Solidarität
Forderung: Ukrainische Farben zurück auf den Markt!
Mehrere Monate lang war am Prinz-Albert-Denkmal auf dem Coburger Marktplatz eine Ukraine-Fahne angebracht. Doch dann wurde sie gestohlen…
Mehrere Monate lang war am Prinz-Albert-Denkmal auf dem Coburger Marktplatz eine Ukraine-Fahne angebracht. Doch dann wurde sie gestohlen…
Christoph Winter
Oliver Schmidt von Oliver Schmidt Coburger Tageblatt
Coburg – An der Entscheidung der Stadt Coburg, dass am Prinz-Albert-Denkmal keine Ukraine-Fahne mehr hängen darf, gibt es Kritik.

Der Grünen-Stadtrat Wolfgang Weiß kritisiert die Entscheidung der Stadt Coburg, dass am Prinz-Albert-Denkmal auf dem Marktplatz keine Ukraine-Fahne mehr hängen darf. Zugleich zollt er dem Sprayer Alex „Respekt“, weil dieser die Fahne einst angebracht hatte.

„Das war ein Zeichen der Solidarität unserer Stadt mit den Menschen in der Ukraine“, schreibt Weiß in einer Stellungnahme – und zwar „an prominenter und gut sichtbarer Stelle, auf dem Marktplatz und vor unserem Rathaus.“

Doch dann wurde die Fahne von alkoholisierten Jugendlichen gestohlen und beschädigt. Mittlerweile ist die Fahne repariert, doch ans Albert-Denkmal zurückkehren soll sie trotzdem nicht.

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Die Stadt argumentiert, dass das Albert-Denkmal grundsätzlich frei von Plakaten und Botschaften bleiben muss. Bei der Ukraine-Fahne habe man zunächst eine Ausnahme gemacht. Doch künftig soll lieber dadurch ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine gesetzt werden, indem eine Art Solidaritätsbanner durch die Stadt wandert, wodurch es auch von mehr Menschen gesehen werden kann. Wolfgang Weiß findet das nicht gut: „Denn zum einen bleibt so hängen, dass eine wirklich gute Aktion von einer offenbar kleinen Gruppe beendet werden kann, die bereit ist, nicht vor Sachbeschädigung zurückzuschrecken.“ Zum anderen sollte es nach Meinung von Wolfgang Weiß gerade der Bereich von Marktplatz und Rathaus bleiben, „wo Coburg zeigt, dass es zumindest symbolisch zu den Menschen in der Ukraine steht, die von Krieg und Zerstörung betroffen sind.“ Wenn schon nicht am Prinz-Albert-Denkmal, dann könnte dies „wenigstens am Rathaus“ geschehen, so Wolfgang Weiß.

Stellungnahme im Wortlaut

Die Stellungnahme von Wolfgang Weiß, die überschrieben ist mit „Die ukrainischen Farben müssen zurück auf den Coburger Marktplatz“, hat folgenden Wortlaut:

„Seit bald einem halben Jahr haben wir einen brutalen Krieg in Europa: Am 24. Februar griffen russische Truppen von Norden, Osten und Süden die Ukraine an und führen seitdem einen rücksichtslosen Zerstörungs- und Vernichtungskrieg, der von Wladimir Putin und seinen führenden Militärs offenbar so gewollt ist: Bislang gibt es keine internationalen Verpflichtungen und Gesetze, die von Putins Truppen eingehalten worden wären, vom Schutz der Zivilbevölkerung über dem Verbot von Streubomben bis zum Einhalten von humanitären Mindeststandards, was den Umgang mit Kriegsgefangenen angeht. Wir haben also nicht nur Krieg in Europa, wir haben einen Krieg, der so enthemmt und skrupellos geführt wird, dass man sich an die schlimmsten Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs erinnert fühlt.

Mein Respekt gilt Alex Reuther, vielen als „Sprayer-Alex“ bekannt, der mit Zustimmung der Stadtspitze eine blau-gelbe Fahne, die Fahne der Ukraine, an die Statue von Prinz Albert auf dem Coburger Marktplatz angebracht hat. Das war ein Zeichen der Solidarität unserer Stadt mit den Menschen in der Ukraine, an prominenter und gut sichtbarer Stelle, auf dem Marktplatz und vor unserem Rathaus. Auch für diese Entscheidung bedanke ich mich.

Nun haben alkoholisierte Jugendliche die Fahne vom Prinz-Albert-Denkmal entfernt und beschädigt. Und man entschied sich, dieses Zeichen der Solidarität an eben dieser Stelle nicht wieder zu setzen. Stattdessen soll ein Solidaritätsbanner durch die Stadt wandern, wodurch es von mehr Menschen gesehen werden kann.

Ich finde, es ist keine gute Entscheidung! Denn zum einen bleibt so hängen, dass eine wirklich gute Aktion, die ein Zeichen der Solidarität unserer Stadt mit den Menschen in der Ukraine gesetzt hat, von einer offenbar kleinen Gruppe beendet werden kann, die bereit ist, nicht vor Sachbeschädigung zurückzuschrecken (und es auf mich etwas verharmlosend wirkt, wenn darauf aufmerksam gemacht wird, dass es junge und alkoholisierte Personen waren, aber nicht auf deren Motivation eingegangen wird). Und zum anderen sollte es gerade der Bereich von Marktplatz und Rathaus bleiben, wo Coburg zeigt, dass es zumindest symbolisch zu den Menschen in der Ukraine steht, die von Krieg und Zerstörung betroffen sind. Wenn schon nicht am Prinz-Albert-Denkmal, dann wenigstens am Rathaus.“

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