Um Infos des Staatlichen Bauamts zur Ortsumfahrung Kauerndorf hatte Bürgermeisterin Anita Sack (FW) gebeten. Dieser Bitte kam die Projektgruppe mit Baudirektor Fritz Baumgärtel und den Bauräten Maximilian Dahm und Alexander Siller nach. Laut Baumgärtel werde jetzt das letzte verbliebene Nadelöhr für den Verkehr auf der B 289 zwischen Kulmbach und der A 9 beseitigt. Das entlaste die Anwohner und die Autofahrer, die täglich auf dieser Bundesstraße unterwegs sind. Im Rahmen der Baumaßnahme werde auch ein Trinkwasserschutz für die Kulmbacher Brunnen im Weißmaintal entstehen.
Dahm ging auf die einzelnen Bauphasen ein, die mit dem Baubeginn im November 2022 ihren Anfang nahmen: Im laufenden Jahr werden hauptsächlich vorbereitende Maßnahmen in Angriff genommen. Im nächsten Jahr soll die Abdichtung des Straßenkörpers mit einer Vollsperrung erfolgen und weitere vorbereitende Maßnahmen für den Tunnelbau, der dann ab 2025 auf Hochtouren laufen soll. Laut Dahm ist die Fertigstellung der Ortsumfahrung Kauerndorf im Jahr 2027 geplant.
Die drei Bauabschnitte
Die Ortsumfahrung selbst besteht aus drei Abschnitten: 1. der westliche Voreinschnitt (Länge circa 590 Meter), 2. der Tunnel (Länge circa 750 Meter) und 3. der östliche Voreinschnitt (Länge circa 660 Meter). Dem an- und eingegliedert sind die Schutzmaßnahmen für das Kulmbacher Wasserschutzgebiet zwischen Kulmbach/Ost und Kauerndorf mit einer Länge von circa 0,8 Kilometer.
Erschütterungen werden „engmaschig kontrolliert“
Dass mit der Baumaßnahme Schäden an anliegenden Gebäuden zu erwarten sind, hält Baurat Maximilian Dahm für sehr unwahrscheinlich: „Der Tunnelvortrieb selbst erfolgt gebirgsschonend und wird fortlaufend in kurzen Abschnitten gesichert. Zudem verläuft die Tunneltrasse in ausreichendem Abstand zu den Häusern, etwaige Erschütterungen werden zudem engmaschig kontrolliert.“
Hang wird als stabil bewertet
Eine klare Aussage traf das Staatliche Bauamt zur Frage, ob der Hang geologisch stabil sei: „Der Mühlberg wurde im Zuge der Baugrunduntersuchungen eingehend erkundet und als stabil bewertet. Der Hang weist geologische Besonderheiten auf. Insbesondere der Übergang vom Buntsandstein in den Muschelkalk in Form einer tektonischen Störung ist bemerkenswert.“ Für den Tunnelbau selbst stelle das aber kein ungewöhnliches Problem dar. „Die erosions-bedingten Abspülungen bei Starkregenereignissen haben nichts mit der Standsicherheit des Hanges zu tun.“
Keine Rutschgefahr in Kauerndorf
Der Hang sei auch nicht mit den Rutschbereichen von Thurnau (A 70) und Mistelbach vergleichbar, denn an beiden Orten seien die Probleme durch das Vorkommen von massiven Gleitschichten aus Feuerletten unter dem Sandstein begründet. In Kauerndorf gebe es das nicht.
Wie der Lärmpegel sinken soll
Zur Verlagerung des Verkehrs in den Tunnel wurde gezeigt, dass der südwestliche Ast der Ortsdurchfahrt (Kulmbacher Seite) um etwa 80 Prozent entlastet werde, das entspreche einer Reduzierung des Lärmpegels um sieben Dezibel (dB). Der nordöstliche Ast der Ortsdurchfahrt (Untersteinacher Seite) werde um 95 Prozent vom Verkehr entlastet, dabei mit einer Reduzierung des Lärmpegels um 13 dB. Zudem werde die Trassenführung im Anschluss an das östliche Tunnelportal eine Verbesserung der Lärmsituation für die auf der gegenüberliegenden Talseite liegende Wohnsiedlung mit der Georg-Nützel-Straße und der Straße „Langacker“ bringen.
Sanierung der Schorgastbrücke ab September
Siller erläuterte die bevorstehende Sanierung der Schorgastbrücke in Kauerndorf. Hier wurden sechs Varianten untersucht, zur Ausführung komme jene mit Fertigteilbetonplatten, gebaut werde vom 12. September bis 3. November.
Kritik am Kulmbacher OB
Klartext sprach Michael Heisinger (Rangen) zur Haltung von Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann: „Der OB hat so argumentiert, dass er als Privatmann seine Meinung zur Ortsumfahrung von Kauerndorf vertritt. Dann hat er aber im Bürgerbüro von Kulmbach die Liste für die Petition auslegen lassen.“ Auch über Facebook habe er extrem gegen das Projekt geschossen, um das die Kulmbacher Nachbargemeinde seit 30 Jahren kämpfe. Heisinger sprach in diesem Zusammenhang von einem „Dolchstoß“ und einem „Schuss ins Genick“ für so eine kleine Gemeinde. Als Nachbar und als Oberbürgermeister müsse man sich seines Erachtens neutral verhalten. Heisinger: „Wir mischen uns ja auch nicht in die Sachen von Kulmbach ein, ich empfand es als eine Riesenschweinerei, was da gelaufen ist.“
Bürgermeisterin Anita Sack stellte am Ende mit Blick auf die Projektgruppe unter der Führung von Baudirektor Fritz Baumgärtel fest: „Der Gemeinderat steht voll hinter der Planung des Staatlichen Bauamtes.“
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