Judenverfolgung
Zeichen gegen das Vergessen in Mangersreuth
Wolfgang Schoberth informierte über die Ausstellung „Züge in den Tod“.
Wolfgang Schoberth informierte über die Ausstellung „Züge in den Tod“.
Uschi Prawitz
F-Signet von Ursula Prawitz Fränkischer Tag
Kulmbach – In der Pfarrkirche beeindrucken zwei Ausstellungen über die Verfolgung jüdischer Mitbürger.

Zu einem Abend mit berührender und zugleich erschütternder Thematik hatte die Pfarrkirche Mangersreuth geladen. Zwei Projekte, die 2021 mit dem Wilhelm-Freiherr-von-Pechmann-Preis der evangelischen Landessynode ausgezeichnet wurden, präsentierten sich am Samstagabend in der Kirche und setzten ein Zeichen gegen das Vergessen.

Es waren die preisgekrönte Wanderausstellung „13 Führerscheine – 13 jüdische Schicksale“ des P-Seminars Geschichte am Meranier-Gymnasium Lichtenfels und das Theaterstück „Die Nacht von Flossenbürg“ des Theaters in der Kirche. „Ein großer Wunsch von mir ist damit in Erfüllung gegangen“, sagte Synodale Christina Flauder zur Vernissage am Samstagabend. „Dies ist eine Zeitreise für uns alle – traurig und erschütternd, ermahnend, hinzusehen.“

13 entzogene Führerscheine im Keller gefunden

Die Ausstellung „13 Führerscheine“ erzählt die Geschichte jüdischer Bürger aus Lichtenfels, deren Führerscheine 1938 im Bezirksamt Lichtenfels entzogen wurden. Im Februar 2017 stieß man bei Digitalisierungsarbeiten im Keller des Lichtenfelser Landratsamts auf einen unscheinbaren braunen Umschlag, darin enthalten eben jene 13 Führerscheine jüdischer Bürger.

Recherchen hinterließen bei den Schülern Spuren

„Es war dem damaligen Landrat Christian Meißner zu verdanken, dass diese Dokumente nicht einfach in einem Archiv verschwanden“, erklärte Manfred Brömsamle-Lambrecht, der als Geschichtslehrer das P-Seminar betreute und zur Vernissage nach Kulmbach gekommen war. Es folgten Recherchearbeiten, die nicht nur bei den Schülerinnen und Schülern Eindrücke hinterließen, sondern auch bei den direkten Nachkommen der einstigen Führerscheininhaber.

„Das Projekt hat uns geprägt und verändert und bis heute nicht losgelassen“, bekräftigte Francesca Schütz in einer kurzen Ansprache. Sie war Teilnehmerin des Seminars und für sie steht fest: „Opfer sind niemals nur Zahlen und Listen.“

Die Deportation aus Kulmbach

In einer begleitenden Ausstellung unter dem Titel „Züge in den Tod“, die ebenfalls in der Mangersreuther Kirche zu sehen ist, erfahren Interessierte Einzelheiten zum Jahr 1942, als die letzten verbliebenen jüdischen Bürger aus Kulmbach und ganz Oberfranken zusammengetrieben und ins Konzentrationslager verbracht wurden.

Die letzte Nacht von Dietrich Bonhoeffer in Flossenbürg

Im Anschluss an die Ausstellungseinführung erzählte das Theater in der Kirche über das Schicksal des Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. „Die Nacht von Flossenbürg“ von Karlheinz Komm ist ein ruhiges und intensives Stück, das einen fiktiven Dialog zwischen Pfarrer Bonhoeffer (Nicolas Peter), seinem Wachmann (Benedikt Lehmann) und seiner Mutter (Barbara Wunsch) thematisiert, wie er sich in seiner letzten Nacht im KZ Flossenbürg hätte zutragen können. Pfarrerin Bettina Weber bezeichnete es als eine Ehre, dass die Mangersreuther Kirche Schauplatz für die Ausstellung und das Theaterstück sein konnte.

Die Ausstellung ist bis zum 16. April in der Mangersreuther Kirche zu sehen.

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