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Personalmangel
Regiomed schließt Kreißsaal in Sonneberg
Der Personalmangel am Klinikum in Sonneberg hat Regiomed zu einer weitreichenden Entscheidung veranlasst: Der Kreißsaal wird – „vorübergehend“ – geschlossen.
Der Personalmangel am Klinikum in Sonneberg hat Regiomed zu einer weitreichenden Entscheidung veranlasst: Der Kreißsaal wird – „vorübergehend“ – geschlossen. // Britta Pedersen/dpa
Sonneberg – Es fehlt vor allem an Hebammen: Regiomed zieht die Reißleine in Sonneberg und bittet werdende Eltern, sich künftig an die benachbarten Krankenhäuser in Coburg, Kronach und Lichtenfels zu wenden.

Im Regiomed-Konzern wurde eine harte Entscheidung getroffen und am Mittwoch der Belegschaft mitgeteilt: Der Kreißsaal am Klinikum in Sonneberg wird ab dem 1. September geschlossen. Werdende Eltern sollen dann – bis mindestens Ende des Jahres – auf die Regiomed-Häuser in Coburg, Kronach oder Lichtenfels ausweichen.

„Keine wirtschaftlichen Zwänge“

Als Grund für die „vorübergehende“ Schließung nennt Regiomed-Geschäftsführer Michael Musick ausschließlich einen „eklatanten Personalmangel“ vor allem im Bereich der Hebammen. Wirtschaftliche Zwänge hätten hingegen keine Rolle gespielt, wie auch der Sonneberger Krankenhausdirektor Michael Renziehausen beteuert. Als Beleg verweist er darauf, dass die Geburtsmedizin in Sonneberg ohnehin seit vielen Jahren ein jährliches Defizit von mehr als einer Millionen Euro einfahre – doch man sei bereit, dieses Minus zu tragen, „um unserer Verantwortung für die Familien im Landkreis gerecht zu werden“.


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„Es gibt keine Erfolgsgarantie“

Zugleich äußert Michael Renziehausen die Hoffnung, dass der Personalmangel bald behoben werden kann. In einer Pressemitteilung von Regiomed wird der Krankenhausdirektor mit den Worten zitiert: „Wir werden nichts unversucht lassen, um den Kreißsaal im Jahr 2024 wiedereröffnen zu können.“ Er fügt allerdings hinzu: „Eine Erfolgsgarantie hierfür können wir jedoch nicht geben.“ Gerüchte, wonach eine dauerhafte Schließung der Geburtshilfe am Klinikum Sonneberg längst eine beschlossene Sache sei, weist Renziehausen aber zurück.

„Alle Bemühungen ohne Erfolg“

In der Pressemitteilung wird auch noch näher auf den Personalmangel eingegangen. So heißt es: „Alle Bemühungen, neue Ärzte und Hebammen für die Abteilung zu gewinnen, sind in den letzten Jahren gescheitert. Aufgrund einiger kurzfristiger Kündigungen und sonstiger Ausfälle, zum Beispiel auf Grund von Krankheit oder Elternzeit, ist ein weiterer Betrieb des Kreißsaals ab September nicht mehr möglich.“

Regiomed-Geschäftsführer Michael Musick erklärt dazu: „Es ist eine Entscheidung, die wir leider gezwungenermaßen treffen.“ Doch der „eklatante Personalmangel“ sowohl bei den Hebammen als auch beim ärztlichen Personal lasse Regiomed „keine andere Wahl“.

Problem in ganz Deutschland

In der Pressemitteilung wird darauf verwiesen, dass dieser spezielle Fachkräftemangel nicht nur Regiomed zu schaffen mache: In den vergangenen 15 Jahren hätte nämlich ein Drittel aller Geburtsstationen in Deutschland die Arbeit einstellen müssen, alleine im Jahr 2021 waren es elf Kreißsäle.

Was müssen werdende Eltern jetzt beachten?

Doch wie können beziehungsweise müssen jetzt werdende Eltern aus dem Raum Sonneberg mit dieser neuen Situation umgehen? Zunächst einmal stellt Regiomed klar: „Gynäkologische Behandlungen sowie Vor- und Nachsorge für schwangere Frauen werde weiterhin in Sonneberg angeboten. Außerdem werde man bei geburtsmedizinischen Notfällen bis zur 20. Woche auch zukünftig und „uneingeschränkt“ für die werdenden Mütter da sein. Ansonsten würden die werdenden Eltern gebeten, sich allen voran ans Klinikum Coburg zu wenden. (09561/22-6491). Dort gehöre zum Kreißsaal auch noch ein Perinatalzentrum sowie eine Kinderklinik. Kreißsäle gebe es außerdem noch in Lichtenfels und Kronach. Und: Sowohl Coburg als auch Lichtenfels und Kronach seien mit einer Fahrtzeit von unter 30 Minuten zu erreichen; die gesetzliche Vorgabe liege bei 40 Minuten.

Immer weniger Geburten in Sonneberg

Dass die benachbarten Kreißsäle die zusätzlichen Patientinnen aus Sonneberg auch mengentechnisch aufnehmen kann, daran besteht für Regiomed kein Zweifel: In Sonneberg seien die Geburtenzahlen seit Jahren rückläufig. Zuletzt habe man nur noch etwa 250 Geburten jährlich betreut. „Das kann von den umliegenden Geburtskliniken gut aufgefangen werden, so dass sich keine Frau Sorgen um ihre Betreuung während der Geburt machen muss“, beruhigt Jens Reimann, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Sonneberg.

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