Produktionssicherheit
Kulmbacher Ireks investiert in Rohstoffversorgung
Die  Siloanlagen am Ireks-Hauptsitz in Kulmbach werden gerade erweitert.
Die Siloanlagen am Ireks-Hauptsitz in Kulmbach werden gerade erweitert.
Ireks
F-Signet von Redaktion Fränkischer Tag
Kulmbach – Die Backbranche steht aktuell vor vielen Herausforderungen, auch wenn es um die Verfügbarkeit von Rohstoffen geht.

Im Interview gibt Mathias Warwel, Geschäftsführer der Ireks GmbH für den Bereich Qualität, Einblicke in verschiedene Investitionen des Unternehmens.

Herr Dr. Warwel, wenn man bei Ihnen aus dem Bürofenster schaut, sieht man direkt: Es wird wieder gebaut. Ireks investiert, auch und gerade in schwierigen Zeiten. Welche Baustellen gibt es denn aktuell?

Mathias Warwel: Es wird eine Menge gebaut, zahlreiche große und kleine Projekte befinden sich in der Umsetzung. Ein ganz wichtiges: die Siloerweiterung des Backzutatenbereiches. Das ist eines unserer Großprojekte mit dem Ziel, die sichere Rohstoffversorgung unserer Backzutatenproduktion zu gewährleisten und somit unseren Kundinnen und Kunden jederzeit garantieren zu können, dass wir auch in anspruchsvollen Zeiten uneingeschränkt lieferfähig sind. Die Planung sieht vor, dass die Erweiterung im Laufe des Jahres nutzbar sein wird. Wenn man noch ein Stück weiter schaut, sehen wir unsere Backzutatenfertigung. Da passiert auch jede Menge. Wir sind dabei, Absackanlagen, die ihren Dienst verrichtet haben, durch neue zu ersetzen. Außerdem haben wir viel in unsere spezielle Technik investiert und wichtige Elemente ausgetauscht. Das Werk wird eigentlich kontinuierlich aktualisiert. Indem man frühzeitig reagiert, verringert man das Risiko einer Ausfallsituation.

Hier geht es also hauptsächlich darum, mehr Rohstoffversorgungs- und Produktionssicherheit zu schaffen. Aber Ireks macht ja auch ganz viel, um innovativ zu bleiben?

Was wir momentan sehr forcieren, ist das Thema Sauerteige. Da haben wir eine ganze Palette an Maßnahmen in der Umsetzung. Nicht nur mit Blick darauf, dass wir unsere Produkti-onskapazitäten vergrößern wollen, sondern dass wir auch ganz neue Typen von getrockneten und auch flüssigen Sauerteigen herstellen können. Wir haben natürlich auch eine ganze Reihe an Maßnahmen jenseits der eigentlichen Fertigung. Zwei davon sind besonders zu erwähnen: den Neubau unseres Technikums und die Erweiterung unserer Backakademie.

Also nicht nur ganz viele neue Gebäude. Für die Mitarbeiter bedeutet es aber gleichzeitig auch Veränderungen in ihrem Arbeitskontext und eine Umstellung voller Herausforderungen.

Da haben Sie vollkommen recht, das war und ist eine Herausforderung für die Mitarbeiter. Die Maßnahmen hätten nicht funktioniert, wenn nicht alle so fantastisch mitgezogen hätten. Da möchte ich an dieser Stelle ein großes Lob an alle Kolleginnen und Kollegen aussprechen! In den vergangenen Jahren haben wir uns alle coronabedingt in einer Ausnahmesituation befunden. Die Lieferketten waren komplett gestört und die Rohstoffversorgung anspruchsvoll. Gerade in dieser Zeit im Produktionsbereich Veränderungen anzustreben, ist mutig. Aber es ist wichtig, dass man diesen Mut hat. Nur so können wir für unsere Kundinnen und Kunden jederzeit ein absolut verlässlicher Partner sein. Alle Maßnahmen haben wir sehr langfristig geplant, beginnend damit, dass wir Rohstoffe vorbeschafft und unseren Lagerbestand an Endprodukten deutlich erhöht haben, um gegen baulich bedingte Einschränkungen im Produktionsbereich gewappnet zu sein. Das hat ganz hervorragend funktioniert, unter anderem weil die Mitarbeiter Extraschichten in Kauf genommen haben. Eine echte Teamleistung von Rohstoffbeschaffung, Qualitätssicherung, Produktion und Vertrieb! In Zukunft werden die Mitarbeiter davon profitieren. Gerade durch die Siloerweiterung haben wir noch mehr Möglichkeiten, körperlich anstrengende Tätigkeiten zu reduzieren. Mehr Rohstoffe können zum Beispiel direkt in loser Form im Silofahrzeug bezogen werden und müssen nicht mehr von den Mitarbeiter aus Rohstoffgebinden per Hand siliert werden.

Die Rohstoffversorgungssicherheit ist und bleibt also ein ganz großes Thema. Welche Rolle spielen Investitionen in die Erweiterung der Ireks-Wertschöpfungskette?

Wir sind ja schon seit langem selbst im Agrarhandel aktiv und haben in jüngster Vergangenheit die Wertschöpfungskette unseres Basisrohstoffs Getreide verstärkt, indem wir einen eigenen Mühlenbetrieb, die Eichenmühle, erworben haben. Auch damit möchten wir unseren Kundin-nen und Kunden Sicherheit geben, wenn es um Rohstoffversorgung, aber auch um Lebensmittelbetrug geht. Ein konkretes Beispiel dafür sind Dinkelprodukte, die oft mit günstigerem Weizen gestreckt sind. Um das zu vermeiden, fahren wir eine Doppelstrategie: Zum einen möchten wir analytisch sicher sein. Dafür haben wir eine ganz moderne Technologie angeschafft, die digitale PCR, mit der wir jeden Dinkelrohstoff, jedes Mehl, jeden Schrot untersuchen können, ob sie zu 100 Prozent aus Dinkel sind. Andererseits haben wir die gesamte Wertschöpfungskette in die Hand genommen. Von der Auswahl des Saatgutes über den Vertragsanbau, die Erfassung von Dinkel im Spelz, Lagerung und Schälung bis zur Vermahlung des Dinkels, so dass wir Backbetrieben eben diese doppelte Sicherheit geben können.

Ein Wort, das uns in den vergangenen Monaten aufgrund der vielen Unsicherheiten begleitet hat, ist Resilienz. Wie schafft Ireks mehr Resilienz für sich und für die Kundinnen und Kunden?

Die Resilienz ist in den zurückliegenden Jahren, zu Recht übrigens, eine weit verbreitete und viel genutzte Begrifflichkeit geworden. Fast schon ein Modebegriff! Aber man muss sagen, es ist genau das, was uns als Familienunternehmen seit Jahrzehnten antreibt. Wir haben diesen Weitblick, diese Ruhe und auch das Vertrauen, dass man durchaus auch hohe Investitionen tätigt, die sich nicht unmittelbar auszahlen, sondern ein mehr als solides Fundament und zugleich ein hohes Maß an Flexibilität liefern, damit wir auch in stürmischen Zeiten nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Wir wissen um unsere Stärken und sind absolut zuversichtlich, dass wir unseren Kundinnen und Kunden als sicherer Anker durch diese Zeit helfen können.

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