Es ist ein Phänomen: Seit Jahren tourt das Musical „Das Phantom der Oper“ erfolgreich durch die Lande. Es ist nicht die berühmte Version des britischen Komponisten Andrew Lloyd Webber, sondern die Version der US-amerikanischen Sopranistin Deborah Sasson mit den Texten des Münchner Sängers und Choreographen Jochen Sautter. 2014 war das Ganze schon einmal in Kulmbach zu sehen, am Wochenende kehrte das Team zurück und sorgte einmal mehr für zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung.
Viel Neues wurde seit 2014 in die Aufführung eingefügt, einiges wurde verändert. Da sind vor allem die technisch raffinierten 3D-Projektionen, die traumhafte Bühnenbilder schaffen und der beleuchtungs-, wie tontechnische Aufwand, der für allerlei erstaunliche Effekte sorgt.
Nahe an der Romanvorlage
Deborah Sasson ist der Dreh- und Angelpunkt der Produktion. Sie singt und spielt nicht nur die Hauptrolle der Christine, von ihr stammt auch die Musik, sie hat das Buch geschrieben und die künstlerische Gesamtleitung inne. Ihre Version ist nahe an der Romanvorlage von Gaston Leroux, enthält einige Opernzitate und lebt hauptsächlich von Romantik, Emotion und einer Prise schrägem Humor.
Das Besondere diesmal: Mit Uwe Kröger als Phantom hat Sasson Deutschlands Musicalstar Nummer 1 an ihrer Seite. Kaum ein Musical, in dem der vielseitige Sängerdarsteller noch nicht mitgewirkt hat. Klar, dass Kröger auch als Phantom überzeugt und eine erstklassige Interpretation abgibt.
Aufwändige Projektionen und Toneffekte
Die Geschichte des Phantoms ist die des Titelhelden Eric, der mit verunstaltetem Gesicht in den Gewölben der Pariser Oper lebt und das Haus in einen Ort des Schreckens verwandelt. Anders als im Musical von Andrew Lloyd Webber orientiert sich die vorliegende Version inhaltlich geschlossener an der Bestseller-Vorlage und stellt die Rivalität zwischen dem Phantom und dem Grafen Raoul um die Sängerin Christine in den Mittelpunkt.
Auch wenn die Textverständlichkeit aufgrund der technischen Verstärkung manchmal etwas leidet, so kam die Handlung dennoch absolut schlüssig rüber. Für die vielen aufwändigen Projektionen, Licht- und Toneffekte zeigten sich der international gefeierte Multimedia-Künstler Daniel Stryjecki und der New Yorker Designer Michael Scott verantwortlich.
Ein ausgezeichnetes Team
Wenn die Aufführung auf jeden Fall einen Besuch wert war, dann sicherlich vor allem wegen der ausgezeichneten Mitwirkenden, allesamt langjährige Musical-Profis von den bedeutendsten europäischen Bühnen. Allen voran Deborah Sasson. Sie hatte im Laufe ihrer fast 40-jährigen Deutschland-Karriere bereits den Grünen Hügel in Bayreuth erklommen und eine beispiellose Karriere folgen lassen. Stimmlich wie darstellerisch überzeugt sie auch in der „Phantom“-Aufführung.
In weiteren tragenden Rollen des großen Ensembles waren neben Kröger und Sautter als leidenschaftlicher Graf Raoul, Ann Jennings als überdrehte Carlotta mit echtem Hündchen im Arm, sowie Michael Fernbach und Sebastian Ciminski-Knille als rivalisierende Operndirektoren zu erleben. Die Rolle des geheimnisvollen Persers spielte und sang Guido Weber. Ihnen allen und den vielen anderen Darstellern merkte man in Spiel, Tanz und Gesang an, dass sie auf viele Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken können.
Zitate aus großen Opern
Zu den Höhepunkten gehörten immer die Szenen, bei denen das Arrangement Zitate aus der großen Oper einfügte, die dann geschickt mit den modernen Songs verwoben wurden. Da gab es ein von Sasson wundervoll gesungenes „O mio babbino caro“ von Giacomo Puccini, eine etwas verfremdete „Faust“-Arie von Charles Gounod, Giovanni Pergolesis „Se tu mi ami“ und am Ende sogar Giuseppe Verdis berühmtes Trinklied „Libiamo“. Die Zuschauer in der Stammberger-Halle dankten nicht nur mit einem langen und herzlichen Applaus, sondern auch mit Jubel und Standing Ovations.
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