Es war die Wunschvorstellung viele Eisenacher und Coburger Fans vor Saisonbeginn: eine gemeinschaftliche Aufstiegsfeier nach dem abschließenden Spieltag am 7. Juni vor der Coburger HUK-Arena. Während für die Thüringer (Platz 2) der Aufstieg tatsächlich noch im Bereich des Möglichen ist, ist der Zug für den HSC 2000 Coburg (35:35) natürlich längst abgefahren. Dafür kann das Team von Trainer Jan Gorr den Eisenachern Schützenhilfe leisten: mit einem Sieg gegen den Drittplatzierten Dessau-Roßlauer HV am Samstagabend um 19.30 Uhr in der HUK-Arena.
Denn Eisenach und Dessau liegen nach Zählern gleichauf (je 46:20), so dass die Coburger das Zünglein an der Waage zum Aufstieg sein können. „Eine tolle, besondere Entwicklung, die der Spielplan für uns hergibt. In den letzten beiden Heimspielen die Nummer 2 und 3 der Liga zu Gast zu haben, wird eine heiße Situation ergeben“, freut sich Gorr auf die Auseinandersetzungen.
Nimmt man das zurückliegende Heimspiel gegen Balingen-Weilstetten dazu, hat der HSC sogar die drei Topteams der Liga zu Gast gehabt. Der Fokus von Gorr gilt zunächst ganz der Partie gegen Dessau-Roßlau. Er setzt dabei auch auf die Fans. „In den beiden abschließenden Heimspielen werden aufgrund der besonderen Konstellation viele Gästefans mit anreisen, da müssen unsere Anhänger ein Gegengewicht bilden“, so Gorr.
2. Bundesliga
HSC 2000 Coburg (9.) – Dessau-Roßlauer HV (3.)
Mit den Bibern kommt das angriffsstärkste Team der Liga (1027 Tore plus 62 gegen Zaporizhzhia) nach Coburg. Anfang des Monats gab es im Duell gegen Bietigheim ein 71-Tore-Festival – und das sogar trotz insgesamt 29 Torwart-Paraden. Den nackten Zahlen zu urteilen, erwartet die Zuschauer ein offener Schlagabtausch. „Sie spielen den schnellsten Ball in der Liga, setzen ganz extrem auf die Karte Tempo-Handball. Davor müssen wir 60 Minuten auf der Hut sein“, weiß Gorr um die Gefährlichkeit des Gegners. Diesen hatte der HSC im Hinspiel lange Zeit im Griff, musste sich nach einer Fünf-Tore-Führung in einer Partie mit 13 Zeitstrafen dennoch mit einem Remis begnügen. Auch vergangene Woche hat der kommende Coburger Gegner gegen Potsdam einen 16:19-Rückstand noch in einen klaren 39:34-Sieg verwandelt. Auch hier fielen also wieder mehr als 70 Treffer.
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Somit deutet sich an, dass die Coburger in dieser Partie ebenfalls die Marke von 1000 Toren (inklusive der 23 gegen die Ukrainer) knacken werden. Aktuell steht die Mannschaft bei 976 Torerfolgen. Doch der HSC muss sein eigenes Spiel machen, denn der Gegner spielt, egal wie es läuft, „seinen Stiefel über die komplette Spielzeit herunter“, so Gorr.
Aufstieg wäre Belohnung für Mannschaft
Den Aufstieg hatte Dessau nicht auf dem Plan. Noch im Februar, kurz nach dem Beginn der Rückrunde, ließ das Team von Coach Uwe Jungandreas verlautbaren, dass die Bundesliga kein Thema sei. Doch inzwischen hat sich das geändert. Geschäftsführer Glock sagte gegenüber der Handballwoche: „Wir nehmen das Jahr mit, falls wir aufsteigen sollten, bleiben aber auf dem Teppich. Es ist eine Belohnung für die Mannschaft.“ Auch Trainer Jungandreas konnte sich nicht vorstellen, noch einmal in solch eine Situation zu kommen. Der 61-Jährige hatte vor fast 20 Jahren, auch völlig überraschend, Concordia Delitzsch, in die Bundesliga geführt.
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Das Prunkstück in seinem Team ist die Rückraumachse mit Vincent Sohmann auf Rückraum Mitte, Max Emanuel auf der rechten und Timo Löser auf der linken Seite. Löser führt die Feld-Torschützenliste mit 210 Treffern mit großem Vorsprung an, Sohmann kommt auf 170 Torerfolge mit Siebenmetern. Zusammen habe beide 230 Assists. Da zeigt sich, wo die HSC-Abwehr den Hebel ansetzen muss, wobei Gorr dies differenzierter betrachtet: „Der Erfolg bei Dessau fußt auf vielen Faktoren. Das beginnt in der Abwehr zusammen mit Torhüter Philip Ambrosius, was Grundlage für den Tempo-Handball ist. Ansonsten ist es viel Teamspirit und ja, mit Sohmann als Denker und Lenker.“
„Absolut positive Entwicklung“
Gorr will die gleiche Aufstellung wie im Frankenderby in Würzburg ins Rennen schicken. Da sich in Unterfranken aber einige Akteure Blessuren zugezogen haben, steht das endgültige Aufgebot erst am Spieltag fest. Mit seiner bisherigen Ausbeute als Interimstrainer (14:4 Punkte) ist Gorr jedenfalls zufrieden. „Es wäre schwer zu begründen, wenn ich es bei dieser Ausbeute nicht zufrieden wäre, das ist eine absolut positive Entwicklung.“ Gerne will er diese Bilanz in den verbleibenden drei Spielen noch ausbauen.