Abschiedsfeier
Seit 44 Jahren Erzieherin in Limbach
„Ich wünsch‘ dir einen Schutzengel“ sangen die Kindergartenkinder für Elle Steinhäuser zum Abschied und sie bedankte sich mit einem großen, geheimnisvollen Geschenk.
„Ich wünsch‘ dir einen Schutzengel“ sangen die Kindergartenkinder für Elle Steinhäuser zum Abschied und sie bedankte sich mit einem großen, geheimnisvollen Geschenk.
Sabine Weinbeer
F-Signet von Sabine Weinbeer Fränkischer Tag
Limbach – Die Entwicklung in den Kindertagesstätten spiegelt sich in den beruflichen Anforderungen der scheidenden Leiterin Elle Steinhäuser wider.

Wenn im Oktober der Heilige Nikolaus unterwegs ist, dann muss wohl etwas Besonderes anstehen. So geschehen vergangenen Donnerstag in Limbach. Nach sage und schreibe 44 Jahren als Leiterin der Kindertagesstätte St. Maria wurde Elle Steinhäuser offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Eine enorm lange Zeit.

Viele Ehrenamtliche ergänzen die Arbeit des pädagogischen Teams in Limbach. Nikolaus Walter Bauer gehört seit 40 Jahren dazu.
Viele Ehrenamtliche ergänzen die Arbeit des pädagogischen Teams in Limbach. Nikolaus Walter Bauer gehört seit 40 Jahren dazu.
Sabine Weinbeer

Walter Bauer kommt seit 40 Jahren als Nikolaus in die Kindertagesstätte – immer wohl präpariert durch Elle Steinhäuser und so gehört er in mehrfacher Hinsicht zum pädagogischen Konzept in St. Maria Limbach: Wertevermittlung, liebevolle Sorge, Feiern der Jahreszeiten und der kirchlichen Feste.

Was es bedeutet, wenn eine Erzieherin über so lange Zeit eine Kindertagesstätte prägt, das zeigten die vielen Gäste der Feier, vor allem aber auch das zentrale Abschiedsgeschenk: das gesamte Dorf spendierte dem Ehepaar Steinhäuser eine Fahrt zu den Oberammergauer Festspielen direkt am Wochenende vor der offiziellen Abschiedsfeier.

Viel Dankbarkeit gegenüber ihren Wegbegleitern prägte die Abschiedsrede von Elle Steinhäuser.
Viel Dankbarkeit gegenüber ihren Wegbegleitern prägte die Abschiedsrede von Elle Steinhäuser.
Sabine Weinbeer

Dabei hat sich Elle Steinhäuser nie alleine auf „ihren“ Kindergarten konzentriert, sie ist bekannt als Streiterin für das Wohl der Kinder – und auch für das Berufsbild und die Anerkennung der Erzieherinnen.

Enges Verhältnis in Eltmann zwischen den Lehrkräften und den Erzieherinnen und den Erzieherinnen untereinander

In Eltmann gibt es zwei karitative und zwei städtische Kindergärten, die seit jeher enge Beziehungen pflegen. „Früher, als es im Kindergarten noch Mittagspause gab, die einen Kinder am Vormittag und die anderen am Nachmittag den Kindergarten besucht haben, da haben sich die Erzieherinnen regelmäßig zum Mittagessen in einer der Gastwirtschaften oder im Café in Eltmann getroffen“, erzählt Elle Steinhäuser. Heute ist die Kindertagesstätte natürlich durchgehend geöffnet, aber die Erzieherinnen, vor allem aber die Leiterinnen, treffen sich regelmäßig – oft auch mit der Leitung der Grundschule. „Dieses Verhältnis zwischen Lehrkräften und Erzieherinnen war bei uns schon seit Rektorin Sigi Funck ganz eng und sehr wertschätzend“, blickt Elle Steinhäuser zurück und so kommt es, dass Eltmann eine ganz wesentliche Rolle bei der Entwicklung des landkreisweiten Soft-Step-Projekts spielte. Soft-Step soll den Kindern einen sanften Übergang zwischen Kindergarten und Schule und später auch zwischen den verschiedenen Schularten ermöglichen.

