Für die Politik in Berlin sind die Herausforderungen des Handwerks im ländlichen Landkreis Haßberge bisweilen weit weg. MdB Dorothee Bär gab Tipps, was getan werden könnte.
Vor großen Herausforderungen sieht sich das Handwerk im Landkreis Haßberge am Beginn des Jahres 2023, doch geben sich die Handwerksbetriebe auch zuversichtlich, dass es ihnen gelingen wird, sich auf geänderte Rahmenbedingungen einzustellen. Das wurde deutlich beim Kreishandwerker-Empfang im Klenze-Saal der Stadt Eltmann. Hauptrednerin war in diesem Jahr MdB Dorothee Bär (CSU).
Diese freute sich über die Einladung und forderte nicht nur die anwesenden Innungsobermeister auf, ihre Problemlagen und Lösungsvorschläge an die örtlichen Abgeordneten weiterzugeben. Denn: Die Gesetzgebung in Berlin lebe durchaus in einer gewissen Blase. Da gehe leicht der Blick dafür verloren, dass der Azubi auf dem flachen Land nicht auf den ÖPNV zurückgreifen kann, um zum Arbeitsplatz zu kommen.
Kreishandwerksmeister Hans-Georg Häfner nutzt diese Gelegenheit regelmäßig bei den Vertretern aller Parteien. Ihm eigen ist dabei, dass er nicht jammert, sondern immer auch pragmatische Lösungsvorschläge liefert. Er freute sich über den Ansatz, die Meister-Ausbildung nun kostenlos zu machen. Allerdings könne das nur ein erster Schritt sein, um die Handwerker-Laufbahn attraktiver zu machen und weiterhin Meisterbrief-Kandidaten zu haben. „Die gibt es nämlich nur, wenn sie vorher eine Lehre gemacht haben und wenn es noch Ausbildungsbetriebe gibt“, so Häfner.
Kreishandwerksmeister Häfner kritisiert, zu viele Gesellen würden sogar von Kommunen abgeworben
Im Landkreis Haßberge bildeten die Innungsbetriebe nach wie vor intensiv aus, auch wenn ein Azubi im Schnitt 10.000 Euro im Jahr „kostet“. Gar nicht mitberechnet seien weitere unterstützende Maßnahmen durch den Betrieb, damit handwerklich begabte junge Menschen auch den theoretischen Teil der Ausbildung gut meistern.
Das sei gut angelegtes Geld, weil man jungen Menschen den beruflichen Weg bahne – oftmals fehlten jedoch die Zinsen, weil die gut ausgebildeten jungen Leute abgeworben würden – zunehmend nicht mehr nur von der Industrie, sondern von kommunalen Bauhöfen, mahnte Häfner mit Blick auf Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Michael Ziegler.
Abbau der Hindernisse vor allem in der Bürokratie gefordert
Zum Ansatz, die Fachkräftelücke durch Zuwanderung schließen zu wollen, forderte Häfner einen deutlichen Abbau der Hindernisse vor allem in der Bürokratie. Der Mehraufwand sei enorm, sogar ohne die Frage der Sprache: „Es geht los mit den Papieren, der Wohnung, dem Werkzeug, den Vorschriften. Und ganz wichtig ist der Wille.“
Globalisierung läuft mittlerweile rückwärts
Auch wenn man in den vergangenen zwei Jahren die Globalisierung von ihrer problematischen Seite habe kennenlernen müssen und jetzt mit gestiegenen Energiekosten und fehlendem Nachwuchs kämpfe, vertraue er auf die ständige Innovationskraft des Handwerks, sagte Häfner zuversichtlich. Dorothee Bär pflichtete ihm bei: „Handwerksbetriebe, die seit Generationen bestehen, haben sich in dieser Zeit oft neu erfinden müssen und das immer wieder geschafft.“
Dennoch sehe sie mit Sorge viele Betriebsschließungen von Traditionsbetrieben wie auch in ihrem Heimatort.
Zahlreiche Anliegen werden an Dorothee Bär herangetragen
Dorothee Bär nahm beim anschließenden Smalltalk zahlreiche Anliegen mit. Da ging es beispielsweise um die immer weiter entfernten Berufsschulorte für bestimmte Berufe und um die Probleme, einen Azubi wegen besserer Fahrverbindungen einem anderen Schulsprengel zuordnen zu können.
Außerdem nutzten die Innungsobermeister die Gelegenheit, mit dem Geschäftsführer der Arbeitsagentur Thomas Stelzer, der Leiterin der Heinrich-Thein-Berufsschule, Heidrun Görtler, oder auch Vertretern der Banken zu sprechen. Zum Erfahrungsaustausch mit dem Nachbarkreis war auch die Kreishandwerksmeisterin aus Schweinfurt, Margit Rosentritt, nach Eltmann gekommen.
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