Osterbrauch in Herzo
An den Kartagen klappern die Ratschen
Die Teilnehmer liefen mit ihren Ratschen unter anderem durch die Herzogenauracher Hauptstraße.
Die Teilnehmer liefen mit ihren Ratschen unter anderem durch die Herzogenauracher Hauptstraße.
Manfred Welker
F-Signet von Dr. Manfred Welker Fränkischer Tag
Herzogenaurach – Am Karfreitag und -samstag schweigen die Glocken. In Herzogenaurach klopfen die Ministranten stattdessen auf Holz.

Nach dem Glorialäuten am Abend des Gründonnerstags verstummen in den katholischen Gotteshäusern der Region die Kirchenglocken zum Zeichen der Trauer. Ihr vertrauter Klang kehrt erst in der Osternachtsfeier wieder in die Stadt zurück.

Daher erklangen im Gottesdienst statt der Glocken Klopfbretter bei der Wandlung.

Am Karfreitag und Karsamstag gingen die Ministranten der Herzogenauracher Stadtpfarrei mit Ratschen durch die Straßen und ersetzten auf diese Weise die Kirchenglocken, die sonst das Jahr über die Gläubigen zu den Gottesdiensten und Andachten in die Kirche rufen.

„Wir ratschen den Englischen Gruß“

Diese hölzernen Kurbelratschen erzeugen einen klappernden Ton, der weit zu hören ist. Die Ministranten bringen mit dem Spruch „Wir ratschen euch den Englischen Gruß, den jeder katholische Christ kennen muss" den Gläubigen die Kartage in Erinnerung.

Einsatz war in diesem Jahr vor allem von den Ministranten um Sabine Kummeth und Lucia Geister gefordert. Das sonnige Wetter am Karfreitag erleichterte die Touren durch die Innenstadt.

Ministrantendienst heißt neben der aufwendigen Osternacht mit verschiedenen Diensten, auch mit dem Ratschen am Karfreitag und am Karsamstag die Vorbereitung für dieses hohe Fest zu bestreiten.

Die Ratscher waren am Karfreitag um 9 Uhr unterwegs, als es in der Stadt bereits hell war. Zu hören waren die Ratschen auch um 12 Uhr. Auch am Karsamstag sind die Ministranten zu zwei Uhrzeiten unterwegs. Nach dem mittäglichen Ratschen können sie sich mit einem Mittagessen stärken.

Ein jahrhundertealter Brauch

In einer Zeitungsnotiz des Jahres 1938 in Herzogenaurach steht: „Mit großem Eifer zogen am gestrigen Karfreitag die „Ratschenbuben" durch alle Straßen unserer Stadt um mit ihren Knarren zur Kirche zu rufen oder die 11 Uhr und Mittagsstunde und Feierabends- und Gebetszeit bekanntzugeben."

Doch der Brauch geriet später in Vergessenheit. Um ihn wieder aufleben lassen zu können, mussten neue Ratschen angefertigt werden. Vier der Herzogenauracher Ratschen fertigte im Jahr 1998 Schreiner Fritz Bock an.

Eine Anleitung für die Stücke hatte er nicht, es gab lediglich ein Muster und ein paar Fotos. Als Träger dient ein Fichtenbrett, auf dem die Mechanik montiert wird.

Eine gedrechselte Walze, die mit einer Handkurbel gedreht werden kann, ist mit 16 Zapfen besetzt, die kleine Hämmerchen gegen Federdruck anheben und wieder auf das Brett fallen lassen, womit sie den klappernden Ton erzeugen.

Die Federn der Hämmerchen sind schwach gehobelte Latten aus Buchenholz, sodass sie sich elastisch biegen können. Dazu benötigte Bock Holz mit einem geraden Faserverlauf.

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