Bundesweit befragt der ADFC Radfahrende alle zwei Jahre, wie sicher sie sich in ihren Kommunen auf zwei Rädern fühlen. 165 Menschen bewerteten bei der Umfrage im Herbst 2024 das Fahrradklima in Coburg, deutschlandweit nahmen rund 213.000 Menschen an der Umfrage teil. Nun hat der ADFC das Ergebnis für Coburg vorgestellt. Das Fazit: Radfahren in Coburg sei geprägt durch mangelndes Sicherheitsgefühl und zu wenig Platz für den Radverkehr.
„Coburg hat beim Radverkehr erheblichen Nachholbedarf“, stellt der ADFC Kreisverband Coburg fest. Viele Radwege seien aus Sicht der Befragten zu schmal und gefährlich, auch an Baustellen gebe es kaum geeignete Lösungen für den Radverkehr. „Die Mehrheit der Teilnehmenden vermisst spürbare Fortschritte bei der Radverkehrsförderung.“
Vier von fünf Teilnehmenden (80 Prozent) fühlen sich beim Radfahren in Coburg gefährdet, teilt der ADFC mit. Besonders schlecht werde das Fahren im Mischverkehr mit Autos bewertet: 84 Prozent geben an, sich dort bedrängt und behindert zu fühlen. Genauso viele empfinden auch das Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen in Coburg als nicht sicher.
Schwierige Baustellen
84 Prozent der Befragten finden der Umfrage zufolge die Wege für Radfahrende zu schmal. An Baustellen wird’s besonders schwierig: Ebenfalls 84 Prozent geben an, hier regelmäßig absteigen und schieben zu müssen. Die Ampelschaltungen sind laut 80 Prozent der Befragten nicht auf den Radverkehr abgestimmt.
Dass falschparkende Autos auf Radwegen häufig geduldet werden, kritisieren vier von fünf Befragten (79 Prozent). Regelmäßige Konflikte mit dem Autoverkehr erleben 78 Prozent.
Immerhin: Einbahnstraßen frei
Immerhin zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) geben an, dass viele Einbahnstraßen in der Gegenrichtung für Radfahrende freigegeben sind. Auch die Wegweisung für Radfahrende wird mehrheitlich positiv bewertet (63 Prozent). Die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad empfinden 62 Prozent als gut.
Ein weiteres Problem, das 82 Prozent der Umfrageteilnehmer in Coburg nennen, ist der zu geringe Überholabstand: Autos fahren in zu geringem Abstand vorbei. 76 Prozent empfinden das Verkehrsklima in Coburg als aggressiv.
Alles in allem kommt Coburg auf die Gesamtnote 4,16 und bundesweit auf Platz 312 in der Kategorie der 429 Kommunen mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern. Im bayerischen Vergleich liegt Coburg auf Platz 37 von 49.
Klaus Brondke, Vorstandsmitglied im ADFC-Kreisverband Coburg, kommentiert das Ergebnis so: „Das kann nicht der Anspruch der Stadt Coburg sein, die sich als moderne und familienfreundliche Kommune versteht. Offensichtlich mangelt es an der Umsetzung des Stadtratsbeschlusses zum Radverkehrskonzept in die Praxis. Die Schwachstellen sind bekannt, wir fordern, dass sie endlich beseitigt werden. Mit der daraus resultierenden Verbesserung im nächsten Fahrradklima-Test könnte Coburg zu Recht werben.“
Die Umfrage
Bundes- und bayernweit wird das Fahrradklima von den Befragten im Durchschnitt jeweils mit 3,9 bewertet. In Bayern sind 161 Städte und Gemeinden in die Wertung gekommen, 2022 waren es 164. Der Fahrradklima-Test wird vom ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Die Erhebung umfasst 27 Fragen. 2024 kamen fünf Zusatzfragen zum Miteinander im Verkehr dazu. Mehr unter fahrradklima-test.adfc.de.