„Hut ab!“ Mit diesen anerkennenden Worten lobte der Dritte Bürgermeister Can Aydin (SPD) die Arbeit der Mitarbeiterinnen im Projekt KuMit, die ihm bei seinem Besuch in der Volkshochschule Coburg die Ergebnisse der vergangenen zwei Jahre präsentierten. „Hut ab!“, galt aber gleichzeitig auch dem Teilnehmer Vladyslav Chekal und seiner Erfolgsgeschichte.
„KuMit – Kultur des Miteinanders“ wurde konzipiert von der Volkshochschule Coburg. Übergeordnetes Ziel war ein nachhaltiger Spracherwerb und die „gleichberechtigte Teilhabe von zugewanderten Drittstaatsangehörigen in der Aufnahmegesellschaft“. Fördermittel konnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge als auch der Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds „AMIF“ der Europäischen Union bereitstellen. Am 1. Februar 2023 startete die vhs-Coburg mit der Umsetzung. Mit 580 aufgenommenen Teilnehmenden überschritt das Projekt den Soll-Wert von 240 deutlich.
Drei Frauen, drei Maßnahmen, ein Ziel
Spracherwerb, Lernberatung und soziokulturelle Teilhabe sind die Bausteine, mit denen die Integration in Gesellschaft und Beruf gelingen soll. Als erste Ansprechpartnerin fungiert Claudia Muther, Trainerin für interkulturelle Bildungsarbeit und zuständig für die Sicherung des Spracherwerbs. „In unseren Integrationskursen kommen Menschen mit unterschiedlichstem kulturellen Hintergrund und verschiedensten Bildungsniveaus zusammen. Manche müssen erst mit dem lateinischen Alphabet vertraut gemacht werden“, beschreibt sie die Lage.
Damit niemand zurückbleiben muss, ermöglichte KuMit die notwendige Unterstützung in ruhiger Lernumgebung und in kleinen Gruppen von maximal acht Personen. Ein speziell geschulter Dozentenpool bot klassischen Präsenzunterricht ebenso wie hybride Formate mit dem Vhs-Lernportal. Im Gegensatz zu den Deutsch- und Integrationskursen handelte es sich dabei um freiwillige Angebote, die von 343 Teilnehmenden genutzt wurden.
Soft-Skills sind wichtig
„Wo steh ich und was kann ich?“, ist die Fragestellung vieler Teilnehmenden, mit der sich die Projektkoordinatorin Petra Flehmig auseinandersetzte. Über 409 ließen sich beraten, wie sie ihre Ziele erreichen können. Vermittelt werden hier auch sogenannte Soft-Skills, wie zum Beispiel die richtige Kommunikation in Bewerbungsgesprächen.
„Begleitung im wahren Leben“ beschreibt Helgard von Sein ihre Arbeit im Projekt. In Vorträgen zur Staatsbürgerkunde sowie im Sprachcafé brachte sie Zugereiste mit Deutsch-Muttersprachlern zusammen – über die Konversation hinaus ein ganz wichtiger Baustein für die Bildung von Netzwerken bis hin zur Klärung ganz banaler praktischer Fragen.
Um den Kontakt zu den Einheimischen zu aktivieren, konnte sie zahlreiche Vereine und Institutionen gewinnen, die kostenlose Angebote für Inhaber der KuMit-Mitmachkarte bereitstellten. Ein Gewinn war das auch für die Anbieter, denn die Bereitschaft zum Ehrenamt brachte zum Beispiel der Feuerwehr Weitramsdorf ein neues Mitglied und dem Familienzentrum in Coburg eine fleißige Waffelbäckerin.
In eineinhalb Jahren zum Vhs-Dozenten
Wie bereits erwähnt, beeindruckte vor allem die Geschichte von Vladyslav Chekal. In seinem Heimatland Ukraine hatte er als Fotograf und Videograf auch für das Fernsehen gearbeitet, bis er mit seiner jetzigen Frau 2023 vor dem Krieg nach Deutschland floh. Hier angekommen nutze er alle Angebote und Möglichkeiten, um die deutsche Sprache zu erlernen.
Dazu nahm er nicht nur an Kursen teil, sondern hatte sogar den Mut, selbst einen Kurs als Dozent im Programm der Volkshochschule anzubieten: „Fotografieren wie ein Profi: Geheimnisse der mobilen Fotografie“ war zweimal komplett ausgebucht. Sein Engagement zahlte sich aus. Er konnte Kontakte knüpfen. Auf dem Weg zu einer Anstellung in seinem Beruf arbeitet er aktuell in einem Minijob und hat Aussicht auf Anstellung in Teilzeit.
Abstecher zum Brückenkurs
Der sogenannte Brückenkurs, geleitet von Dozentin Anna Kulakova richte sich an B1-Absolventen, erklärt sie: „Er soll einen sanften Übergang zum Berufssprachkurs B2 ermöglichen, den die Volkshochschule Coburg ab Februar als einziger Bildungsträger der Region anbieten darf.“ Mediziner, Ingenieure und eine Französischlehrerin sitzen unter anderem im restlos gefüllten Raum. Als Can Aydin ihnen die Gelegenheit für Fragen, Anregungen und Wünsche gibt, steht eine Frau aus Syrien auf und sagt nur ein Wort: „Danke.“
Neben dem Dritten Bürgermeister der Stadt Coburg zeigt sich auch Landrat Sebastian Straubel mit dem Projektabschluss zufrieden.
Für ihn sei es keine Überraschung, dass die Volkshochschule Coburg Stadt und Land mit KuMit auf großes Interesse gestoßen ist: „Sprachkenntnisse sind die Basis für Kommunikation und damit die gesellschaftliche Teilhabe. Dieses inhaltlich vielfältige Projekt unserer Volkshochschule hat gezeigt, dass sie ihren Bildungsauftrag mit einem scharfen Blick auf gesellschaftliche Notwendigkeiten und die richtigen Zielgruppen erfüllt.“
Lesen Sie auch