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Crowdfunding gegen Krebs
Hunderte helfen: Sandra Beer aus Hausen hofft auf Heilung
Sandra Beer blickt positiv in die Zukunft: Dank großzügiger Unterstützung einer Spender-Gemeinschaft hat sie eine hoffentlich erfolgreiche Krebstherapie hinter sich gebracht.Forchheim & Fränkische Schweiz
Sandra Beer blickt positiv in die Zukunft: Dank großzügiger Unterstützung einer Spender-Gemeinschaft hat sie eine hoffentlich erfolgreiche Krebstherapie hinter sich gebracht. // privat
Hausen – Sandra Beer aus Hausen macht nach einer Krebsdiagnose eine schier unglaubliche Erfahrung: Hunderte Menschen sind bereit, den Kampf gegen ihr Leiden zu unterstützen. Ihre Worte bewegen.

Seit Monaten erlebt Sandra Beer eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft. Vor einem halben war die 48-jährige Erzieherin mit einer Krebsdiagnose konfrontiert worden. Nachdem sie in Erlangen sechs chemotherapeutische Behandlungen hinter sich gebracht hatte, war Sandra Beer am Boden.

Sie litt an Schwindelanfällen und fühlte sich völlig kraftlos. „Die Ärzte machten mir nur noch wenig Hoffnung auf Heilung.“

Die 48-Jährige hatte 20 Kilogramm abgenommen und wollte eigentlich nur noch schlafen. Weitere Chemotherapien lehnte sie ab. Da hörte sie über ihren Schwager von einer Privatklinik; eine Frau aus dem Bekanntenkreis ihres Schwagers war dort von ihrem Krebsleiden geheilt worden.

Der Haken: Die Chemotherapie und der damit verbundene einwöchige Aufenthalt in einer Privatklinik in Burghausen kostet 13.300 Euro. Die Ersparnisse von Sandra Beer reichten dafür nicht. Und ihre Krankenkasse habe es abgelehnt, die Behandlung in einer privaten Klinik zu zahlen oder auch nur zu unterstützen. Glücklicherweise hätten ihr Mann und ihr Bruder die Kosten vorgestreckt, erzählt Sandra Beer.

Die Familie kämpft mit: Bruder setzt Crowdfunding-Seite auf

Doch das war nur der Anfang vieler glücklicher Fügungen. Daniel Dunkel, der vier Jahre jüngere Bruder von Sandra Beer, schlug vor, eine Spenden-Seite für seine Schwester aufzusetzen.

Seit Oktober findet sich unter gofundme.com/f/helft-mir-helft-uns-krebstherapie-fur-zanni folgender Text: „Ich bin Sandra Beer (geb. Dunkel) aus Wimmelbach, bin 48 Jahre alt, verheiratet und habe einen 10-jährigen Sohn. Meine Freunde nennen mich Zanni. Im Mai 2023 hat das Schicksal bei mir zugeschlagen, ich habe die Diagnose Krebs (Eierstöcke, Leber, Bauchspeicheldrüse und Bauchfell) bekommen. Gemeinsam mit meinen Lieben kämpfe ich seitdem dagegen an und versuche positiv zu bleiben.“

Dank der neuen Therapie ist die Kraft zurück

Bei den Freunden und Bekannten von „Zanni“ hat der Spendenaufruf eingeschlagen. Wenn Sandra Beer von den mittlerweile über 900 Spendern erzählt, kann sie es selbst kaum fassen: „Unheimlich bewegt“ und „total ergriffen“ sei sie. Die Spendenaktion verlief von Anfang an sensationell: Schon innerhalb der ersten 20 Stunden waren mehrere Tausend Euro zusammengekommen.

Rund 42.000 Euro sind es mittlerweile. Zwei Wochen Aufenthalt in der Privatklinik hat Sandra Beer damit schon finanziert. Gerade ist sie von der zweiten Behandlungswoche zurück. „Es geht mir gut“, sagt sie. „Ich habe wieder Kraft, ich kann kochen und Auto fahren. Es ist ein riesiger Unterschied im Vergleich zu vorher.“ Die Werte des Tumormarkers hätten sich drastisch verbessert. „Im Januar werden die Ärzte entscheiden, wie es weitergeht.“

Durch die Krankheit habe sie viel gelernt, sagt Sandra Beer. Etwa wie „nichtig“ viele alltägliche Sorgen seien, die man sich als gesunder Mensch mache; wie wichtig es sei, Menschen und Sachen zu schätzen und ihnen dankbar zu begegnen. Und sie habe gelernt, wie überwältigend es sei, wenn die Gemeinschaft einem hilft.

Mehr Hilfe als erwartet

Damit meint Sandra Beer nicht nur die vielen Menschen, die im Netz spenden. Ihre Freundinnen und Kolleginnen bei der Stadt Forchheim haben über 2000 Euro eingesammelt. Und in ihrer Heimatgemeinde Hausen und an ihrem Arbeitsort in Kersbach hat Sandra Beer haufenweise Unterstützung erfahren.

Ob Frauenbund, Feuerwehr, Kirche, Kollegen, Eltern oder die Kinder aus dem Kindergarten – alle haben sie etwas gegeben. „Ich hätte nie mit so viel Hilfe gerechnet“, sagt Sandra Beer. Manche bringen Blumen.

Ein alter Mann aus der Nachbarschaft bringt Essen vorbei. Ein entfernter Nachbar habe ihr 1000 Euro in einem Briefumschlag gegeben. „So was bewegt einen schon.“

Auch die Kinder machen mit

Besonders bewegt ist sie über die Zuwendung der vielen Kinder. Seit 25 Jahren arbeitet Sandra Beer im Kindergarten. „Jetzt haben sich viele junge Frauen bei mir gemeldet, die ich in meiner Anfangszeit als Erzieherin betreut habe.“

Allerdings ist die 48-Jährige auch nachdenklich geworden. „Da gibt es eine Therapie, die Menschen hilft. Aber sie kommt nicht allen zugute, die sie brauchen.“ Dass die Krankenkassen nur eine bestimmte Form der Chemotherapie bezahlen und dass viele Menschen möglicherweise auf Heilung verzichten müssen, weil ihnen das Geld für eine Spezialklinik fehlt – „das ist ungerecht und wahnsinnig traurig“.

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