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Franken helfen Franken
Bamberger Lebensretter benötigen wichtiges Hilfsmittel
Verein für Notfallmedizin Bamberg braucht mobiles UltraschallgerätVerein für Notfallmedizin Bamberg braucht mobiles Ultraschallgerät
Markus Jasinski möchte die Notfallmedizin in der Region Bamberg weiterentwickeln und Einsatzteams besser ausstatten. Zum Beispiel mit einem mobilen Ultraschallgerät. // Foto: Matthias Hoch
Bamberg – Die Notfallmedizin in Bamberg könnte optimiert werden, davon ist Markus Jasinski überzeugt. Im Gespräch erzählt er, was es dafür braucht, und gibt emotionale Einblicke in seine Arbeit als Notarzt.
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In entscheidenden Minuten kann es Hinweise auf eine innere Blutung, Lungenverletzung oder Embolie geben. „Ein mobiles Ultraschallgerät ermöglicht am Einsatzort Diagnosen und Interventionen, die sonst nur in einer Klinik möglich wären“, sagt Markus Jasinski. „Lebensrettende Maßnahmen können schneller eingeleitet und Fehlzuweisungen in Kliniken, die nicht spezialisiert sind, vermieden werden.“

Bamberger Notarzt Markus Jasinski im Interview

Im Gespräch erklärt der Notarzt, warum ein solches Gerät oft nicht zur Standardausstattung von Notarzteinsatzfahrzeugen gehört – und wie sich das ändern kann.

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Der Bamberger Unfallchirurg Markus Jasinski ist Notarzt aus Leidenschaft. // Foto: Matthias Hoch

Herr Jasinski, Sie sind Notarzt. Wie fühlt es sich an, ein Menschenleben zu retten? 

Markus Jasinski: Das ist schwer in Worte zu fassen. Erleichterung, Verantwortung und Demut mischen sich in solchen Situationen. Besonders nach einer Reanimation, wenn der Patient nach wenigen Minuten wieder „da“ ist, überkommt einen ein unmittelbar positives Gefühl. Oder, wenn man am Einsatzort sieht, dass eine Maßnahme wirklich den Unterschied gemacht hat – etwa, weil eine lebensbedrohliche Blutung gestoppt oder ein Pneumothorax früh erkannt wurde.

In solchen Fällen kann ein mobiles Ultraschallgerät helfen. Warum gehört das nicht zur Basisausstattung?

Die Anschaffung und Finanzierung solcher Geräte liegt bei den Kostenträgern, wie den Krankenkassen – und die haben begrenzte Budgets. Manches wird erst nach Jahren oder gar nicht erstattet oder Mittel fließen in andere dringende Ersatzbeschaffungen, sodass die Finanzierung verzögert wird. Deshalb mussten wir lokal aktiv werden und sind auf Spenden angewiesen.

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So sieht ein mobiles Ultraschallgerät aus. // Foto: Matthias Hoch

Hat Ihnen ein mobiles Ultraschallgerät schon einmal in einer kritischen Situation geholfen?

In der Nähe meiner Praxis hat sich an der Kreuzung Berliner Ring und Pödeldorferstraße ein schwerer Unfall ereignet: Ein Rollerfahrer wurde von einem Auto erfasst. Der Verletzte hatte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und musste deshalb intubiert werden. Zusätzlich hatte er ein schweres Thoraxtrauma mit mehreren Rippenfrakturen. Nach der Intubation hat der Patient einen sogenannten Spannungspneumothorax durch einen Lungenkollaps entwickelt. 

Das ist lebensbedrohlich.

Ja, mithilfe des Ultraschalls haben wir schnell die Diagnose sichern und einen Schlauch, eine sogenannte Thoraxdrainage, in den Brustkorb einführen können, damit sich die Lunge wieder entfalten konnte. Da geht es oft um entscheidende Minuten.

Was wäre ohne ein mobiles Ultraschallgerät passiert?

In diesem konkreten Fall hätte ich die Drainage wahrscheinlich trotzdem gelegt, weil der klinische Eindruck stark war. Es gibt aber Fälle, in denen der Verdacht nicht eindeutig ist. Ohne Ultraschall hätte man dann möglicherweise eine unnötige invasive Maßnahme durchgeführt oder umgekehrt: Eine notwendige Maßnahme verzögert

Video: Notarzt Markus Jasinski über den Mehrwert eines mobilen Ultraschallgeräts

Um innere Blutungen oder einen Lungenkollaps zu erkennen, hilft ein mobiles Ultraschallgerät. Das gehört aber nicht zur Basisausstattung von Notfallmedizinern. Ein Bamberger Verein bittet daher um Spenden.

