Kommentar Gürtelattacke: Es gibt ein Problem mit Gewaltvideos im Netz Die Umfrage zeigt: Die Kulmbacherinnen und Kulmbacher vermissen ganz grundsätzlich etwas in ihrer Stadt. // BR/Edmund Möhrle von Mark Hildebrandt TEILEN  17.07.2025 Kulmbach – Wie ist es um die Sicherheit in Kulmbach bestellt? Die Frage treibt nach Gewaltvideos in sozialen Medien viele um. Was niemand thematisiert: Warum filmt jemand und schickt das nicht an die Polizei? Artikel anhören Sie können uns nicht hören? Diese Funktion können Sie exklusiv mit PLUS nutzen. Erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Audioinhalte, Artikel und vieles mehr. Vorlesefunktion freischalten Bereits -Zugriff? Jetzt Anmelden Es sind schreckliche, es sind eindrucksvolle Bilder: Ein zuletzt viral gegangenes Video vom Kulmbacher Altstadtfest zeigt die brutale Gewalt, mit der unter anderem ein Täter zwei Mal gegen den Kopf seines Opfers schlägt. Das bewegt etwas in einem. Wer so etwas macht, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Kein Wunder, dass das in sozialen Medien schnell die Runde macht. Die Tat in Kulmbachs Stadtzentrum ist entsetzlich. Eine der beiden Kernfragen Im Fall der Gürtelattacke am Freitag das Altstadtfests hatte die Polizei Zeugen aufgerufen, sachdienliche Hinweise zu liefern. Den Vorfall hatte die Behörde sehr genau geschildert. Warum filmt man sowas, wenn man es der Polizei nicht zur Verfügung stellen will? Da gehört es hin. Zehn Tage nach dem Vorfall erschien das Video online. Zehn Tage! Zehn Tage, in denen Ermittler gezielt nach den Tätern hätten suchen können. Zehn Tage, in denen die Polizei ihre Arbeit hätte machen können. Zeitnah zum Vorfall. Schläge bei Altstadtfest Gewaltvideo landet im Netz, aber nicht bei Polizei In sozialen Medien geht ein Video vom Altstadtfest viral: Ein Mann schlägt einen anderen mit einem Gürtel. Die Polizei will den Vorfall aufklären und sieht die Veröffentlichung der Aufnahmen kritisch. Zehn Tage, in denen das Video auf einem Mobiltelefon schlummerte. Wo es privat geteilt wurde, bis es dann seinen Weg an die Öffentlichkeit fand. Zehn Tage. Verlorene Tage für die Aufklärung. Die Empörung im digitalen Raum bricht sich Bahn: Nirgends ist man mehr sicher. Das ist nicht mehr das schöne Kulmbach. Alles ist schlecht, nichts mehr gut. Warum macht niemand was? Warum nimmt keiner die Sorgen ernst? Es brauche Maßnahmen, wird gefordert. Nach Gewaltvorkommnissen Stadt will Alkohol- und Waffenverbot in Kulmbachs Innenstadt Das Video einer Schlägerei vom Altstadtfest verbreitete sich in Kulmbach wie ein Lauffeuer. Die Stadt will mit gezielten Maßnahmen eine Reaktion zeigen. Das soll konkret passieren. Und nun das Skurrile: Es passiert was. Und trotzdem ist aus Sicht der Kommentatoren wieder alles Mist. Die Stadt will eine dauerhafte Waffen- und Messerverbotszone einrichten. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Polizei hier mehr Kompetenzen bekommt. Der Suff auf öffentlichen Flächen soll eingedämmt werden. Und langfristig sollen Streetworker unterwegs sein, die direkt auf Jugendliche im öffentlichen Raum zugehen sollen. Trotz Maßnahme: wieder Aufregung „Na, jetzt können ja alle beruhigt sein“ – „Na, als ob sich jemand dran hält“ – „Und wieder wird die Gesellschaft für absolut dumm verkauft!“. Also: Auch wieder alles falsch offenbar. Aufregung als Selbstzweck? Was müsste eine Kommune denn veranlassen, dass es reicht? Nach Gewaltvideo OB Ingo Lehmann antwortet auf Sorgen-Brief von BR-Leserin Nach dem verstörenden Gewaltvideo vom Kulmbacher Altstadtfest richtete eine Leserin über unsere Facebook-Seite ihre Worte an Ingo Lehmann. Wir haben ihren Brief weitergeleitet - und Antwort erhalten. Was in der Diskussion so gar keine Rolle spielt, ist das Opfer. Möge sich jeder an die eigene Nase fassen. Wenn ich auf der Straße zwei kräftige Schläge mit dem Gürtel auf den Kopf kriegen und noch mit einem Gegenstand beworfen würde, würde ich mir wünschen, dass die Polizei das Video hat. Aber nicht, dass alle sehen, wie ich mir das Blut aus dem Gesicht wische. Was passiert, wenn die eigenen Eltern oder Geschwister das sehen? Freunde? Arbeitskollegen? Der Chef? Hier wird jemand möglicherweise noch mal zum Opfer, obwohl er möglicherweise als Unbeteiligter hineingeraten ist. Denkt da jemand dran? Offenbar nicht. Lesen Sie auch: Faktencheck Messer-Vorfall: Leser kommentieren, wir ordnen ein Ein Messervideo aus Kulmbach hat auch in unseren Kommentarspalten für Reaktionen gesorgt. Warum wurde der Mann freigelassen und welche Konsequenzen gibt es? Wir gehen den Fakten nach und klären auf. Video verbreitet sich Mann droht in Kulmbach mit Messer auf offener Straße Seit Montag verbreitet sich ein Video auf Facebook. Es zeigt einen Mann, der auf offener Straße mit einem Messer fuchtelt und pöbelt. Was ist passiert? Messerbilder aus Kulmbach Polizeichef über Video: „Macht etwas mit der Gesellschaft“ Ein Video von einem Mann mit einem Messer verbreitet sich bei Facebook rasend schnell. Kulmbachs Polizeichef Hübner sieht das Teilen kritisch und zeigt Risiken für Polizeiarbeit und Gesellschaft auf.