"Ekelerregend"
Schimmel und Rost in Kulmbacher Mälzerei
Hygienemängel in Kulmbacher Mälzerei
Hygienemängel in Kulmbacher Mälzerei: der verunreinigte Vorbereich der Luftzuführung
Foodwatch
Alexander Müller von Alexander Müller Bayerische Rundschau
Kulmbach – Im Februar werden in einer oberfränkischen Mälzerei erhebliche Hygienemängel dokumentiert. Folgen hat dies für das Unternehmen allerdings nicht.

In einer Kulmbacher Mälzerei wurden im Februar des Jahres bei einer Betriebsbegehung durch die Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) erhebliche Hygienemängel festgestellt. Darauf weist die Organisation „Foodwatch“ in einer Veröffentlichung hin, die zunächst vom Onlineportal BR24 aufgegriffen worden war. 

Hygienemängel in Kulmbacher Mälzerei
Eine mit Klebeband reparierte und stark verunreinigte Rohrleitung
Foodwatch

Auf Fotos sind stark verrostete Leitungen, Schimmel an Wänden und Decken und notdürftig mit Klebeband geflickte Rohre zu sehen. Die Bilder stammen laut „Foodwatch“ vom Februar 2021. Damals kontrollierte die in Kulmbach ansässige Behörde den Betrieb.  

Das sagt der Geschäftsführer zu den Vorwürfen:

Folgen hatten die erheblichen Hygienemängel für das Unternehmen nicht, offenbar wurde nicht einmal ein Bußgeld verhängt. Behörden sind nach den Vorgaben des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches jedoch dazu verpflichtet, bei "nicht unerheblichen" oder "wiederholten" Hygienemängeln die Öffentlichkeit zu unterrichten, sofern ein Bußgeld von "mindestens 350 Euro" zu erwarten ist.

Hygienemängel in Kulmbacher Mälzerei
Eine stark verunreinigte Rohrleitung
Foodwatch

Der Fall Zeitler zeige, so „Foodwatch“, dass die Behörden die Veröffentlichungspflicht einfach umgehen könnten, indem sie kein Bußgeld verhängen. Die Malzfabrik beliefert eigenen Angaben zufolge 50 Brauereien mit ihrem Malz. 

"Zustände sind ekelerregend"

Scharfe Kritik kommt inzwischen von der SPD-Landtagsfraktion. In einer Pressemitteilung macht der SPD-Fraktionsvorsitzende Florian von Brunn nicht nur den Betrieb, sondern vor allem auch den zuständigen Minister Thorsten Glauber (FW) und die nach dem Bayern-Ei-Skandal gegründete Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) verantwortlich: "Die Zustände sind unglaublich ekelerregend. Schon wieder stehen bayerische Lebensmittel am Pranger. Das ist ein echter Skandal und muss harte Konsequenzen nach sich ziehen!“

Lesen Sie hier einen Kommentar zu dem Thema:

Von Brunn fordert deshalb einen bundesweit einheitlichen Bußgeldkatalog für Lebensmittelverstöße: "Das ist von der Staatsregierung bisher leider verhindert worden."

Hygienemängel im Landratsamt: Das sagt das Landratsamt

Das Landratsamt Kulmbach, das bis Februar 2020 für die Kontrolle der Mälzerei zuständig war, verweist darauf, dass ab März 2020 alle Akten an die Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) übergeben wurde. Die traditionsreiche Mälzerei sei in der Zuständigkeit des Landratsamtes Kulmbach bis Februar 2020 regelmäßig kontrolliert worden, letztmalig am 13. Februar 2019 und 22. Januar 2020 durch zwei fachkundige Lebensmittelkontrolleure.
 
Bei den Kontrollbeamten habe es sich jeweils um ausgebildete Brauer und Mälzer mit abgeschlossenen Studium zum Lebensmittelverarbeitungstechniker gehandelt. Bei den 2019 und 2020 durchgeführten Kontrollen seien durchaus betriebsartspezifische Mängel festgestellt worden. Die Feststellung sei in ihrer Gewichtung allerdings keineswegs mit dem derzeit vorliegenden Bildmaterial vergleichbar gewesen.
Eine Betriebsschließung oder Vernichtung der produzierten Ware sei nach den damaligen Prüfungen nicht in Betracht gekommen, so das Landratsamt.
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