In den 1930er-Jahren hat das NS-Regime Deutschland fest im Griff. Viele Lebensmittelunternehmen werden schon früh als „kriegswichtig“ eingestuft – so auch das Unternehmen von Adalbert Raps. Im Norden des Landes übernimmt er selbst den Verkauf, im Süden ist Felix Epstein als Vertreter aktiv, der RAPS-Produkte von München aus im gesamten süddeutschen Raum und gar bis in die Schweiz vertreibt.
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So entsteht auch ein Auslieferungslager in München. „In den herausfordernden Anfangsjahren half Epstein mit unternehmerischer Kraft, Vision und Vertrauen beim Aufbau unseres Unternehmens“, erzählt Frank Kühne, Hauptgesellschafter der RAPS GmbH & Co. KG und Vorstandsvorsitzender der Adalbert-Raps-Stiftung.
„Die Geschichte dieser Verbindung ist auch eine Geschichte von Mut und Menschlichkeit“, führt Frank Kühne weiter aus. Es gibt damals nämlich ein massives Problem: Der am 8. Oktober 1907 in München geborene Epstein ist jüdischer Abstammung. 1938 beschließt Epstein auf Drängen von Raps, der Verfolgung zu entkommen und Deutschland zu verlassen – und Adalbert Raps unterstützt ihn dabei.
Fingierter Geschäftstermin für Epstein
„Raps schickte Epstein zu einem fingierten Verkaufstermin an die niederländische Grenze, ausstaffiert mit einem Gewürzkoffer und einem Begleitbrief“, erklärt Frank Kühne. Mit dabei sind auch Frau Gertrude und die einjährige Tochter. Dem Vertreter gelingt schließlich mit seiner Familie die Flucht in die Niederlande.
1940 kann die Familie Epstein in die USA emigrieren, wo Epsteins Onkel lebt. Felix Epstein zieht mit seiner Familie in ein Haus in der Bronx, 1943 bekommt das Ehepaar noch einen Sohn, Peter.
Felix Epstein bleibt seinem bisherigen Metier treu und gründet in Lower Manhattan, New York die „First Spice Mixing Company.“ Das Unternehmen entwickelt sich schnell, und in den späten 1940ern und 1950ern expandiert das Unternehmen stark. Dabei reißt die Verbindung zu Adalbert Raps nie ab.
Nach 90 Jahren noch Kontakt zwischen Firmen Raps und Epstein
2025, fast 90 Jahre später, bestehen noch immer Kontakte zwischen der Firma Raps und Epsteins Unternehmen in den Vereinigten Staaten, das inzwischen in der dritten Generation geführt wird. Adalbert Raps und Felix Epstein waren nicht nur Geschäftspartner, sondern auch enge Freunde. „Ich erinnere mich daran, dass auch meine Eltern mit den Epsteins in Kontakt waren“, sagt Frank Kühne.
Diesen Kontakt wollen die Nachfahren jetzt wieder beleben. Felix Epsteins Enkelinnen Vicki, Marcy und Wendy, alle im Familienunternehmen tätig, statteten Kulmbach einen Besuch ab. „Das war sehr bewegend“, sagt Frank Kühne. „Gemeinsam entdeckten wir alte Fotografien, Briefe und Geschichten, die eindrucksvoll zeigen, wie eng unsere Unternehmen und Familien miteinander verbunden waren – auch lange nach dem Krieg.“
Frank Kühne: Werte Loyalität und Menschlichkeit wichtig
Auch die drei US-Amerikanerinnen zeigen sich von dem Treffen sehr berührt. „Unsere Reise nach Kulmbach fühlte sich an wie eine Heimkehr des Herzens, die uns wieder mit den Wurzeln unserer Familie verband“, sagen sie. RAPS habe sie mit seinem altweltlichen Charme und hochmoderner Innovation empfangen – einer perfekten Mischung aus Vergangenheit, Gegenwart und geschmackvoller Zukunft. „Diese Begegnung hat uns gezeigt, wie wichtig gelebte Werte, Loyalität und Menschlichkeit für unternehmerischen Erfolg sind – gestern wie heute“, bekräftigt Frank Kühne.
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