Medien „Auntie Beeb“ wankt: BBC steckt in der Krise Der Hauptsitz des britischen öffentlich-rechtlichen Senders BBC // Vuk Valcic, ZUMA Press Wire, dpa von Susanne Ebner TEILEN  11.07.2023 London – Die britische Sendeanstalt BBC wird von einem weiteren Skandal erschüttert. Ein Moderator soll einem Teenager Zehntausende Pfund für intime Fotos gezahlt haben. BBC-Moderatoren stehen für gewöhnlich gerne im Rampenlicht. In diesen Tagen erhält ein berühmter Mitarbeiter der Sendeanstalt jedoch besonders viel Aufmerksamkeit. Tatsächlich prägt er seit dem Wochenende die Schlagzeilen im Land. Boulevardzeitung macht den neuesten BBC-Skandal publikWer er ist, wussten bis zum Montagnachmittag jedoch nur wenige; und wer es wusste, durfte es nicht verraten. Es war die Boulevardzeitung „The Sun“, die am späten Freitagabend die Bombe platzen ließ und die BBC damit erneut in eine schwere Krise stürzte. Eine heute 20-jährige Person soll durch einen der bestbezahlten Promis des Senders, dessen Name beim Andruck dieser Zeitung noch nicht bekannt war, über einen Zeitraum von etwa drei Jahren insgesamt 35.000 Pfund für explizite Nacktfotos gezahlt bekommen haben.Familie des Teenagers ging an die PresseAngeblich habe der BBC-Star erstmals im Jahr 2020 Bilder angefordert, damals war die Person 17 Jahre alt. Die Mutter berichtete, dass ihr Kind das Geld für den Konsum von Drogen genutzt habe. Die Familie habe sich im Mai dieses Jahres bei dem Sender beschwert, stellte dann jedoch fest, dass der Moderator im Juni noch immer auf Sendung war. Dann wandten sie sich an die Presse.Der Image-Schaden für den Sender ist immensDas Thema prägt die Titelblätter und schockt die Menschen im Vereinigten Königreich. Wie konnte es so weit kommen? Und weshalb hat die Rundfunkanstalt, die von Briten auch liebevoll „Auntie Beeb“ genannt wird, nicht früher reagiert? Das sind Fragen, die die Bürger auf der Insel aktuell umtreiben. Eines steht jetzt schon fest: Der Schaden für den Sender ist bereits jetzt immens.Rätselraten um Identität des Moderators führt zu öffentlichen Distanzierungen von BBC-MitarbeiternVerkompliziert wird die Lage dadurch, dass die Identität des Moderators bis Montagnachmittag nicht bekannt war, weil es für die Anschuldigungen bislang keine Beweise gibt. Dies führte zu wilden Spekulationen darum, um wen es sich handeln könnte. Massiv unter Druck geraten, nahmen einige BBC-Moderatoren öffentlich Stellung. Der bekannte Fußball-Moderator Gary Lineker betonte auf Twitter ironisch, dass es ihm leidtäte, seine Feinde zu enttäuschen, „aber das bin nicht ich“.BBC musste nachgeben: Lineker nach Regierungskritik wieder am MikrofonLineker geriet erst vor wenigen Wochen in die Schlagzeilen. Er hatte im März die Rhetorik der britischen Regierung zu Flüchtlingen kritisiert. Die BBC suspendiert ihn daraufhin wegen Verstoßes gegen die politische Neutralität. Es kam zu einer beispiellosen Rebellion in den eigenen Reihen. Der BBC-Chef Tim Davie musste eine Kehrtwende einlegen und gab dem 62-Jährigen seinen Job zurück. Moderator noch sieben Wochen im Dienst: BBC hat nicht rechtzeitig personelle Konsequenzen gezogenDiesmal wird Davie dafür kritisiert, dass der beschuldigte Moderator nach den ersten Vorwürfen im Mai noch sieben Wochen im Dienst blieb, bis er dann am Sonntag doch suspendiert wurde. Zwar mahnten Regierungspolitiker wie die Kulturministerin Lucy Frazer zu Sorgfalt bei der Aufklärung, sie machte jedoch auch klar, dass die Reaktion viel zu langsam erfolgt sei. Die Labour-Abgeordnete Rachel Reeves sagte, dass der Sender, aber auch andere Rundfunkanstalten die Lage in den Griff bekommen müssten, da diese allem Anschein nach „von einem Skandal in den nächsten rutschen“.Vor Kurzem erst war Phillip Schofiled an den Pranger gestellt worden für eine Affäre mit einem deutlich jüngeren KollegenDamit verwies sie auch auf einen Vorfall, der sich im Mai dieses Jahres bei dem britischen Sender ITV zugetragen hatte. Die britische Fernseh-Ikone Phillip Schofield bestätigte damals Gerüchte um eine Affäre mit einem deutlich jüngeren Mann, der ebenfalls bei dem Sender arbeitete und die vor 2020 begonnen haben soll. Er bezeichnete sie als „unklug, aber nicht illegal“. Die brisante Frage in diesem Fall ist unter anderem, ob der besagte Mann volljährig war, als sich die Beziehung anbahnte.Für die BBC sind die aktuellen Anschuldigungen jedoch besonders problematisch. Schließlich ist es nicht der erste Skandal um sexuellen Missbrauch. Frage stellt sich: Ist sexueller Missbrauch bei der BBC institutionalisiert?Der mittlerweile verstorbene BBC-Entertainer und einstige Star-Moderator der Musiksendung „Top of the Pops“, Jimmy Savile, hatte seit den 1950er-Jahren Hunderte Kinder und Erwachsene sexuell missbraucht. Das ganze Ausmaß des Verbrechens kam jedoch erst Jahrzehnte später ans Licht, nach seinem Tod im Jahr 2011. Hohe Rundfunkgebühren sind ein Streitpunkt in GroßbritannienEin weiteres Problem, mit dem sich die Sendeanstalt konfrontiert sieht, sind die anhaltenden Diskussionen um die Finanzierung. Insbesondere die Rundfunkgebühr in Höhe von umgerechnet über 180 Euro jährlich ist höchst umstritten. Die Mehrheit der Briten spricht sich laut Umfragen dagegen aus. Die konservative Regierung fror die Finanzierung für die Dauer von zwei Jahren ein.