Antriebslosigkeit, Depressionen, Angstzustände, gar Selbstmordgedanken: Psychische Erkrankungen sind breit gefächert – und weit verbreitet. Etwa 28 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind jährlich in Deutschland betroffen. Oft bekommen die Patienten nicht schnell genug einen Termin bei Psychologen und Psychotherapeuten, Kliniken und Rehaeinrichtungen. Eine kleine Hilfe bietet hier die Telefonaktion dieser Zeitung: Am Dienstag, 28. September, stehen an unserem Lesertelefon zwei Experten Rede und Antwort zu allen Fragen aus dem Themenspektrum „Psychische Erkrankungen.“
Das sind unsere Experten
Im vertraulichen Rahmen und auf Wunsch anonym sind von 17 bis 18.30 Uhr zwei Mediziner erreichbar:
Dr. Nedal Al-Khatib ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirksklinikum Obermain. Er ist bei unserer Telefonaktion am 28. September von 17 bis 18.30 Uhr unter der Nummer 0951/188-221 erreichbar.
Jaweed Abo Shawish ist niedergelassener Facharzt für Nervenheilkunde in Coburg. Er ist am 28. September unter 0951/188-226 erreichbar.
Geringere Lebenserwartung
Aus ihrer täglichen Arbeit kennen sie die Probleme und Nöte der Betroffenen, die mit unterschiedlichen Therapien behandelt werden können. Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei den etwa 18 Millionen Patienten in Deutschland gehören Angststörungen, Depressionen und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum.
Nach Informationen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) gehören psychische Probleme nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bösartigen Neubildungen und muskuloskelettalen Erkrankungen zu den vier wichtigsten Ursachen für den Verlust gesunder Lebensjahre. Menschen mit psychischen Erkrankungen haben zudem im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine um zehn Jahre verringerte Lebenserwartung.
Spezielle Tage für die Psyche
Psychische Erkrankungen sind nach wie vor tabuisiert. Über eine Depression spricht ein Betroffener nicht so leicht wie über ein gebrochenes Bein. Auf die Problematik machen beispielsweise der „Europäische Tag der Depression“ am 3. Oktober und der „Internationale Tag der seelischen Gesundheit“ am 10. Oktober aufmerksam. In der Behandlung stehen sowohl stationär in Kliniken als auch bei niedergelassenen Fachärzten psychotherapeutische Gespräche im Mittelpunkt. Eine wichtige Rolle spielen auch Aufklärung über die Erkrankung, das Training von sozialen und Alltagsfertigkeiten sowie der Einbezug von Angehörigen. Unterstützend werden Medikamente wie Antidepressiva, Neuroleptika und Beruhigungsmittel eingesetzt.
Häufiger Grund für Frühverrentung
„Eine psychische Erkrankung ist für die Betroffenen und ihre Angehörigen mit massivem Leid verbunden“, sagen die Fachärzte Al-Khatib und Abo Shawish. Die Betroffenen haben oft Probleme im sozialen und beruflichen Leben. Psychische Erkrankungen sind die zweithäufigste Ursache für Krankheitstage und der häufigste Grund für Frühverrentungen.
Lange Wartezeiten auf Termine
Dennoch erhalten von den Menschen mit einer schweren Depression in Deutschland nur 26 Prozent eine leitliniengerechte Behandlung und müssen oft lange auf Termine warten. Der Grund: Es gibt zu wenig Fachärzte und diese sind oft ausgelastet.
In Deutschland kümmern sich rund 13 500 Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (Bayern: knapp 4000) gemeinsam mit weiteren Berufsgruppen um die Versorgung der Betroffenen. Wie es in Franken aussieht (knapp 1400) zeigt eine nach Städten und Gemeinde aufgegliederte Übersicht hier.
Während unser Coburger Experte Jaweed Abo Shawish als niedergelassener Facharzt ambulante Therapien anbietet, ist Nedal Al-Khatib im Bezirksklinikum Obermain für die stationäre sowie die teilstationäre Behandlung in den zugehörigen Tageskliniken Kutzenberg, Coburg und Kronach zuständig. Bei unserer Telefonaktion stehen beide Mediziner Betroffenen, Angehörigen und Interessenten in allen Fragen zu psychischen Erkrankungen Rede und Antwort.