Produktpiraterie
Schaeffler: 30.000 gefälschte Wälzlager zerstört
Rund zehn Tonnen gefälschte Maschinenteile hat Schaeffler jüngst vernichten lassen.
Rund zehn Tonnen gefälschte Maschinenteile hat Schaeffler jüngst vernichten lassen.
Schaeffler
Martin Regner von Martin Regner Fränkischer Tag
Herzogenaurach – Rund 10 Tonnen neue Maschinenteile wanderten kürzlich in den Schrott. Was nach einer grandiosen Verschwendung klingt, hatte einen Sinn.

Es handelte sich ausschließlich um Fälschungen. Organisiert wurde die Vernichtungsaktion von der in Herzogenaurach ansässigen Firma Schaeffler. Man gehe „regelmäßig und konsequent gegen gefälschte Produkte vor“, heißt es dazu in einer Mitteilung. Denn: Produktfälschungen seien „ein großes Sicherheitsrisiko für Mensch und Maschine“.

Ausfälle und Unfälle

Wälzlager und ähnliche Produkte seien sicherheitsrelevant in einer Vielzahl maschineller Anwendungen. Der sichere und reibungslose Personenverkehr etwa mit Zügen und Autos hänge genauso von verlässlichen Produkten ab wie der Betrieb von Industrieanlagen.

Edgar Duschl vom gewerblichen Rechtschutz von Schaeffler erläutert: „Ein defektes Lager kann zu vorzeitigem Wartungsbedarf, Stillstand einer Anlage und somit enormen Kosten für den Betreiber führen“. Auch Totalausfälle von Maschinen oder Betriebsunfälle mit Personenschaden seien möglich, wenn ein minderwertiges Plagiat versage.

Erst unbrauchbar gemacht

Es komme immer wieder vor, dass sich bei der Aufklärung einer Reklamation eines Kunden herausstelle, dass es sich beim als defekt reklamierten Teil tatsächlich um eine Fälschung gehandelt habe, erklärt das Unternehmen auf Nachfrage. So sei es durch echt aussehende aber letztlich minderwertige Plagiate bereits zu Ausfällen etwa in Wasserkraftwerken, bei Stahl- und Papierherstellern oder im Bereich Windkraft gekommen.

Nun hat Schaeffler auf dem Betriebsgelände der Firma Riwald Recycling Franken in Sennfeld bei Schweinfurt etwa 30.000 Plagiate mit einem Gesamtgewicht von 10 Tonnen vernichten lassen. Auf dem Betriebsgelände des Recyclingbetriebs in Unterfranken seien in einem ersten Schritt die Produkte so beschädigt worden, dass eine Verwendung unmöglich ist, wie aus der Pressemitteilung von Schaeffler weiter hervorgeht.

Strafrechtliche Verfolgung droht

Danach werde der Metallschrott gepresst und in einem Stahlwerk eingeschmolzen. Somit finde die Ressource Stahl ihren Weg zurück in den Wertstoffkreislauf. Beim Herzogenauracher Unternehmen sucht das „Team „Global Brand Protection“ weltweit nach gefälschten Produkten, ihren Herstellern und Händlern. Diesen drohen etwa „zivilrechtliche Ansprüche auf Unterlassung, Schadensersatz und Herausgabe der Fälschungen zur Vernichtung“. Zum anderen steht eine strafrechtliche Verfolgung im Raum, die zu Geld- und Freiheitsstrafen führen kann.

Nach einem Fund verdächtiger Teile durch dieses Brand-Protection-Team von Schaeffler werden die zuständigen Behörden eingeschaltet, in Deutschland zum Beispiel der Zoll. Diese ziehen die Plagiate häufig aus dem Verkehr, etwa durch eine Beschlagnahmung. Bis zum Abschluss eines laufenden Verfahrens werden sie mitunter als Beweismittel aufbewahrt. In vielen Fällen, so teilt es Schaeffler weiter mit, werden die Produktfälschungen aber bereits vor Ort vernichtet.

Millionenschäden jedes Jahr

Die aktuell in Schweinfurt zerstörten Plagiate stammten demnach hauptsächlich aus Ermittlungen in Europa innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre. Der Schaden, der deutschen Unternehmen durch Produktpiraterie entsteht, wird vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) übrigens auf etwa 6,4 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

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