Immer wieder sendet die Leiterin der Kulmbacher Tafel, Elfriede Höhn, Hilferufe aus. Mal werden haltbare Lebensmittel oder bestimmte Produkte knapp, mal ist der Ansturm kaum zu bewältigen, mal fehlen – wie besonders während der Hochphasen der Pandemie – schlicht Helfer.
Bei einer Spendenübergabe im Beruflichen Schulzentrum zu Beginn des Ukraine-Kriegs hatte die Vorsitzende den engagierten Schülern und Lehrern ihr Leid geklagt. Jetzt wurde eine Möglichkeit gefunden, der Tafel nachhaltig unter die Arme zu greifen: mit vielen jungen und engagierten Arbeitskräften.
Seit 1998 sozial aktiv
Die Fachoberschüler leisten einen Tag ihres sozialen Praktikums in der Kulmbacher Tafel ab. „Die Tätigkeit wird im Rahmen des Future Online Social School Projects erbracht. Dieses Projekt wird durch die Raps-Stiftung unterstützt, genau wie die Tafel“, erklärt Tina Hämmer-Stosch, die die Jugendlichen unterstützt.
Das Projekt existiert schon seit 1998. Die Schüler erhalten Einblick in verschiedene soziale Bereiche, besuchen Kindergärten, Senioreneinrichtungen oder das Förderzentrum. Jetzt machen sie regelmäßig bei der Tafel Station und greifen den Helfern immer dienstags unter die Arme.
„Viel mehr Menschen als ich gedacht hätte“
„Ich habe Brötchen in Tüten verpackt und diese dann ausgegeben“, erzählt Julian Engelmann (17) nach den ersten Einsätzen. Der Schüler war sehr erstaunt, wie viele Menschen zur Tafel gehen, um dort Lebensmittel abzuholen.
„Es sind viel mehr Menschen als ich gedacht hätte. Viele kommen aus der Ukraine, einige aus Syrien und anderen Ländern. Aber es kommen nur wenige Rentner“, zog der Schüler Bilanz. Auch Niklaus Maisel (18) war überrascht vom Ansturm.
Respekt für die vielen Ehrenamtlichen
Damit es nicht zu Stauungen kommt, vergibt die Tafel feste Zeiten. „Ich habe durch die Ausgabe gemerkt, wie wichtig die Kulmbacher Tafel ist. Ich hätte nie gedacht, dass so viele Menschen kommen“, sagt Madeleine Schardt (18).
Leonie Vogel (18) zollt den langjährigen Ehrenamtlern, die der Tafel schon seit Jahren unter die Arme greifen, Respekt. „Ich habe bei der Ausgabe von Joghurt und Milch geholfen. Die Tafel hat wirklich gute Produkte“, berichtet Moritz Heiß (17) von seinem ehrenamtlichen Einsatz.
„Es sind auch viele Leute dort, von denen ich es nie gedacht hätte, dass sie Lebensmittel von der Tafel abholen. Eigentlich finde ich es ein bisschen schockierend, wie viele Menschen dorthin gehen“, erklärt Felix Schnapp (17).
„Das ist ein Traum“
Elfriede Höhn zeigt sich vom Engagement der Jugendlichen positiv überrascht. „Wenn die Tafel junge Leute bekommt, ist das ein Traum. Dass die Schüler jetzt einen Teil des Praktikums bei uns ableisten, finde ich gut. Denn so verlieren sie Ängste – und vielleicht bleibt ja auch der ein oder andere, weil ihm das Engagement gefällt“, hofft sie und betont, dass sie immer auf der Suche nach engagierten Helfern sei.
Durch den Ansturm wegen des Ukraine-Krieges habe die Tafel auch die Ausgabezeiten erweitert.
„Wir haben die Ausgabezeiten verdoppelt, damit jeder etwas bekommt“, erklärt Elfriede Höhn. Aktuell verteilt die Tafel immer dienstags und freitags Lebensmittel.