Sie erleben sicherlich häufig emotional belastende Situationen. Gibt es einen Fall, der Sie besonders bewegt hat – und wie gehen Sie damit um?

Auf dem Rückweg von einer Fortbildung ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall. Es gab einen schwerverletzten Jungen. Neun Jahre alt. Schweres Schädel-Hirn-Trauma. Trotz unverzüglicher Hilfe und einer Notfallnarkose starb er. Der Vater stand daneben. Die Szene war erschütternd. Das hat mich lange beschäftigt.

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Markus Jasinski (rechts) und sein Team im Einsatz. // Foto: Matthias Hoch

Im Einsatz blende ich Emotionales oft aus, um fokussiert zu handeln. Doch es gibt Ereignisse, die beschäftigen einen. Jeder geht anders damit um: Manche ziehen sich zurück, andere suchen bewusst das Gespräch. Ich verarbeite das Erlebte oft im Austausch mit Kollegen oder der Familie. Die Gespräche beim Essen sind daher oft nicht die appetitlichsten.

Ihr Vater ist ein bekannter Arzt in Bamberg. Sind Sie deshalb Mediziner geworden?

Vielleicht. Bei uns zu Hause war die Medizin immer ein Thema und der Umgang mit unplanbarer Medizin und Notfällen sowie das Engagement im Rettungsdienst und bei den Maltesern wurde uns vorgelebt. Wir haben schon früh Berührungspunkte bei den Altenfahrten der Malteser und später, zur Studiumszeit, bei Hospitationen beim Notarztdienst gesammelt. Dies hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich auch Unfallchirurg und Notfallmediziner werden wollte. Mich reizt an dem Beruf das Unplanbare und, dass ich auch abseits der Unfallchirurgie bedeutende Krankheitsbilder beherrschen muss.

Der FT hat Markus Jasinski und sein Team bei einem nächtlichen Einsatz begleitet:

Als Notarzt müssen Sie unter Druck handlungsfähig bleiben und Entscheidungen treffen. Manchmal über Leben und Tod. Was treibt Sie an?

Die Notfallmedizin ist eine Fachrichtung, die sich in den letzten Jahren immens weiterentwickelt hat und immer mehr ein eigenständiges Fach wird. In den meisten Ländern gibt es schon den Facharzt für Notfallmedizin, nur Deutschland hinkt hinterher. Ich möchte diese Weiterentwicklung mitgestalten und miterleben.

Haben Sie deshalb vergangenes Jahr den Verein für Notfallmedizin in Bamberg mitgegründet?

Ja, der Verein besteht überwiegend aus Notärztinnen und Notärzten und einigen Rettungsdienstmitarbeitern. Hier wünschen wir uns noch mehr Unterstützung. Wir möchten zusammen mit den lokalen Rettungsdiensten und Krankenhäusern die Strukturen gemeinsam ausarbeiten und verbessern. Wir wollen nicht nur „Standard Notfallmedizin“ anbieten, also den Status quo verwalten, sondern die bisherige notfallmedizinische Qualität in Bamberg deutlich verbessern. Daher bündeln wir unsere Kräfte. Notfallmedizin ist eine hochspezialisierte Disziplin, die kontinuierliche Fortbildung und passende Ausstattung braucht, damit die Qualität am Patienten steigt. 

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Markus Jasinski und Tom Ruder (am Steuer) auf dem Weg zu einem Einsatz. Innerhalb von zwölf Minuten sollte ein Notarztteam in Bayern am Ort des Geschehens eintreffen. // Foto: Matthias Hoch

Was möchten Sie gerne Menschen sagen, die zögern zu spenden?

Schon kleine Beiträge können die Lücke schließen. Mit Ihrer Unterstützung ermöglichen Sie, dass wir Rettungsteams im Notfall schneller, präziser und zielgerichteter helfen können. Ihre Spende verbessert die Versorgung und sie kann Leben retten – vielleicht auch Ihres oder das Ihrer Angehörigen.


„Franken helfen Franken“ unterstützt den Verein für Notfallmedizin

Spendenkonto: Mediengruppe Oberfranken – Franken Helfen Franken e. V.
Sparkasse Bamberg: IBAN DE 62 7705 0000 0302 1945 01, BIC BYLADEM1SKB
Verwendungszweck: Notfallmedizin

Jede Spende zählt! (Sammlung der Spenden bis einschließlich 16. Januar 2026)

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