Mit Elan ging der Gemeinderat Breitbrunn an die Planung eines neuen Baugebietes und das Planungsbüro erarbeitete einige Varianten in verschiedenen Größen. Jetzt stellte sich ganz neu die Frage, wie weiter verfahren wird. Denn offenbar gibt es immer weniger Bauwillige. Nach reger Diskussion beschloss das Ratsgremium dann aber einstimmig, die weitere Planung einzustellen. Dies wurde vor allem mit den besonderen derzeitigen Umständen auf dem Wohnungsmarkt und dem Preisanstieg begründet.
Fünf Varianten für die Schublade
Bürgermeisterin Ruth Frank erinnerte daran, dass das Ingenieurbüro fünf Varianten erarbeitet hat. Von einer großen Lösung mit 60 Bauplätzen bis zu einer kleineren Lösung mit 18 Baufeldern. „Es geht nun darum, ob wir die Arbeiten des Ingenieurbüros bis zur Planungsreifen weitertreiben wollen oder wir sie durch die Umstände auf dem Wohnungs- und Baumarkt sowie die Preissteigerungen in der Erschließung stoppen sollen.“
Bei der Planung greife nach ihren Worten vieles ineinander. Sie hätte es schön gefunden, wenigstens die kleine Lösung zu verwirklichen. „Aber dazu müssten schon jetzt zu viele Entscheidungen getroffen werden. Dies betrifft auch eine mögliche Linksabbiegespur und auch die Frage, ob das Regenrückhaltebecken für 14 bis 18 oder gar für 60 Wohnhäuser ausreichen muss.“
Die Alternative wäre, die Planung jetzt abzubrechen und sie erst wieder aufzunehmen, wenn sie gebraucht werde. „Wir sehen es auch beim Bauland in den umliegenden Gemeinden, dass Bauwillige ihr Interesse an einem Bauplatz zurückgezogen haben.“ Dann müsse man diesen Stopp aber bald dem Planungsbüro kundtun.
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Dunja Virnekäs meinte, „wir haben jetzt eine Hausnummer und eine Grundlage und sollten warten, was die nächsten zwei bis drei Jahre ergeben. Ich würde es einfrieren, weil der Bedarf nicht da ist“. Interessenten könnte man ja auf die Bauplätze verweisen, die noch im Privateigentum wären. Auch Stefan Greul sprach sich dafür „momentan die Hände von diesem Baugebiet zu lassen“ und Erwin Hild sprach die sehr hohen Kosten an – „und die Nachfrage ist im Moment nicht da“.
Frank Fella sprach den fehlenden Wohnraum und den Bedarf an, wenn die Zinsen vielleicht wieder fallen. Ihn interessierte, wie lange der Prozess dauert, um die Planung dann zu Ende zu bringen. Mathias Stretz von der Bauverwaltung der Verwaltungsgemeinschaft (VG) sah darin eine grundsätzliche Entscheidung. „Wenn wir stoppen, haben wir wieder einen langen Vorlauf mit der Anhörung der Träger öffentlicher Belange.“ Natürlich stünden schwierige Entscheidungen an mit den Stromleitungen, Zisternen und dem Schmutzwasser. Vielleicht könnte man es schaffen, einen Bebauungsplan „auf Halde“ zu haben.
Christo Büttcher interessierte die Größe des Regenrückhaltebeckens und was mit Wasser und Kanals los sei. Dazu meinte Mathias Stretz, dass Hochwasser und Abwasser immer ein Problem darstellten, es aber 100-prozentige Sicherheit nicht gebe. Die gleiche Diskussion habe man „am Herrenwald“ in Ebelsbach.
Abwasserkanal reicht nicht aus
Margit Lang stellte klar, der Abwasserkanal fasse schon jetzt das anfallende Wasser nicht und schon öfter seien die Keller voll gelaufen. Man sollte deswegen die Meinungen und Bedenken der Anlieger berücksichtigen. Keinesfalls wäre sie gegen ein neues Baugebiet, aber zum passenden Zeitpunkt.
Andreas Fösel brachte hier das „Hochwasser-Audit“ ins Gespräch, dass die Gemeinde in Auftrag geben habe. Hier müsste man dafür sorgen, das Wasser von Kanal und Bach wegzubringen. Stefan Greul stellte die Überlegung an, ob man dann nicht etwas am Altkanal in der Hauptstraße machen müsse, um dieses Problem zu beheben.
Es kam dann noch zu einigen Fragen, wie die Einstellung der Planung mit dem Ingenieurbüro geregelt werden könnte. Am Ende sprach sich das Gremium einstimmig für den Planungsausstieg aus.
Ein Thema der ganz besonderen Art ist im Gremium ein Bauantrag auf „Nutzungsänderung der Scheune zum Pferdestall“ und die Errichtung eines Auslaufs für zwei Pferde auf einer Koppel im Ortsbereich Breitbrunn. Schon zweimal hatte sich der Gemeinderat mit diesem Bauantrag beschäftigt und sein Einvernehmen verweigert aus topographischen Gründen und wegen der Entwässerung. Außerdem wurden die Geräusch- und Geruchseinwirkungen auf die angrenzende Wohnbebauung weiterhin kritisch gesehen.
Wie Mathias Stretz von der Bauverwaltung ausführte, wurden von der Kreisverwaltung einige Auflagen erteilt, die das Wasserrecht, den Naturschutz und den Immissionsschutz angehen. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass das Landratsamt ansonsten das gemeindliche Einvernehmen in einem Verwaltungsakt ersetze. Die Gemeindeverwaltung sei aber weiterhin der Meinung, dass die Gemeinde hier ihre Zustimmung nicht erteilen sollte. Dann müsse sich man auch später von den Anliegern nichts vorhalten lassen.
Der Gemeinderat hielt an den Beschlüssen vom 27. Juli 2021 und 25.01.2022 fest und stimmte der Koppel an der beantragten Stelle nicht zu. Die Geräusch- und Geruchseinwirkung auf die angrenzende Wohnbebauung wird weiterhin kritisch gesehen, ebenso die Beseitigung von Niederschlagswasser. Eine Gefährdung der Unterlieger könne hier nicht ausgeschlossen werden. Dies erfolgte einstimmig. Dem Umbau der Bestandsgebäude und dem Bau des Mistlagers wurde mit einer Gegenstimme die Zustimmung erteilt.
Bürgermeisterin Ruth Frank lud noch zur Eröffnung des Jubiläumsjahres „900 Jahre Breitbrunn“ die Gemeinderäte und Bürger an Silvester um Mitternacht zu einem Umtrunk mit einem kleinen Feuerwerk auf dem Dorfplatz ein.
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