Oberfrankenstiftung sowie der Sparkasse Coburg – Lichtenfels. Weitere Unterstützer haben sich bereits gefunden. So hat sich die SÜC Coburg dazu bereit erklärt, im Rahmen eines Sponsoringvertrags die Patenschaft für zwei Wasserbüffeln zu übernehmen, und die Stadt Coburg unterstützt das Projekt unter anderem bei der Herstellung eines Stromanschlusses für das Weidezaungerät.

Hochlandrinder in den Glender Wiesen in Coburg
Hochlandrinder in den Glender Wiesen in Coburg // Foto: ÖBO

Florian Wagner, Projektbetreuer von der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken, zeigt sich erleichtert und zugleich motiviert: „Wir freuen uns, dass es mit der Beweidung auf dem 117 Hektar großen Gebiet endlich losgeht. Darauf haben wir ein halbes Jahr lang hingearbeitet. Es gab viel zu organisieren und mit verschiedenen Behörden abzustimmen. Zeit zum Ausruhen haben wir aber nicht. Es gibt bis zum Winter noch einiges zu tun: der Bau von Unterständen, zwei Weidebrücken über die Sulz und vieles mehr.“

Für die Artenvielfalt

Frank Reißenweber, Erster Vorsitzender der Kreisgruppe Coburg des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) ergänzt: „Mit den ersten Tieren auf der Wilden Weide nimmt das große Projekt sichtbare Formen an und wird auch für die Besucher des Naherholungsgebietes greifbarer. Auf diesen Moment wurde unter Beteiligung verschiedenster Akteure jahrelang hingearbeitet. Der Erfolg von großangelegten Beweidungs-Projekten andernorts zeigt, dass es sich lohnt und wir in wenigen Jahren auch für die Artenvielfalt rund um die Glender Wiesen Positives bewirken können.“

Die Firma Zaunbau Frankenwald beim Bau des Knotengeflechtzaunes entlang der Bahnlinie..
Die Firma Zaunbau Frankenwald beim Bau des Knotengeflechtzaunes entlang der Bahnlinie. // Foto: ÖBO

Auch Bianca und Axel Roth vom betreuenden Weidebetrieb Goldweide GbR blicken positiv auf den Projektstart: „Wir freuen uns, dass nun endlich die ersten Hochlandrinder auf den Flächen eingetroffen sind. Sobald sich die Rinder an die neue Umgebung gewöhnt haben, kommen weitere Tiere dazu. Auch Wasserbüffel und Exmoor-Ponys sollen, wenn möglich, noch dieses Jahr auf den Glender Wiesen weiden.“

Der Mensch tritt einen Schritt zurück 

Das Projekt zielt auf eine extensive Ganzjahresbeweidung mit robusten Weidetieren wie Hochlandrindern, Wasserbüffeln und Exmoor-Ponys. Diese pflegen das Gebiet durch ihr natürliches Verhalten – ohne Maschinen und mit einem niedrigen Tierbesatz von 0,4 Großvieheinheiten pro Hektar. Das entspricht einer Fläche von 2,5 Hektar pro Weidetier.

Solche „Wilden Weiden“ gelten als besonders effektiv in der Erhaltung artenreicher Offenlandschaften, denn sie lehnen sich an die ökologischen Wechselwirkungen an, in denen sich bodenbrütende Vögel, Insekten und Großtiere einstmals gemeinsam entwickelten. Der Mensch tritt hier also einen Schritt zurück und vertraut wieder etwas mehr auf die Natur. Gleichzeitig leben die Weidetiere im Freien, mit viel frischer Luft, Auslauf und einer Vielzahl an Gräsern und Kräutern – eine Win-win-Situation für alle.

Die Bekassine – ein inzwischen vom Aussterben bedrohter Watvogel, der noch bedeutende Vorkommen im Schutzgebiet der Glender Wiesen hat.
Die Bekassine – ein inzwischen vom Aussterben bedrohter Watvogel, der noch bedeutende Vorkommen im Schutzgebiet der Glender Wiesen hat. // Foto: Stephan Knoch

Die Glender Wiesen gehören zu den wertvollsten Wiesenbrütergebieten Nordbayerns. Seltene Vogelarten wie Kiebitz, Wiesenpieper, Wachtelkönig, Braunkehlchen und Bekassine finden hier Rückzugsräume. Außerdem zeichnet sich das Gebiet durch besondere Feuchtlebensräume und einer Binnenlandsalzstelle aus, an der Pflanzen wachsen, die eigentlich für Küstengebiete typisch sind.

„Mit der Ankunft der ersten Tiere ist nun ein sichtbares Zeichen gesetzt“, heißt es in der LBV-Mitteilung. Die Verantwortlichen würden hoffen, dass sich das Gebiet dank der Beweidung ökologisch weiterentwickelt – „als Modell für nachhaltige Landschaftspflege und als lebendiger Lebensraum für seltene Arten.“

 

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