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Anfänge der Audiotechnik
Pressecker Museum lädt zu Zeitreise ein
Über die Geschichte des Rundfunks mit Ausflügen in die Lokalgeschichte berichtete Claus J. Frankl. Dem Museum überließ er eine 50 Jahre alte LP von Wagners „Fliegendem Holländer“.
Über die Geschichte des Rundfunks mit Ausflügen in die Lokalgeschichte berichtete Claus J. Frankl. Dem Museum überließ er eine 50 Jahre alte LP von Wagners „Fliegendem Holländer“. // Klaus Klaschka
Signet des Fränkischen Tags von Klaus Klaschka
Presseck – Vor 100 Jahren begann der Rundfunk in Deutschland. Damit wurde eine Internationalisierung von Kunst, Kultur und Kommunikation eingeleitet. Daran hatte Franken einen beträchtlichen Anteil.

Davon berichtete Claus J. Frankl am Samstag zur Eröffnung des Museums der Audiotechnik in Presseck. Frankl, gebürtiger Bayreuther, hier und in Berlin lebender Schauspieler, Regisseur, Sänger und Autor spannte einen großen Bogen von der Entwicklung der Funktechnik über die ersten Radioprogramme in der „aufregend weltoffenen Zeit“ der Weimarer Republik, den ausschließlich propagandistischen Missbrauch im Dritten Reich bis in die Gegenwart – mit Klangbeispielen und der Demonstration historischer Geräte zur jeweiligen Epoche.

Neben Audiotechnik zeigt das neue Museum in Presseck auch ausgesuchte Oldtimer.
Neben Audiotechnik zeigt das neue Museum in Presseck auch ausgesuchte Oldtimer. // Klaus Klaschka

Sammlung steht jetzt in ehemaliger Lederwaren-Firma

Neben Audiotechnik zeigt das neue Museum in Presseck auch ausgesuchte Oldtimer.
Neben Audiotechnik zeigt das neue Museum in Presseck auch ausgesuchte Oldtimer. // Klaus Klaschka

Die Geräte stammen aus der sehr umfangreichen Sammlung des Vereins „Audiotechnik Museum“ in Heinersreuth bei Bayreuth. Die Sammlung hat jetzt ihr Domizil in einem der drei Gebäudeteile der vormaligen Lederwaren-Firma Boscha.

Unter dem Begriff „Frankenwald Classic“ ist im ehemaligen Boscha-Gebäude am Boschaplatz 2 ein Museumskomplex entstanden: im rechten Gebäude für Audiotechnik und für Mobiliar, im flachen Mittelbau für Oldtimer und im linken Gebäude für Werkstätten ...
Unter dem Begriff „Frankenwald Classic“ ist im ehemaligen Boscha-Gebäude am Boschaplatz 2 ein Museumskomplex entstanden: im rechten Gebäude für Audiotechnik und für Mobiliar, im flachen Mittelbau für Oldtimer und im linken Gebäude für Werkstätten und eine Trattoria. Auf dem Gelände davon lässt der Markt Presseck derzeit eine parkähnliche Grünanlage anlegen. // Klaus Klaschka

Der gesamte Gebäudekomplex aus den 1950er Jahren ist nun im Besitz des Neu-Presseckers Takao Kita und wird seit 2019 generalsaniert. Unter dem Dach „Frankenwald Classik“ werden darin neben dem Radiomuseum noch aus Kitas eigener Sammlung Mobiliar aus den 1950er- und 60er-Jahren sowie ausgesuchte Oldtimer auf vier und zwei Rädern dieser Zeit präsentiert.

Werkstätten für Erhalt und Reparaturen

Dazu werden und sind Werkstätten für Erhalt und Reparatur der gesammelten Schätze eingerichtet. Die gezeigten Radios, Aufnahmegeräte und ersten Fernsehapparate sind annähernd alle funktionstüchtig.

