Radverkehr
Fahrradtest: Kulmbach bleibt Schlusslicht
Vorfahrt für Radfahrer fordern die ADFC-Aktivisten Astrid Pfitzer und Jürgen Tesarczyk.
Vorfahrt für Radfahrer fordern die ADFC-Aktivisten Astrid Pfitzer und Jürgen Tesarczyk.
Sven Hoppe/dpa
Alexander Hartmann von Alexander Hartmann Bayerische Rundschau
Kulmbach – Kulmbach hat beim bundesweiten ADFC-Fahrradklima-Test erneut die Rote Laterne inne. Die Stadt muss endlich handeln, fordern die Aktivisten Astrid Pfitzer und Jürgen Tesarczyk.

Platz 447 unter 447 teilnehmenden Städten: Kulmbach hat beim Fahrradklima-Test 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs wieder einmal die Rote Laterne beim bundesweiten Vergleich der Kommunen zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern inne und ist auch bayernweit mit Rang 47 das Schlusslicht.

„Eine Katastrophe“

Ein trauriges Ergebnis, sagen Astrid Pfitzer und Jürgen Tesarczyk, die beiden hiesigen Ansprechpartner des ADFC. Wie sie mitteilen, haben in Kulmbach 189 Radler an der Befragung teilgenommen. „Sie sind überwiegend zu dem Ergebnis gekommen, dass Radfahren in Kulmbach eine Katastrophe ist“, sagt Astrid Pfitzer. 47 Prozent hätten die Sicherheit mit der Note 6 bewertet, 79 Prozent halten das Radfahren für gefährlich. Die Kommentare sind deutlich ausgefallen. „Alles furchtbar – es wird viel geredet, aber nicht gehandelt!“, heißt es da, oder: „Autofahrer nehmen Radfahrer lediglich als Verkehrsbehinderung war. Radwege enden oft unvermittelt…“ Die Forderung, die laut wird: „In Kulmbach muss dringend etwas getan werden – und nicht nur geredet. Es ist lebensgefährlich zu fahren, da Radwege plötzlich aufhören und man mitten im Verkehr landet.“


+++ Bleiben Sie mit der Bayerischen Rundschau auf dem Laufenden und holen Sie sich einen unserer kostenlosen Newsletter. +++


Kleine Schritte reichen nicht

Begrüßt wird, dass es seit kurzer Zeit ein Radverkehrskonzept sowohl für die Stadt als auch für den Landkreis gibt. Bislang seien allerdings nur Kleinigkeiten verbessert worden, stellt Jürgen Tesarczyk fest. Falsche Beschilderungen seien beseitigt, 300 Meter Radfahrstreifen in der Hofer Straße geschaffen worden. „Nachdem über zehn Jahre fast nichts in den Radverkehr investiert wurde, ist mit kleinen Schritten nicht aufzuholen, was so lange versäumt wurde.“ Die ADFC-Ansprechpartner fordern, dass die Sicherheit für gewöhnliche Zweiradfahrer, für Lastenräder, Pedelecs, E-Bikes oder Kinderanhänger erhöht werden müsse. Astrid Pfitzer: „Die Gefahren nehmen auch zu: Die Radwege, meist ohnehin zu schmal und/oder oft in schlechtem Zustand, werden durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Gefährte noch mehr ausgelastet.“ Es falle vielen Eltern nicht leicht, wegen der Gefahren Kinder und Jugendliche mit dem Rad fahren zu lassen.

Jürgen Tesarczyk nimmt die Stadt Kulmbach in die Pflicht.
Jürgen Tesarczyk nimmt die Stadt Kulmbach in die Pflicht.
Jürgen Tesarczyk

Oft helfen kleine Maßnahmen

Dabei könnten oftmals schon mit kleinen Maßnahmen Verbesserungen erreicht werden. So sollte der Winterdienst durchgehend auch Radwege von Schnee und Eis befreien, gegen Falschparker auf Radwegen müsse man konsequent vorgehen, die Ampelschaltungen überprüfen und Einbahnstraßen öffnen. Als besonderer Gefahrenpunkt wird auch die Straße Am Kreuzstein genannt, wo Radler auf die Fahrbahn geleitet würden. „Auf dem Land und in kleineren Städten passiert im Gegensatz zu den Großstädten nicht viel für den Radverkehr“, teilt der ADFC mit. Auch der Stadt Kulmbach werden keine Fortschritt bescheinigt.

„Das ist allen Verantwortlichen bewusst“

Dass Nachholbedarf besteht, das weiß man im Rathaus. „Das ist allen Verantwortlichen bewusst“, sagt der Pressesprecher der Stadt, Jonas Gleich, der anführt: „Aus diesen Gründen tut sich bereits viel und wird sich weiterhin auch viel tun. Mit dem inzwischen verabschiedeten Radverkehrskonzept haben wir einen Wegweiser, der uns bei allen bevorstehenden Projekten klar aufzeigt, wo und in welcher Form Handlungsbedarf besteht.“ Das beste Beispiel sei die Hofer Straße: „Im Zuge der Sanierung und des Baus eines Kreisverkehrs wurden dort breite Radfahrstreifen angelegt, die bereits viel von Radfahrern benutzt werden.“

„Luft nach oben“

Auch in der Weiherer Straße sei, der Empfehlung des Radverkehrskonzept folgend, ein Radfahrstreifen im Rahmen der Oberflächenneugestaltung angelegt worden. „Doch auch über die großen Straßenbauprojekte hinaus werden nahezu wöchentlich Maßnahmen umgesetzt, die das Radfahren in Kulmbach erleichtern sollen – vom Austausch verschiedener Verkehrsschilder bis hin zu Asphaltarbeiten auf Radwegen“, heißt es aus dem Rathaus und weiter: „Uns ist bewusst, dass noch Luft nach oben besteht, allerdings gelingt es nicht, innerhalb weniger Jahre eine komplette Stadt infrastrukturell anzupassen, zumal auch die Stadt Kulmbach finanziell vor großen Herausforderungen steht.“

Stadt: Nicht nur schlechte Bewertungen

Die Stadt weist darauf hin, dass Kulmbach in manchen Bereichen des Tests auch durchschnittlich bis gut abschneidet. „So werden etwa die Fahrradabstellanlagen am Bahnhof relativ positiv bewertet.“

Mehr lesen Sie hier:

Lesen Sie mehr zu folgenden Themen:
Inhalt teilen

Oder kopieren Sie den Link: