Dass die Pandemie Kontakte unmöglich machte, war nicht zu vermeiden. Doch, dass sich die politischen Verhältnisse in Neustadts Partnerstadt Violleneuve-sur-Lot geändert haben, darf nach Ansicht von Wolfram Salzer die über Jahrzehnte gewachsene enge Verbindung zwischen den Menschen beider Städte nicht belasten. Als Mitglied des Stadtrats (SPD) und des Städtepartnerschaftskomitees, plädiert Salzer dafür, rasch wieder Kontakt aufzunehmen und die Partnerschaft wieder zu beleben.
In seiner Stellungnahme schreib Wolfram Salzer: „Die Corona Jahre waren hemmend, weil aufgrund der Pandemie mit ihren Einschränkungen von direkten Kontakten der ansonsten stets rege Austausch von Menschen, Vereinen und Gremien zwischen den Partnerstädten nahezu zum Erliegen gekommen ist.(…)
Blick auf Führungswechsel
Sehr ernst zu nehmen ist das Argument, wonach durch den Wechsel des Bürgermeisters in Villeneuve vom sozialistischen, richtiger: sozialdemokratischen Bürgermeister Patrick Cassany auf den nunmehr konservativen, eher rechten Guillaume Lepers ein Knacks, ein Bruch in der Partnerschaft erfolge. Ja, die letzten Jahrzehnte der sehr intensiven partnerschaftlichen Beziehungen waren stets aktiv gefördert, federführend von unserem sozialdemokratischen Oberbürgermeister Frank Rebhan einerseits und Patrick Cassany, bzw. dessen Vorgänger andererseits. (…).
Bürgerwillen akzeptieren
Nein, Neustadt krittelt nicht am Ergebnis der Bürgermeisterwahl herum, sondern akzeptiert ohne jedes wenn und aber die demokratische Entscheidung der Bürgerschaft Villeneuves. (…) Ja, die Zusammenarbeit mit einem Bürgermeister aus dem Bündnis Diverser rechter Gruppen (DVD) wird wohl schwieriger - zunächst. Man muss sich erst beschnuppern, nichts Ungewöhnliches.
Nein, es gibt keinerlei Signale, dass die sehr freundschaftlichen Beziehungen reduziert oder gar auf Eis gelegt werden sollen, Ja, wäre Marie Le Pen statt Emmanuel Macron gewählt worden, hätte es zwischen Berlin und Paris ganz erheblich geknirscht, aber eben nicht zwischen Neustadt und Villeneuve. Nein, Städtepartnerschaften hängen schon lange nicht mehr am Tropf der Großen Politik. Sie ziehen ihre Vitalität aus dem ehrenamtlichen Engagement, bei welchem ihre Mitglieder vielfältige Austauschprojekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Jugend und Sport sowie Reisen für Bürger in das Herz Südfrankreichs jenseits ausgetretener touristischer Pfade.
Und: Das mit Abstand wichtigste Argument für die Prognose, dass die Freundschaft zwischen Neustadt und Villeneuve ungebremst weitergehen wird, sind die die einzelnen Bürger aus Neustadt und aus Villeneuve selbst.
Herzliche Begegnungen
Wer die vielfältigen persönlichen, stets herzlichen Begegnungen in Neustadt oder in Villeneuve miterlebt hat weiß, dass es allen Beteiligten herzlich egal ist, ob Monsieur oder Madame Dubois aus Villeneuve Macron oder Le Pen gewählt hat, ob Herr oder Frau Müller aus Neustadt SPD, CDU, Grüne oder eine andere Partei. Auf unserer kommunalen, gewachsenen, partnerschaftlichen Ebene gelingt es erfreulicherweise noch, sich den Begriff Toleranz nicht nach eigenem Gusto zurecht zu schneidern und nur demjenigen gegenüber zur Anwendung zu bringen, welcher auf der gleichen Linie in Sachen Weltoffenheit, Klimafreundlichkeit, Frauenförderung, Diversität oder oder liegt.
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