Bürgermeister Christian Ruppert (links) dankte Museums-Initiator Takao Kita (rechts) für dessen Beitrag zu Belebung des Marktes Presseck, die Landrat Klaus Peter Söllner  „für eine einmalige und tolle Sache“ hält.
Bürgermeister Christian Ruppert (links) dankte Museums-Initiator Takao Kita (rechts) für dessen Beitrag zu Belebung des Marktes Presseck, die Landrat Klaus Peter Söllner „für eine einmalige und tolle Sache“ hält. // Klaus Klaschka

Nachdem die ältesten Wiedergabegeräte nur Mittelwelle empfangen können, mussten dazu extra Kabel zu einem Sender gelegt werden. Die großzügige Beleuchtung der Ausstellungen wird von Solarzellen auf dem Gebäudemittelteil gespeist.

Einer von drei Räumen, in denen der Verein „Audiotechnik-Museum“ Wiedergabe-, Aufnahme- und frühe Fernsehgeräte ausstellt.
Einer von drei Räumen, in denen der Verein „Audiotechnik-Museum“ Wiedergabe-, Aufnahme- und frühe Fernsehgeräte ausstellt. // Klaus Klaschka

Bürgermeister: Museum wertet Presseck weiter auf

Für den Pressecker Bürgermeister Christian Ruppert (CSU) ist das weitläufige Museum neben den zurzeit entstehenden Freizeiteinrichtungen „Naturerlebnis.Wäldla“ ein weiterer beträchtlicher Beitrag zur touristischen Aufwertung des Marktes Presseck, der in den vergangenen Jahrzehnten unter dem Niedergang der Textilindustrie sehr gelitten hat - und für Landrat Klaus Peter Söllner (FW) eine „in dieser Art einmalige und tolle Sache“, nachdem beide von Takao Kita durch die Räume geführt worden waren.

Rundfunk kann auch für Propaganda missbraucht werden. Michael Kolb zeigt dazu eine kleine Version des sogenannten Volksempfängers aus dem Dritten Reich, der hinter vorgehaltener Hand den Namen „Goebbels Schnauze“ bekam.
Rundfunk kann auch für Propaganda missbraucht werden. Michael Kolb zeigt dazu eine kleine Version des sogenannten Volksempfängers aus dem Dritten Reich, der hinter vorgehaltener Hand den Namen „Goebbels Schnauze“ bekam. // Klaus Klaschka

In dem neuen Museum gehe es um eine Zeitreise, um Erinnerungen teilen, überblickte Claus J. Frankl die Ausstellungen. „Aber auch um ein Stück Lokalgeschichte“. Dazu erinnerte er an den Komponisten aus den Anfängen des Radios, Paul Linke, der in Arzberg lebte, nachdem er in Berlin ausgebombt war und erste Unterhaltungkonzerte für das Radio aus dem Bayreuther Festspielhaus gab.

Erinnerungen an Johann Karl Fraas

Aber auch an den zu Unrecht vergessenen Wunsiedler Johann Karl Fraas. Der Technik-Pionier hat mit mehreren wesentlichen Erfindungen zur Rundfunktechnik beigetragen. Schließlich auch an Siegfried Wagner. Der Sohn Richard Wagners begann, die Musik seines Vaters über den Äther zu verbreiten. Gegen den Widerstand seiner Mutter und elitärer großbürgerlicher Kunstliebhaber, die keinen Sinn darin sahen, die „hohe Kunst“ unters Volk zu bringen.

Neben Audiotechnik zeigt das neue Museum in Presseck auch ausgesuchte Oldtimer.
Neben Audiotechnik zeigt das neue Museum in Presseck auch ausgesuchte Oldtimer. // Klaus Klaschka

Die künftigen Öffnungszeiten des Museumskomplexes sind derzeit noch ungeklärt. Für die Audiotechnik stellt sich der Museumsvereins-Vorsitzende Michael Kolb vor, dass man ein Wochenende im Monat öffnet könnte, wenn Vereinsmitglieder dabei seien, die die Geräte auch kompetent erklären können.

Zugang auch für Schulklassen

Auch für Schulklassen möchte Kolb, von Beruf Lehrer, die Sammlungen zugänglich machen. Interessenten können sich unter audiomuseum.de über den neuesten Sachstand auf dem Laufenden halten.

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