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Knallerei ist Stress für Tiere
Für den Naturschutz: LBV rät von Feuerwerk ab
Silvesterfeuerwerk
Professionell gestaltete Zentralfeuerwerke könnten die unkontrollierte Böllerei von Privatpersonen ersetzen. (Symbolfoto) // Roland Weihrauch/dpa/dpa-tmn
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Kulmbach – Feuerwerk stresst die Natur: Darum fordert der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) seit langem ein Umdenken an Silvester. Kreissprecherin Katrin Geyer macht alternative Vorschläge.

Ein Feuerwerk mit zischenden Raketen, bunten Feuerrädern und krachenden Böllern gehört für viele Menschen an Silvester dazu, um den Beginn des neuen Jahres zu feiern. In jüngster Zeit ist dies jedoch zunehmend umstritten. Denn Feuerwerke führen zu hohen Feinstaubbelastungen und enormen Abfallmengen, auch in Form von Mikroplastik. Die laute Knallerei und die Lichtreflexionen schaden zudem der Natur und ihren Bewohnern. 

Aus diesen Gründen spricht sich der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern seit vielen Jahren für ein Verbot privater Silvesterknallerei und eine Beschränkung auf zentral organisierte Feuerwerke aus. Die Tradition trifft fast alle Wildtierarten, aber auch viele Haustiere leiden unter der ungewohnten Geräuschkulisse.

Wir haben mit Katrin Geyer gesprochen, bei der LBV-Kreisgruppe Kulmbach verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit.

Warum ist aus LBV-Sicht ein Feuerwerk nicht gut für die Natur?

Katrin Geyer: Bei Wildtieren löst der heftige Lärm einen Fluchtreflex aus. Sie brauchen dann sehr lange, um wieder zur Ruhe zu kommen. Die nächtliche Flucht kostet sie wertvolle Energie, die sie gerade in langen kalten Winternächten zum Überleben brauchen.

Wie reagieren insbesondere die Vögel?

Vögel reagieren heftig auf Böller und Raketen. Sie fliehen in große Höhen von über 1000 Metern, landen für lange Zeit nicht und kehren nur zögerlich zu ihren Rast- und Schlafplätzen zurück. Auch das kostet Energie – die angesichts des knappen Nahrungsangebots im Winter nur begrenzt vorhanden ist.

Der LBV schreibt: In der Nähe von Fledermausquartieren darf kein Feuerwerk gezündet werden, weil Störungen dieser Quartiere laut Bundesnaturschutzgesetz verboten sind. In Kulmbach gibt es eine besondere Situation.

In der Tat: Auf der Plassenburg überwintern zahlreiche Fledermäuse. Bis zu 13 von insgesamt 26 in Bayern vorkommenden Arten wurden dort schon gezählt. Deswegen sind die großen Keller auf der Burg auch als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat, ein europaweit geltender strenger Schutzstatus) ausgewiesen. Auf dem Rondell der Burg gilt ein Böllerverbot – auch aus Sicherheitsgründen.

Halten sich alle daran?

Leider gibt es immer wieder Feiernde, die sich nicht daran halten. Deswegen verschließen wir von der LBV-Kreisgruppe Kulmbach schon seit vielen Jahren rechtzeitig vor Silvester die Kellerfenster mit Holzplatten, um die schlafenden Fledermäuse zu schützen.

Ist die Alternative also: gar kein Feuerwerk mehr - oder hilft nur ein Verbot?

Mir persönlich wäre es am liebsten, wenn wir nicht über ein Böllerverbot diskutieren müssten, sondern die Menschen von sich aus vernünftig wären. Ich gebe zu: Für mich hat ein Feuerwerk schon auch einen gewissen Reiz – trotz aller Bedenken, die ich als Naturschützerin dabei habe. Ich könnte mir deshalb gut vorstellen, dass es zu besonderen Anlässen organisierte Feuerwerke an zentralen Stellen gibt. Die Wildtiere haben dann die Möglichkeit zum Ausweichen. Das wilde Herumgeböllere hingegen halte ich für verzichtbar.

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