Viele ehrenamtliche Wegbegleiterinnen im Caritas-Kindergartenverein

Das Klima, das Steinhäuser vorfand und das sie kontinuierlich mitentwickelte, sorgte dafür, dass sie 44 Jahre lang blieb. Und auch viele der ehrenamtlichen Wegbegleiterinnen im Caritas-Kindergartenverein zeigten eine hohe Kontinuität, oft weit über das Kindergartenalter ihrer eigenen Kinder hinaus. So galt Elle Steinhäusers besonderer Dank der Vereinsvorsitzenden Birgit Scholl für 20 und der Schatzmeisterin Gabi Fösel für sogar 30 Jahre der Zusammenarbeit.

Sofort nach der Ausbildung an der Fachakademie für Sozialpädagogik wurde Steinhäuser sozusagen nach Limbach abgeworben

Eleonore Steinhäuser, wie es in ihrem Pass steht, hatte ihre vierjährige Ausbildung an der Fachakademie für Sozialpädagogik noch gar nicht lange abgeschlossen, als der damalige Limbacher Vereinsvorsitzende Ludwig Pflaum zu ihr kam und meinte: „Wir hätten da eine Stelle frei und Du passt zu uns.“ Damit bewies er offenbar eine große Menschenkenntnis.

Viel hat sich seit damals verändert. Das Sichtbarste ist der Neubau, der 2015 bezogen werden konnte

Viel hat sich seit damals verändert. Das Sichtbarste ist der Neubau, der 2015 bezogen werden konnte, doch viel mehr Veränderung als außen gab es in den Kindertagesstätten. „Früher waren wir ja in der Regel eine Erzieherin und eine Kinderpflegerin in jedem Kindergarten mit etwa 25 Kindern“, erzählt Elle Steinhäuser. Heute ist sie „Chefin“ von rund 20 Personen, die über 60 Kinder vom Windel- bis zum Grundschulalter betreuen, denn zur modernen Kindertagesstätte St. Maria zählen auch Krippe und Hort.

Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen, Hausmeister und Küchenpersonal gehören zum Kindertagesstättenteam

Neben Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen gehören Hausmeister und Küchenpersonal zum Team, denn in Limbach gibt es seit 2012 täglich frisch gekochtes Mittagessen, manchmal auch mit Zutaten aus den eigenen Hochbeeten auf dem Freigelände. So lernen die Kinder viel über gesunde Ernährung und über die Saison von Obst und Gemüse. Gerade auch beim gemeinsamen Essen wird deutlich, wie stark die Kindertagesstätte heute Ersatz für die Großfamilie früherer Zeiten ist.

Gesellschaftliche Veränderungen, die sich auch in den Kitas zeigen

Die Kindertagesstätten haben sich immer neu auf die gesellschaftlichen Veränderungen einstellen müssen: auf den Wandel in der Arbeitswelt wie auch in den Familienbildern.

Wo früher mal ein Erfassungsbogen ausgefüllt werden musste, wuchs die Bürokratie und die Erstellung des Dienstplans, der sowohl die Buchungszeiten der Kinder, den vorgegebenen Betreuungsschlüssel als auch die Arbeitszeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigt, ist immer wieder eine Herausforderung. „Aber es gibt heute auch mehr Fortbildungsangebote“, die vom Limbacher Team auch sehr intensiv genutzt werden.

Die PISA-Studie 2000 erhöhte den Druck, die Kindertagesstätten als Ort frühkindlicher Bildung zu sehen, was in Eltmann längst gelebte Realität war.

Inhaltlich hat sich daher für Elle Steinhäuser nur wenig verändert, aber die Art, wie diese Bildung vermittelt wird. „Früher haben wir den Kindern schon mehr vorgegeben, heute wecken wir die Neugier im Sinne des forschenden Lernens“. Und man sieht ihr an, wie begeistert sie auch heute noch davon ist, wenn in der Kinderkonferenz die Ideen nur so aus den Kindern heraussprudeln.

44 schöne, aber auch anstrengende Jahre für die Erzieherin

Die 44 Jahre waren natürlich oft auch anstrengend, wenn wieder mal umgebaut, saniert, dann neu gebaut wurde, oder um das neue Kindergartengesetz zu streiten war. Zuletzt gestaltete Corona die letzten Berufsjahre ganz anders als geplant. Doch insgesamt ist Elle Steinhäuser froh und dankbar, „dass ich mein ganzes Berufsleben mit Kindern verbringen konnte“. Ihr Fazit aus ihrem langen Berufsleben: „Kinder sind das Wertvollste. Aber was das Beste ist, darüber gehen die Meinungen weiter denn je auseinander.“

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